Kompetenzzentrum / Mutter eines Schülers ärgert sich über Geheimniskrämerei
Zahlreiche Infektionen, Quarantänen und Isolierungsmaßnahmen haben in den vergangenen Wochen die Zweigstelle Beles des Kompetenzzentrums CDI („Centre pour le développement intellectuel“), früher „Ediff“, heimgesucht. Eine Mutter, deren Sohn in dieser Zweigstelle eingeschrieben ist, berichtet über ihre Erfahrungen in den letzten Wochen und spart nicht mit Kritik an manchen Vorgehensweisen. Die Direktion versichert derweil, dass alles nach den dafür vorgesehenen Regeln verlief.
An einem Morgen Ende November ist der Mini-Bus leer. Nur der Fahrer sitzt drin. Die anderen acht Plätze sind an diesem Tag nicht besetzt. Die Mutter wundert sich und fragt den Busfahrer, was los sei. Dieser antwortet, dass alle Kinder in Quarantäne seien. Die Mutter lässt ihren Sohn einsteigen. Der Mini-Bus fährt zur Beleser Zweigstelle des CDI-Kompetenzzentrums.
Ihr Sohn ist im Cycle 5 und besucht im Laufe der Woche mehrere Ateliers, wo die Schüler mit Holz und Keramik arbeiten, Kochunterricht bekommen sowie Sport- und Schwimmunterricht haben. Einmal die Woche hat er einen Einzelkurs bei einer Logopädin. Dieser dauert 30 Minuten. Der Sohn spricht kaum und kann deshalb zu Hause nicht berichten, was er im Kompetenzzentrum erlebt hat. Die Mutter sagt: „Er kann mir nicht sagen, ob und was er dort zu Mittag gegessen hat.“
Die Mutter ist aufgebracht und wendet sich an das Tageblatt, das bei seinen Recherchen auf zahlreiche Infektionen bei Schülern und Lehrpersonal in besagter Zweigstelle gestoßen war. Die vielen positiven Fälle hatten Quarantänen und Isolierungsmaßnahmen ausgelöst. Laut Tageblatt-Informationen waren auch Infektionsketten dabei, die das Bildungsministerium (Menje) jedoch nicht bestätigen konnte. Laut Menje kam es allerdings zu zwei Szenarien 3 (drei bis fünf positive Fälle in einer Klasse, die infolgedessen in Quarantäne gesetzt wurden), drei Szenarien 2 (zwei positive Fälle in einer Klasse und Quarantäne) sowie einzelnen Infektionen (Szenario 1, die zu Isolierungsmaßnahmen der Klasse führten). Die Zahlen zu den Fällen waren vom Bildungsministerium in seinen wöchentlichen Berichten falsch eingeordnet worden. Sie standen nicht unter der Rubrik Kompetenzzentren, sondern unter jener der Grundschulen.
Die Mutter des Schülers engagiert sich in mehreren Vereinigungen, die sich für Menschen mit Behinderungen einsetzen. In der Zeitung möchte sie ihren Namen nicht lesen. Das wäre nicht gut, sagt sie. Dem Tageblatt erklärt sie auch wieso. Der Grund klingt plausibel, doch schreiben dürfen wir dies nicht. Sie bemängelt die fehlende Kommunikation der Zweigstelle mit den Eltern. „Wir erfahren nichts.“ Immer wieder nimmt sie das Telefon in die Hand und schreibt E-Mails. Sie fragt nach Informationen bei der Direktion und beim Ministerium. Im Ministerium antwortet man ihr in der Regel nicht, sagt sie.
Nicht alle tragen eine Maske im Bus
Nachdem sie den leeren Bus gesehen hatte, fragte sie bei der Direktion der Beleser Zweigstelle nach. Man sagte ihr, dass sich eine Klasse in Quarantäne befinden würde. „Dabei kann das doch gar nicht stimmen“, sagt die Mutter. „Im Mini-Bus sitzen Schüler aus drei verschiedenen Klassen. Mindestens zwei Klassen müssten demnach in Quarantäne sein.“ Die Mutter bemängelt neben der schlechten Kommunikation auch die Tatsache, dass stets alles geheimgehalten werde. Man dürfe bloß nichts erfahren, sagt sie. Dies gelte auch für das Bildungsministerium. Die Mutter nennt diese Form der Nicht-Kommunikation einen Mangel an Respekt gegenüber Eltern und Schülern.
