/ Nach dem Nein zur „Cité du film“: Düdelingen sucht nach Alternativen für Gebäude auf „Neischmelz“
Die Verantwortlichen der Stadt fühlen sich bei der „Cité du film“, einem Projekt mit nationaler Ausrichtung, im Stich gelassen. Nach dem Nein des Regierungsrates bleibt offen, welche Funktion die betroffenen Gebäude auf „Neischmelz“ in Zukunft bekommen sollen. Bürgermeister Dan Biancalana erklärt, wie die Idee zu Filmproduktionsstätten auf dem ehemaligen Industriegelände entstanden ist.
Die ersten Überlegungen, dass sich die Filmindustrie in Düdelingen niederlassen könnte, gehen auf das Jahr 2007 zurück. Zwei Jahre zuvor war das Walzwerk der „Forge du Sud“ geschlossen worden. Die damalige Regierung habe zu dem Zeitpunkt angekündigt, ein anderes Projekt von nationaler Tragweite anzusiedeln, um die verlorenen Arbeitsplätze zu kompensieren. Eine nationale Ausrichtung sei auch deswegen wichtig, da sie einen gewissen Anziehungspunkt mit sich bringt, erklärt Düdelingens Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP).
2007 kam die Diskussion auf, dass Luxemburgs Filmindustrie einen neuen Standort benötigt. Die ULPA („Union luxembourgeoise de la production audiovisuelle“) hielt das Gelände um das zukünftige Viertel „Neischmelz“ auf den Industriebrachen für interessant. Damals sind das Kulturministerium, Vertreter der Stadt Düdelingen sowie der ULPA zusammengekommen. Eine damals durchgeführte Kostenschätzung belief sich auf 7,2 Millionen Euro. Die Kostenlast sollte auf die drei Parteien verteilt werden: Jeweils ein Drittel würden die Stadt Düdelingen, die Filmproduzenten und der Staat übernehmen. Jedoch konnte bis 2016 die konkrete Entwicklung nicht vorangetrieben werden, da ArcelorMittal immer noch Eigentümer des Geländes war. Die Filmindustrie ist schließlich mit mehreren Produktionsfirmen nach Kehlen gezogen. Ende 2015 hat Dan Biancalana Kontakt mit der ULPA aufgenommen und ist nach Kehlen gefahren, um sich die Studios anzuschauen. Er habe auch nachgefragt, ob überhaupt noch Interesse bestünde. Da sich in Düdelingen auch das CNA („Centre national de l’audiovisuel“) befinde, hätte sich dort ein Identitätspol entwickeln können. Zusätzlich dazu hätten sich neben der Filmbranche auch Hotels und Gastronomie dort ansiedeln können.
Planung schritt voran
Mitte 2016 ist dann Bewegung in das Dossier „Öko-Viertel Neischmelz“ gekommen. „Die Zeit dazwischen haben wir genutzt, um am betreffenden allgemeinen Bebauungsplan (PAG) und an den PAP (Teilbebauungsplänen) zu arbeiten“, so der Bürgermeister. Die Planung zur „Cité du film“ sei in die Ausrichtung des PAG mit eingeflossen.
Etwas später kam erneuter Kontakt mit den Ministerien zustande und es hat ein Treffen mit der Stadt Düdelingen sowie den Vertretern des Kulturministeriums, Filmfonds und Wirtschaftsministeriums stattgefunden. Die Stadt Düdelingen bekam die Aufgabe, eine aktuelle Kostenrechnung aufzustellen. Die Bedürfnisse der Filmproduzenten hatten sich inzwischen geändert und man konnte auf die Erfahrungswerte von Kehlen zurückgreifen.
„Laut den Filmproduzenten gebe es in Düdelingen den Vorteil, dass hier auch die Postproduktion stattfinden könnte“, sagt Biancalana. Die konkrete Planung der „Cité du film“ sah so aus, dass Filmproduktionen mit Studios im Stahlwerk beherbergt werden könnten. Die Postproduktion mit einigen Start-ups hätte sich im „Laminoir“ ansiedeln können. Der Teil der „Hall Fondouq“, der bestehen bleibt, hätte ebenfalls mit einbezogen werden sollen. Die „Maison rouge“ würde genügend Platz für Büroräume und Verwaltung bieten. Ein neuer Aspekt im Vergleich zur Planung von vor zehn Jahren sei, die Außenbereiche der Gebäude mit einzubeziehen. So belaufen sich die Schätzungen auf rund 22 Millionen Euro für 19.000 m2. Die betreffenden Gebäude stehen inzwischen unter Denkmalschutz.
