Köpfe des Tages / Mutiny on the Bounty: Verkopft, eklektisch – und wahnsinnig tanzbar
Mutiny on the Bounty arbeitet an neuen Songs
Als Sacha Hanlet (Schlagzeug) und Nicolas „Pzey“ Przeor (Gitarre, Effekte) im Jahr 2004 Mutiny on the Bounty in Esch/Alzette ins Leben riefen, ahnte wohl niemand, dass die Band 16 Jahre später zu einer der weltweit bedeutendsten Math-Rock-Bands gehören würde.
Mit einem Split-Album, das 2005 erschien und das Mutiny zusammen mit der luxemburgischen Band Treasure Chest at the End of the Rainbow veröffentlichte, konnte man einen ersten Einblick in das komplexe Klangbild der Band gewinnen: Mutiny on the Bounty stand für eine strukturell komplexe Mischung aus Hardcore und Math-Rock-Einflüssen, die auf dem Debütalbum „Church Mouth“ (2009) konsequent weiterentwickelt wurden.
2011 erfolgte ein Besatzungswechsel: Luciano Lippis und Claudio Pianini verließen die Band, mit Clement „Clem“ Delporte (Gitarre) und Cedric „Tchiggy“ Czaika (Bass) gewann man zwei Neuzugänge, die an der Entwicklung des Klangbildes maßgebend mittüftelten – beispielsweise wurden die Call-Response-Gitarrenparts von „Pzey“ und „Clem“ zu einem der Markenzeichen von „Trials“ (2011), einem Album, das die Band mit Matt Bayles aufnahm, nachdem Mutiny dem amerikanischen Produzenten ein paar ihrer Lieder zugeschickt hatte. Das Album wurde anschließend via Crowdfunding finanziert.
„Trials“ pendelt zwischen instrumentalen Songs wie „Myanmar“ und „Mapping the Universe“, die mittlerweile fester Bestandteil des Kanons der Band und des Genres sind, und Songs, bei denen Schlagzeuger Hanlet die Lead Vocals übernimmt – Letztere werden heute aber nicht mehr live gespielt. Auf dem dritten Album „Digital Tropicals“ (2015), aufgenommen von Jan Kerscher, der auch mit der luxemburgischen Band Inborn spielte, lässt Mutiny den Gesang ganz und gar weg – und fokussiert sich/setz auf tanzbare, rhythmisch anspruchsvolle, vielschichtige Songs wie „Dance Automaton Dance“ oder „MKL JKSN“ – die nächste Platte soll eine ähnliche Richtung einschlagen.
Der Erfolg einer Band bemisst sich oftmals an den Auftritten, die sie im Ausland verbuchen kann, an der Größe ihrer Fanbase und der internationalen Strahlkraft. Mutinys Platten erschienen allesamt bei ausländischen Labels wie dem deutschen Redfield Records oder dem englischen Big Scary Monsters. Die Band hat mit international bekannten Produzenten aufgenommen, sich im Ausland einen Namen gemacht – lange bevor es das luxemburgische Exportbüro für Musik gab, in Japan, China, den USA und in ganz Europa gespielt, mit Bands wie Russian Circles, 65daysofstatic oder Portugal. The Man getourt. Und was die Fanbase anbelangt: Als Mutiny 2015 und 2016 auf dem Arc Tangent spielte – dem weltweit wichtigsten Musikfestival für verschrobene, komplexe instrumentale Musik –, tanzten fast 5.000 Engländer begeistert zu den Songs, deren Gitarrenmelodien teilweise mitgesungen wurden. Viele der Festivalbesucher trugen T-Shirts der Band.
Die neue Mutiny-Platte, die Ende dieses Jahres erscheinen soll, wird von Genrefans bereits sehnsüchtig erwartet. Tontechniker Philipp Welsing, der gerade dabei ist, die neue Single der Band zu mastern, hat Mutiny auf Facebook als „seine Lieblingsliveband“ bezeichnet und sie in Sachen Groove und Intensität mit Russian Circles verglichen. Wer die amerikanischen Post-Metaller live erlebt hat, weiß, was das für ein Kompliment ist.
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ek·lek·tisch
/ekléktisch/
abwertend
nur Ideen, Stilelemente anderer verwendend; unschöpferisch