Die Mutter selbst gehört zu den vulnerablen Personen. Deshalb hat sie auch Bedenken, wenn ihr Sohn mit Schülern aus zwei weiteren Klassen jeden Tag zusammen im Bus sitzt. Ihr Sohn behalte die Maske zwar an, doch dies sei bei anderen Schülern im Bus nicht unbedingt der Fall. Es handele sich dabei um Kinder, die verschiedene Pathologien haben, sagt sie. Sie beobachte immer wieder, dass manche im Bus die Maske nicht richtig oder gar nicht anhaben. „Diese Schüler verstehen das mit der Maske nicht“, sagt sie. Dadurch steige allerdings das Infektionsrisiko.
Auch zu diesem Thema habe sie bereits die Direktion kontaktiert. Die Mutter bemängelte, dass man doch nicht drei verschiedene Klassen in einen Bus stecken könnte. Man antwortete ihr, dass die Schüler Masken anhätten, dann sei dies kein Problem. „Aber das sind doch keine ,normalen‘ Grundschüler“, sagt die Mutter. Sie versteht auch nicht, wieso genau dieses Argument in Esch dazu führt, dass die Schüler der Grundschulen nicht mehr zum Schwimmunterricht in die „Piscine municipale“ gefahren werden. Weil sich mehrere Klassen im Bus vermischen würden, heißt es. Und die Masken, fragt die Mutter. Hier gilt das Argument also nicht.
Das Tageblatt hat bei Monique Evrard, Direktorin der Zweigstelle Beles, nachgefragt. Die Antwort erfolgte allerdings von Claudine Olinger, Direktorin des Hauptsitzes des CDI. „Alle betroffenen Eltern und Schüler wurden in voller Transparenz direkt per Telefon kontaktiert und über die entsprechenden Szenarien sowie über die Konsequenzen, die sie betreffen, informiert“, schreibt sie. Dabei habe sich das CDI an die allgemein gültigen Regeln des Datenschutzes und der Vertraulichkeit gehalten, die in allen Sektoren gelten. Das CDI habe keine personenbezogenen Informationen über positive Fälle herausgegeben. Und das CDI habe keine Informationen an nicht-beteiligte Personen weitergegeben.
Sohn könnte sich im Krankenhaus nicht verständigen
Wenn das CDI, wie Olinger schreibt, stets alle Eltern über Infektionen und Quarantänen informiert hat, müsste der Direktorin eigentlich aufgefallen sein, dass es eine erhöhte Anzahl an Fällen in den vergangenen Wochen in der Zweigstelle Beles gegeben hat. Als das Bildungsministerium mit solchen Zahlen vom Tageblatt konfrontiert wurde und diese in einer ersten Phase (noch) nicht auf dem Schirm hatte, fragte es bei Olinger nach. Sie sagte gegenüber dem Ministerium, dass sie keine Kenntnis über erhöhte Zahlen von Infektionsfällen in Beles habe. Irgendetwas passt hier nicht zusammen.
Die meisten Schüler aus der Zweigstelle Beles behalten ihre Maske während des Transports an. Bei vereinzelten Schülern wird vom Tragen einer Maske abgeraten. Bis jetzt sind uns keine Fälle bekannt, dass sich Schüler im Bus infiziert haben.Direktorin des CDI („Centre pour le développement intellectuel“)
Zu den Bussen schreibt Olinger: „Die meisten Schüler aus der Zweigstelle Beles behalten ihre Maske während des Transports an. Bei vereinzelten Schülern wird vom Tragen einer Maske abgeraten. Bis jetzt sind uns keine Fälle bekannt, dass sich Schüler im Bus infiziert haben.“ Das bedeutet demnach, dass man sich eigentlich des Risikos bewusst ist, es aber wohl in Kauf nimmt. Nach dem Motto: bislang ging ja alles gut.
