Kollektivurlaub / Nach Aussagen des Arbeitsministers: Präsident des Bauunternehmer-Verbands sieht keinen Änderungsbedarf
Kollektivurlaub im Baugewerbe, ja oder nein? Arbeitsminister Georges Mischo (CSV) hatte die Frage aufgeworfen, ob der dreiwöchige Urlaub noch zeitgemäß sei. Der Präsident des Verbands der Bauunternehmer sieht jedoch keinen Grund, daran etwas zu ändern – so sieht es auch der OGBL.
Roland Kuhn, Präsident der „Fédération des Entreprises de Construction et de Génie Civil“ sieht keinen Grund, am Kollektivurlaub in der Baubranche etwas zu ändern. Er reagiert damit in einem Interview mit RTL am Mittwochmorgen auf Aussagen von Arbeitsminister Georges Mischo (CSV): Dieser hatte an gleicher Stelle vor zwei Wochen die Frage gestellt, ob der Kollektivurlaub im Baugewerbe noch zeitgemäß sei. Der Arbeitsminister schlug vor, den dreiwöchigen Urlaub anders zu gestalten: Mit einer Verkürzung, einer Verschiebung oder anderen Lösungen wie Ausnahmen für bestimmte Projekte.
„Es ist sehr wichtig, dass sich unsere Beschäftigten drei Wochen ausruhen können“, sagt Kuhn. Alle seien zufrieden mit der Vereinbarung. Er verstehe nicht, warum man daran etwas ändern sollte. „Es gibt kein Bedürfnis, überhaupt darüber zu diskutieren“, sagt Kuhn. Auch für die Produktivität sei es von Vorteil, wenn alle zusammen Urlaub machen. Vor allem für die kleinen Unternehmen sei die Arbeit nicht zu bewältigen, wenn immer wieder einzelne Arbeiter fehlen würden – denn die seien oft Spezialisten ohne Ersatz.
Die Situation auf dem Bau sei weiterhin dramatisch, sagt Kuhn gegenüber RTL. Der Verkauf von Neubauten sei stark zurückgegangen, von durchschnittlich 860 Verkäufen in den vergangenen Jahren auf 106 im Jahr 2023. Darauf würde auch der Rückgang von 87 Prozent bei den Beurkundungen durch Notare hinweisen. „Ein weiterer guter Indikator ist der Bauschutt“, sagt Kuhn: Dieser sei um mehr als die Hälfte gesunken: von ehemals 12.000 Tonnen pro Tag auf weniger als 6.000 Tonnen. Daran sehe man, dass viel weniger gebaut werde. Sein Fazit: Die Preise befinden sich auf „katastrophal tiefem Niveau“ und die Bauunternehmen benötigen dringend neue Aufträge.
Reaktion des OGBL
„Eigentlich hat der Minister beim Kollektivurlaub kein Mitspracherecht“, sagt Jean-Luc De Matteis, Zentralsekretär des OGBL-Syndikats Bau, dem Tageblatt. Denn es handle sich um ein Abkommen zwischen den Sozialpartnern. Und zwischen dem Patronat und den Gewerkschaften sei das Thema gar nicht aufgekommen. „Es ist keine perfekte Lösung“, sagt De Matteis. Aber man wolle ja auch nicht, dass die Arbeiter nur im Winter in Urlaub gehen können.
„Es ist kein Geheimnis, dass es bei den Neubauten nicht vorangeht“, sagt De Matteis zur Situation des Baus in Luxemburg. Die „horrenden“ Preise und hohe Zinsen könnten sich viele Menschen schlicht nicht mehr leisten. Die Preise seien bei Neubauten auch bisher kaum gesunken, es hätte sich vor allem bei bestehenden Häusern etwas getan. „Wir sind gespannt, wie es jetzt mit den neuen Maßnahmen der Regierung weitergeht“, sagt De Matteis. Denn diese hätte die Forderungen des Patronats quasi eins zu eins übernommen. In seiner Rede zur Lage der Nation hatte Premierminister Luc Frieden (CSV) einen Zehn-Punkte-Plan für das Bauwesen vorgestellt.
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