Nach Alternativen suchen
2018 hat das Projekt den Weg in den Koalitionsvertrag der jetzigen Regierung gefunden. Die Düdelinger Stadtverantwortlichen haben daraufhin ihre Zufriedenheit in einem Schreiben ausgedrückt. Im Juli hat ein weiteres Gespräch mit dem Wirtschafts-, Kultur- und Tourismusministerium stattgefunden, das damit geendet hat, dass im Regierungsrat zuerst eine Prinzipiendiskussion darüber geführt werden müsse. Mitte Juli kam dann das Nein des Regierungsrates mit der Begründung, dass das Projekt zu teuer sei.
„Durch die mehrmaligen Treffen und vorherigen Presseberichte wussten alle beteiligten Akteure, dass wir daran arbeiten“, sagte der Bürgermeister Düdelingens. Jedoch habe vorher niemand gesagt, dass die Umsetzung nicht möglich sei. „Es steht im Koalitionsvertrag und acht Monate später ist das Projekt vom Tisch. Das stört mich“, fügt Biancalana hinzu.
„Nein“ ändert nichts an der Planung des Viertels
In seiner Funktion als Abgeordneter wird der LSAP-Politiker zu der Thematik eine „question élargie“ – eine mündliche Frage mit fünfminütiger Redezeit – stellen. Wie bereits zuvor in der Gemeinderatssitzung vom letzten Freitag forderte er die Regierung dazu auf, ein äquivalentes Projekt mit nationaler Attraktivität nach Düdelingen zu bringen. „Bei anderen heiklen Projekten, die nach Düdelingen kommen sollten und einen Einfluss auf die Lebensqualität haben, haben wir die Regierung nie im Stich gelassen“, sagt Biancalana. Doch hier habe die Regierung die Stadt im Regen stehen lassen. Zudem sei „Neischmelz“ zum Teil auch ein staatliches Projekt.
Das Nein der Regierung ändert nichts an der konkreten Planung des Viertels. Hier werde in der schriftlichen Ausarbeitung stets genügend Freiraum gelassen. Auf die Frage, was nun in die Gebäude kommen soll, antwortet der Bürgermeister: „Die Entscheidung hat uns kalt erwischt.“
Eine Frage des politischen Willens
Die Gemeindeverantwortlichen müssten nun zusammen mit dem „Fonds du logement“ Alternativen ausarbeiten. Doch sie wollen die Regierung nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. „Eine Antwort hätte sein können, dass noch einmal kritisch drübergeschaut wird, oder dass eine Umsetzung in verschiedenen Phasen erfolgen könnte“, sagt Biancalana. Zuerst müsse die Frage nach dem politischen Willen geklärt werden.
Die Kritik der CSV in der letzten Gemeinderatssitzung, ob nicht auch die Entscheidungsträger zumindest einen Teil der Mitschuld tragen, weist der 41-Jährige zurück. „Ich denke, dass wir als Gemeinde alles Mögliche unternommen haben, um das Projekt nach Düdelingen zu bekommen.“ Als Antwort auf die negative Entscheidung des Ministeriums hat die Stadt Düdelingen in den Sommerferien einen Brief an die Ministerien geschickt, um sie an ihr Engagement von 2005 zu erinnern. Zusätzlich wurde um einen Termin für eine „entrevue“ gebeten.
Die Zuständigkeit dieses Dossiers liegt beim Staatsministerium im Ressort „Kommunikation und Medien“. Eine Anfrage zur Stellungnahme blieb bis zum gestrigen Redaktionsschluss unbeantwortet.
Mam Bagger doduerch an Appartementer gebaut. Déi gi gebraucht. Soundstage ginn et wéi Sand um Mier.