Allgemein ist das Thema Schulbusse zurzeit problematisch. Viele Fragen im Livechat mit Claude Meisch am vergangenen Mittwochabend drehten sich um das Thema. Dass sich verschiedene Klassen ohne Abstand in Bussen vermischen, ist seit längerem in der Diskussion. Mittlerweile wurde die Anzahl der Busse auf einzelnen Fahrten erhöht, aber das Problem bleibt weiter bestehen. Bei Schülern aus Kompetenzzentren ist das Thema umso akuter, da hier das Tragen der Masken, aufgrund unterschiedlicher Pathologien, die die Schüler haben, nicht gewährleistet werden kann.
Die Mutter ist vulnerabel und sollte sich schützen. Aber auch ihr Sohn sollte sich keineswegs mit dem Coronavirus anstecken. Ein Krankenhausaufenthalt ihres Sohnes wäre eine Qual für ihn selbst, aber auch für die ganze Familie. Der Sohn könne sich nicht verständigen, weder mit dem Krankenhauspersonal noch mit seinen Eltern. Eine solche Situation müsse man auf jeden Fall vermeiden, sagt die Mutter.
Lehrer waren positiv, Eltern erfahren es nicht
Für ihren Sohn hat sie nun eine Bescheinigung ausstellen lassen, die ihn vom Sport- und Schwimmunterricht befreit. Allerdings läuft diese im Januar aus. Sie sagt, dass man den Eltern die Wahl lassen sollte, ob sie ihre Kinder in Pandemiezeiten in einen solchen Unterricht schicken wollen oder nicht. Sollte ihr Sohn im Januar gezwungen werden, an diesen Kursen teilzunehmen, dann überlege sie sich, eine Klage einzureichen.
Die Woche davor hatte mein Sohn noch Kontakt zu den zwei infizierten Lehrkräften, wurde aber weder in Quarantäne gesetzt, noch wurden die Eltern darüber informiert. (…) Wieso muss man das verstecken?
„Ich weiß, dass für das Ministerium und all die anderen Akteure des Bildungswesens in dieser Pandemie alles sehr schwierig ist. Ich wertschätze auch deren Arbeit. Aber diese Geheimniskrämerei macht alles noch viel schlimmer“, sagt sie. Im Klassenheft von ihrem Sohn stand Ende November, dass die Kochkurse und jener für Logopädie in der laufenden Woche ausfallen werden. Wieso, wurde aber nicht erklärt. Später habe sie dann erfahren, dass diese zwei Personen positiv getestet wurden. „Die Woche davor hatte mein Sohn noch Kontakt zu den zwei infizierten Lehrkräften, wurde aber weder in Quarantäne gesetzt, noch wurden die Eltern darüber informiert. Das finde ich nicht normal. Das verstehe ich nicht. Wieso muss man das verstecken?“, fragt sie. „Ich habe bis heute nicht erfahren, ob mein Sohn jemals in eine ‚Mise à l’écart‘ gesetzt wurde oder nicht.“ Auch in der Woche vom 3. Dezember gab es Kinder, die in Quarantäne waren, sagt sie. Niemand habe dies kommuniziert, aber bemerkt habe sie das schon.
Die Mutter bemängelt zudem eine Aussage von Lex Folscheid, Erster Regierungsrat und Berater von Bildungsminister Claude Meisch, im Tageblatt-Artikel vom 16. Dezember. Laut Folscheid seien die Schüler in den Kompetenzzentren an eine „normale“ Schule über die „Classes d’attache“ gebunden. Das stimme so nicht, sagt die Mutter. Dies sei im Gesetz so vorgesehen, werde in der Praxis allerdings nicht unbedingt so angewandt. Zudem gelte das Prinzip der „Classes d’attache“ nur für Schüler bis zwölf Jahren. In den Kompetenzzentren werde kein Unterschied zwischen Grund- und Sekundarschule gemacht. „Die Schüler werden lediglich nach Altersstufen in Klassen eingeteilt“, sagt sie. Ihr Sohn sei keiner „Classe d’attache“ angebunden.
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„Lehrer waren positiv, Eltern erfahren es nicht .“ „Die Mutter ist vulnerabel und sollte sich schützen.“ Wenn das alles so bekannt ist.
Die Verantwortlichen verklagen auf fahrlässige Körperverletzung. Später dann mit Todesfolge, wäre nicht auszudenken. Ich schäme mich für diese Zustände.
@Grober J-P.
