/ „Moutarderie de Luxembourg“: Erfolg mit Soße(n)
240 Tonnen Senf, 100 Tonnen Mayonnaise, 45 Tonnen Ketchup, 40 Tonnen Andalouse – so viel Soßen stellen die fünf Mitarbeiter in der Produktion der „Moutarderie de Luxembourg“ in Münsbach jährlich her. Angefangen hat die Geschichte des Familienbetriebs in vierter Generation bereits im vorigen Jahrhundert, erzählt Daisy Schengen.
Die ‚Seele‘ unseres Betriebs ist der ‚Moschtert’“, beginnt Seniorchef Roland Munhowen unser Gespräch über das Herzstück der „Moutarderie de Luxembourg“, die er seit 2000 gemeinsam mit seinem Sohn Yann leitet.
Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder
Das familiengeführte Unternehmen blickt auf eine lange Tradition zurück. 1950 beginnt Pierre Munhowen die Senfherstellung unter der Marke „Moutarde Royale“. 1976 übernimmt sein Sohn Raymond den damaligen Konkurrenten „Moutarderie Luxembourgeoise“ und produzierte fortan Senf unter der Marke „Moutarde Luxembourgeoise“, die damals über einen größeren Marktanteil verfügte. Mehr als 60 Jahre, zwischen 1922 und 1986, wird der Senf der „Moutarderie Luxembourgeoise“, damals noch als Teil von Munhowen Distribution, in der „Mohrfelsmillen“ (Baujahr 963) im Pfaffenthal hergestellt. Seit 1986 bis heute hat sich der Verkauf von Senf der „Moutarderie Luxembourgeoise“ in Luxemburg verdoppelt.
An diese Glanzzeiten knüpfen offenbar auch die Senfhersteller der Nachfolgegenerationen an. Noch vor fünf Jahren habe der Senf, Mayonnaise-Anteil ausgenommen, rund 90 Prozent vom Umsatz ausgemacht, veranschaulicht Roland Munhowen mit einem Beispiel. Und auch 2018 behauptete die Soße aus Senfsamen ihre Spitzenposition in der Firmenstatistik mit rund 50 Prozent bei einem „beinahe doppelten Umsatz“ im Vergleich zu 2013.
Keine radikale Revolution
Tradition und Innovation sind Werte, die für die „Moutarderie“ zwar bezeichnend sind, jedoch in Bezug auf die Kreation neuer Produkte stets sorgsam eingesetzt werden. So wurde nach dem Umzug des Betriebs nach Howald 1986, erst 1987, rund zwölf Jahre nach der Gründung der neuen Senffabrik, eine neue Soße auf den Markt gebracht. Eine radikale Revolution war der neue „scharfe Senf“ nicht, eher eine Weiterentwicklung, ebenso wie der körnige Senf, der Anfang der 90er Jahre zur Senffamilie hinzustieß, oder die Variationen mit Bier und Riesling, die als limitierte Auflage nur vorübergehend das Sortiment ergänzten.
TIPP: Etikett von einem Senfglas ablösen
1. Das Senfglas in kaltem Wasser mehrere Stunden lang einweichen.
2. Anschließend lässt sich das Etikett sehr einfach ablösen.Wichtig: Vor der Entfernung des Etiketts das Gefäß nicht in der Spülmaschine säubern! Aufgrund der Temperatur des Spülmaschinen-Wassers wird man das Etikett nämlich nicht mehr vom Glas abbekommen.
Ab 1993 machten die Munhowens auch in Mayonnaise. Mit Beginn des neuen Jahrtausends schlug die nächste Generation ein neues Kapitel in der Geschichte des Familienunternehmens auf. 2000 übernehmen Vater Roland und Sohn Yann Munhowen die Anteile der „Moutarderie de Luxembourg“, als die familiengeführten „Munhowen Boissons“ an die „Brasserie Nationale“ in Bascharage verkauft wurden. Seitdem leiten sie die Geschicke der „Moutarderie“, die inzwischen an ihren jetzigen Standort in Münsbach umgezogen ist.
Prädikat „Made in Luxemburg“
Erst 2015 kommen mit „Andalouse“ und „Ketchup“ zwei weitere neue Soßen hinzu. Der jüngste Zuwachs der Produktfamilie, die neue „BBQ Sauce“, wurde pünktlich zur Grillsaison 2018 vorgestellt. Wie alle anderen Produkte aus dem Angebot der „Moutarderie“ ist auch dieser Neuzugang frei von Gluten und Konservierungsstoffen. Er trägt das Prädikat „Made in Luxemburg“ nicht nur auf dem Etikett. Beginnend bei den Zutaten – darunter Essig von der „Vinaigrerie Pundel“ – wird sie, zum Teil in Handarbeit, in Luxemburg hergestellt und abgefüllt.
Die Entwicklung einer Idee zum marktreifen Produkt dauert laut Roland Munhowen ein bis zwei Jahre: „Wir gehen zunächst von ‚Zielsoße‘ aus – so, wie wir sie uns vorstellen könnten. Mithilfe von Fachleuten arbeiten wir an der Rezeptur. Anschließend schmecken wir die verschiedenen Rezepten solange, bis das richtige – also jenes, das unserem Ziel entspricht – steht.“
Rezeptur muss überzeugen
Hat eine Rezeptur den Gaumen der Mitarbeiter und der Geschäftsführung überzeugt, wird es fester Bestandteil des Sortiments. Das beste Beispiel dafür? Das Senf-Rezept aus dem Jahr 1922, das bis heute den Geschmack des hauseigenen Senfs der „Moutarderie de Luxembourg“ prägt.
Nach einem Ausblick gefragt, zeigt sich Senior-Chef Munhowen vorsichtig optimistisch. „Beim Senf sind wir der Marktführer, bei den anderen Soßen ist noch Luft nach oben.“ Im Bereich „Moschtert“ sei es schwierig, mehr als 75 Prozent Marktanteil zu erreichen, sagt er.
Ein Weg, die „Moutarderie de Luxemburg“ für die Zukunft aufzustellen seien die neu entwickelten Soßen. Eine andere Möglichkeit wäre es, über die Grenzen Luxemburgs hinauszugehen. Ein kleiner Anteil der Produktion wird bereits in Deutschland und in den USA verkauft.
Wäinzoossiss mat Moschtert
Zutaten: 8 „Wäinzoossissen“(Bratwürste)
1 walnussgroßes Stück Butter
1 Schalotte
1 EL Senf
10 cl Riesling
1 EL Bratensaft
10 cl Frische Sahne
Zubereitung: Die „Wäinzoossissen“ in einer Pfanne 5 Minuten auf beiden Seiten bei starker Hitze in Butter anbraten. Anschließend die Hitze reduzieren, damit sie innen gut durch werden.
Für die Senfsauce: die gehackte Schalotte in Butter glasig dünsten. Einen Löffel Senf hinzugeben und mit einem Holzlöffel umrühren. Mit dem Riesling und dem Bratensaft ablöschen und den Senf einrühren.
Die Soße zu 2/3 einkochen lassen, Sahne hinzugeben und erneut zur Hälfte einkochen lassen.
Die Senfsauce über die „Wäinzoossissen“ verteilen und mit Kartoffelpüree servieren.
(Rezept und Foto: Moutarderie de Luxembourg)
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