/ Nach dem Abflug aus Luxemburg-Stadt: "Bird" bleibt hartnäckig
Die 250 E-Roller sind so schnell wieder aus der Hauptstadt verschwunden, wie sie gekommen waren. Nach einem Gespräch mit den Gemeindeverantwortlichen hat sich der Verleiher Bird dazu bereit erklärt, die Roller, die er ohne Genehmigung aufgestellt hatte, bis Samstag Abend selbst wieder einzusammeln. Das Unternehmen scheint sich allerdings sicher zu sein, dass das nur vorübergehend ist.
Bürgermeisterin Lydie Polfer hat den Verantwortlichen von Bird beim Treffen am Donnerstagmorgen ihre Bedenken geschildert und das Vorgehen des Unternehmens kritisiert. „Ich habe ihnen gesagt, dass das so nicht geht“, sagte Polfer gestern gegenüber dem Tageblatt. Die Bürgermeisterin bat sie daraufhin, die E-Scooter einzusammeln.
Beide Seiten haben sich darauf geeinigt, dass Bird dieser Bitte nachkommen wird und die 250 Elektro-Roller bis Samstagabend aus der Hauptstadt entfernt. Das Unternehmen selbst schreibt in einer Stellungnahme, man sei hocherfreut gewesen, Bürgermeisterin Polfer und ihr Team endlich treffen zu können. „Das Meeting war konstruktiv und gab uns die Möglichkeit, zu erklären, wie Bird dazu beitragen kann, das Verkehrschaos in der Stadt zu vermindern und die Luftqualität zu verbessern“, heißt es in dem Schreiben. Bird habe die Bedenken der Bürgermeisterin zur Kenntnis genommen und das Unternehmen arbeite nun daran, diese anzusprechen.
Die Firma bleibt jedoch davon überzeugt, dass sie nach Luxemburg-Stadt zurückkehren werde. „Während wir diese Änderungen vornehmen, pausieren wir unseren Dienst in Luxemburg vorübergehend“, schreibt der E-Scooter-Verleih und bedauert unterdessen die Enttäuschung Tausender Menschen, die den Dienst bereits in Anspruch genommen haben. Nichtsdestotrotz würden sie daran glauben, dass es das Beste sei, eng mit den Städten, in denen sie ihre Dienste anbieten, zusammenzuarbeiten. Dann unterstreicht der Sprecher nochmals: „Wir werden diese Änderungen also vornehmen, bevor wir den Dienst wieder aufnehmen.“
Bürgermeisterin Lydie Polfer sieht das allerdings anders. „Wir lassen uns nicht unter Druck setzen“, machte sie klar. Sie wisse zu schätzen, dass Bird die E-Scooter selbst einsammelt und die Stadt nicht eingreifen musste. Komplett gegen die Elektro-Roller scheint sie jedoch nicht mehr zu sein.
Nachdem die Hauptstadt in den vergangenen zwei Jahren insgesamt sieben Anträge von verschiedenen E-Scooter-Verleihern abgelehnt hatte, überlegen die Verantwortlichen nun, Bedingungen festzulegen und eine öffentliche Ausschreibung zu lancieren. Dies werde bei Gelegenheit im Schöffenrat besprochen, so Polfer. „Für uns wird das ‚free floating‘-Prinzip nie in Frage kommen“, sagte Polfer. Die Roller müssten an einer festen Station abgestellt werden. Ein ähnliches Prinzip habe Bird bereits in Barcelona angewandt. Lydie Polfer betonte jedoch: „Wir haben grundsätzlich nichts gegen die Firma, wollen aber auch niemanden bevorzugen.“ Deswegen die Ausschreibung, damit jeder die gleichen Chancen hat.
Hartnäckiges Unternehmen
Im amerikanischen San Francisco war es zu einem ähnlichen Fall mit der Firma Bird gekommen. Genau wie in Luxemburg stellte das Unternehmen die E-Scooter über Nacht in der Stadt auf, ohne jedoch eine offizielle Genehmigung von deren Seite zu haben. Genau wie die Stadt Luxemburg hat auch San Francisco die E-Scooter verbannt. Dort wurden hinderlich geparkte Roller von der Stadt entfernt. Als San Francisco den beiden Elektro-Roller-Verleihern Skip und Scoot durch eine öffentliche Ausschreibung die Erlaubnis erteilte, ihre Dienste anzubieten, zog sich Bird ganz zurück – aber nur vorübergehend.
Bei der öffentlichen Ausschreibung hatte Bird sich ebenfalls gemeldet, wurde laut CNN Business von der Stadt jedoch nur auf Platz 10 von 12 gewählt. San Francisco bemängelte Birds Strategie zur Nutzung der Helme, den gerechten Zugang zu den Rollern sowie das verantwortungsbewusste Parken. Zudem kritisierte San Francisco, dass das Unternehmen „Gig Economy“-Arbeiter nutzte – also Arbeiter, die unabhängig vom Unternehmen sind und über eine Plattform gebucht werden. Bekannte Beispiele für „Gig Economy“ sind Plattformen wie Uber, Foodora oder Deliveroo. Die unabhängigen Mitarbeiter sollen laut CNN Business durch das Anschauen von Videos gelernt haben, wie die Elektro-Roller aufgeladen und instandgehalten werden.
Neun Monate später, im Mai dieses Jahres, hat Bird trotz allem einen Weg gefunden, nach San Francisco zurückzukehren. Die Firma bietet inzwischen einen monatlichen und persönlichen Verleih der E-Scooter für 24,99 Dollar an. Dabei liefert ein Mitarbeiter den Roller an den gewünschten Ort und holt ihn nach einem Monat wieder ab. Dagegen kann die Stadt nichts tun, da die Roller bei den Nutzern zu Hause stationiert oder wie ein Fahrrad mit einem Schloss fixiert werden. Nur einen Monat später hat Bird zusätzlich den Verleiher Scoot aufgekauft, eines der beiden Unternehmen, die die Erlaubnis der Stadt erhalten hatten, ihre Dienste anzubieten. Die Roller fahren zwar weiterhin unter dem Namen Scoot gehören aber nun Bird. So oder so macht das Unternehmen auch in Luxemburg nicht den Eindruck, aufgeben zu wollen.
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