„Lehrer waren positiv, Eltern erfahren es nicht .“
Schon mal was von Privatsphäre und Datenschutz gehört?
et gëllt MeischMaulkuerfgesetz. Den de mond obmescht get gemobbt.
Mä Proffen an Schoulmëschter hun neischt verstannen. D Vakanz ugefangen a schon stungen se um Findel fir dei nächst COVID Variant an d’Schoulen eranzeschleefen.
Wenn eine Person,ob Kind oder Erwachsener,aus welcher Ursache auch immer,die Mindestregeln nicht einhalten kann um sich(und andere) zu schützen,müsste es auch Sonderregelungen geben.Zumal wenn es sich,wie hier,um mehrere Personen handelt. Jeder muss sich bewusst sein,dass die Tests keine hundertprozentige Aussage geben und dass deren Gültigkeit schon nach einem ersten Kontakt dahin sein kann. Da Positive automatisch in Quarantäne müssen verstehe ich die Aufregung der Mutter allerdings,sollte dies hier nicht der Fall gewesen sein.
@glitz/ Derselbe blöde Kommentar.
Schon mal was von Beichtgeheimnis gehört?
Was hat das jetzt mit Datenschutz zu tun H. oder Fr. Glitz? Einfach sagen liebe Mutter von X, ihr Sohn muss in Quarantäne weil einpaar Lehrer oder Mitschüler …… es hat doch keinen Zweck.
@Grober J-P.
„Was hat das jetzt mit Datenschutz zu tun H. oder Fr. Glitz? “
Sie meinen also wenn ein Staatsbeamter eine spezifische Krankheit hat, dann darf man das in die Zeitung schreiben?
Wie steht’s denn mit Ihren Krankheiten, lassen Sie uns an der Misere teilhaben damit wir was zu lachen haben?
@florence/… dir hutt Alles verstaan!
Nur um mal was anzumerken, aber mein Chef mit der CSV Parteikarte fragt mich auch welche Krankheit ich habe, wenn ich mich morgens krank melde. Was sagt man denn dazu? Wie kann ich mich wehren? Wie gesagt, das Land ist absolut verrückt und ich hoffe Nation Branding wird sofort eingestellt.
Es geht um den Schutz der Kinder, ganz einfach. Man könnte doch die Mutter informieren. Nix verstan. Versetzt euch mal in die Rolle dieser Mutter. Es geht einfach nicht um „einen“ Staatsbeamten, es geht um die Kommunikation.
Ist wirklich nicht zum Lachen wenn man erfährt, dass nichts unternommen wird um mein Kind zu schützen. Ist schon eigenartig, wenn man vom Busfahrer erfährt was los ist. Als verantwortungsvoller „Staatsbeamter“ würde ich der Mutter sagen, bitte lasst deinen „vulnerablen“ Sohn zu hause bis die Coronaerkrankung vorbei ist. Corona ist keine „spezifische“ Krankheit! Corona geht uns alle etwas an, ist anscheinend bei gewissen Menschen ein Tabuthema, sieht man auch an den Todesanzeigen.
Man könnte, man sollte, man hätte …
Der Lehrer hat eine Privatsphäre was seine Gesundheitsdaten angeht, wenn der Staat diese verletzt, dann kann er den Staat in Grund und Boden klagen.
Nur weil es unbequem ist, kann man doch nicht alle Gesetze verlassen bloß weil ein paar Helikoptereltern ausrasten.
@Grober J-P.
„Ist schon eigenartig, wenn man vom Busfahrer erfährt was los ist.“
Der Busfahrer hat das Datenschutzgesetz verletzt?
Na dann viel Spaß in einem neuen Job.
Das hat nichts mit Datenschutz zu tun. Ein positiv getester Lehrer müsste soviel Eigenverantwortung aufbringen, dass er das bei der Schuldirektion meldet und in Quarantäne geht. Und letztere ist verpflichtet sowohl das Lehrpersonal wie auch die Schüler zu schützen. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Pandemie sich verbreitet wie ehedem die Pest. Frage: wieviele Schüler gefährdet ein infizierter Lehrer bei einem Klasseneffektiv von 20? Andersherum gefragt , wieviele Kommilitone mag ein positiver Schüler anstecken? Solche Vorfälle braucht man nicht an die grosse Glocke zu hängen, die können und werden auch im engsten Kreis, intern behandelt.