Crassier / Monnericher Bürgermeister fordert: „Hätte gerne, dass die Leute aufhören, nichts zu tun“
Auf dem Programm zur Wahl stand es nicht. Aber eine Lösung für den „Crassier“ war ein Muss. Als der neue Bürgermeister von Monnerich 2017 feststeht, liegt der Erdrutsch der ehemaligen Bauschuttdeponie gerade mal drei Jahre zurück. Der Nachrutsch von 2018 bringt endgültig Druck in die Sache. Obwohl alle Beteiligten im April 2020 eine Lösung vereinbart haben, treibt das Thema immer noch Sorgenfalten auf die Stirn.
Das Ziel, den „Crassier“ 2024 mit einem Lehmdeckel versiegelt zu haben, ist nicht zu schaffen. Es ist immer noch oberste Priorität, scheitert aber an dem sportlichen Zeitplan sowie an geologischen und verkehrstechnischen Gegebenheiten. Das insgesamt 23 Hektar große Gelände ist ein Relikt der Montanvergangenheit des Südens.
Früher wurde dort die Schlacke der Hochöfen von Esch beseitigt. Später wird das Gelände zur Bauschuttdeponie. Ab 2006 lagert die Firma Cloos ab. Sie ist dort bis zum Erdrutsch 2014 tätig. Seit 2020 lagert sie wieder ab, dieses Mal, um das Gelände dauerhaft zu versiegeln. Es ist Erde, die für Neubauten ausgehoben wird.
Bauschutt muss bestimmte Bedingungen erfüllen
„Wir können hier nur bestimmte Arten von Böden einlagern”, sagt der amtierende Bürgermeister Jeannot Fürpass (CSV). Sobald angeliefert ist, wird das Material planiert und mechanisch verdichtet. Ein Labor aus Trier nimmt Proben und erstellt wöchentliche Dokumentationen. Poröse Beschaffenheit in Kombination mit steigendem Grundwasser und Regen von oben stehen als Ursache für die Erdrutsche 2014 und 2018 fest.
Beim ersten wurde die Verbindungsstraße CR106 zwischen Monnerich und Esch unpassierbar. Zwischenzeitlich liegt eine Tiefendrainage für 1,3 Millionen Euro, die den Grundwasserspiegel bei Regen in Schach hält. Sie ist Teil der Konvention zwischen dem Bauschuttentsorger Cloos, dem Geländebesitzer ArcelorMittal, der Regierung und dem Anrainer Monnerich. An ihr wurde jahrelang gefeilt, im April 2020 kommt sie schließlich zustande.
Teil dieser Konvention ist die Vorgabe, 1,3 Millionen Kubikmeter Erde für die „Deckelung” des Geländes herbeizuschaffen. Bis jetzt sind es aber nur 200.000 Kubikmeter. Das liegt an den Anforderungen für die Beschaffenheit der Erde, Aushub gibt es mehr als genug, und daran, dass die Gemeinde nur höchstens 200 bis 250 Lkw-Fahrten täglich für die Anlieferung erlaubt.
1,1 Millionen Kubikmeter fehlen
Ein Verkehrschaos mit entsprechender Lärmbelästigung für die Einwohner wie früher soll es nicht wieder geben. „1,1, Millionen Kubikmeter fehlen noch und wir haben fast 2023“, sagt der Rathauschef. „Da weiß man, dass das eng wird.“ Sein Ziel ist mittlerweile ein versiegelter „Crassier“ im Jahr 2025, um den auf 6,5 Hektar geplanten Solarpark errichten zu können.
Der dort erzeugte Strom entspricht einer jährlichen Leistung für 1.400 Haushalte. Die Verzögerung ist aber nicht alles. Bislang ist nur die Versiegelung des größeren Teils des Industriedenkmals autorisiert. Für den zweiten, kleineren Teil, fehlt bislang jegliche Genehmigung zur Versiegelung. Sie muss ArcelorMittal beantragen. Ein Vorgang, der bislang noch aussteht.
„Das stört mich“, sagt Fürpass, dem die Hände gebunden sind, weil das Gelände nicht der Gemeinde gehört. Noch etwas anderes stört. Ein weiteres Ziel der Sanierung des „Crassier“ ist die Beseitigung der Umweltschäden. Der Kiemelbach ist seit Jahren schwer belastet. Fische wird man dort nicht finden. Dafür ist aber nicht nur die Bauschuttdeponie verantwortlich, sondern auch Abwasser, das von der Gewerbezone „op Monkeler“ stammt.
Solidarität der Gemeinde Esch gefordert
Sie gehört zur Gemeinde Esch. Der neueste Plan ist es, diese Abwässer neben dem Minettkompost hochzupumpen, um sie in die gerade fertiggestellten Lagunen daneben abzuleiten. „Dort können sich die Sedimente absetzen, um den Kiemelbach endlich sauberer zu bekommen“, sagt Fürpass. Dafür muss eine Pumpstation gebaut werden. „Da erwarte ich mir die aktive Hilfe von Esch“, sagt der Monnericher Bürgermeister. „Ich hätte gerne, dass die Leute aufhören, nichts zu tun.“
Bislang trägt Monnerich die Last rund um den „Crassier“ allein und hat den Bau der Pumpstation bereits ausgeschrieben. In Planung ist ebenfalls eine Renaturierungsmaßnahme neben der „Lagune“, die die Schäden der Erdrutsche und des Baus der Tiefendrainage kompensiert. Die Kosten für die Renaturierung im Gebiet „am Bauch“ belaufen sich bislang auf 380.000 Euro, die im Budget 2023 eingeschrieben sind. „Die Gemeinde Monnerich ist der aktive Part in dieser Geschichte“, sagt Fürpass. Seine Sorgenfalten sind nicht zu übersehen.
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