Beringen / Nach Infoveranstaltung voller Emotionen: rue des Noyers soll bleiben, was sie ist
Der angekündigte Plan zur Änderung der Hausnummern und des Straßennamens der rue des Noyers in Beringen stieß bei den Anrainern in der Gemeinde Mersch auf nur wenig Begeisterung. Und soll nach einer emotionsgeladenen Infoveranstaltung am Donnerstagabend nun im Endeffekt nicht in die Tat umgesetzt werden.
„Wird sind für eine Protestversammlung hergekommen – und nicht für eine Infoveranstaltung. Denn niemand von uns ist für eine Änderung des Straßennamens oder der Hausnummern“, begann ein Anwohner aus der Beringer rue des Noyers am Donnerstagabend seine Ausführungen. Der Mann war von der Nachbarschaft ausgewählt worden, um bei der Infoveranstaltung im Namen der Betroffenen das Wort zu ergreifen.
Denn die Anrainer besagter Straße waren alles andere als begeistert, als sie kurz vor den Osterferien eine Einladung vom Schöffenrat rund um Bürgermeister Michel Malherbe (DP) in ihren Briefkästen vorfanden. Der Anlass: Ein Treffen mit den Gemeindeverantwortlichen, um über eine Umänderung des Straßennamens zu informieren. Am Donnerstagabend bekamen die rund 50 Anwesenden nun die administrativen Prozeduren präsentiert, die mit einer solchen Änderung einhergehen.
Erklärt wurde dabei, um welche Vorgänge sich die Gemeinde im Falle einer definitiven Entscheidung kümmern wolle: die Änderung des Eintrages im Telefonbuch sowie das Signalisieren der Adressänderung bei der Luxemburger Sparkasse, der „Chambre des notaires du Grand-Duché de Luxembourg“, gegebenenfalls beim „Fonds du logement“ und bei verschiedenen Unternehmen der Stromversorgung. Außerdem würde die Adressänderung der „Administration de l’enregistrement“ und allen Notaren im Großherzogtum mitgeteilt – erklärte Gemeindesekretär Jérôme Allard.
Großer Zeitaufwand
Andere Prozeduren müssten die Betroffenen allerdings selbst in die Wege leiten, wie z.B. anderen Banken Bescheid geben, Versicherungen oder Internetprovidern. Auch die Adresse auf der Zulassungskarte der Fahrzeugpapiere muss in solchen Fällen geändert werden. Das sei aber auch über das Bürgeramt im Rathaus möglich, wie die Gemeinde mitteilte. „Vieles bleibt am Ende an uns hängen, was mit einem großen Zeitaufwand verbunden ist“, so der Sprecher der Nachbarschaft. Und da niemand physisch umziehen müsse, könne laut Gemeinde nicht von den zusätzlichen Urlaubstagen, die bei Umzügen anfallen, profitiert werden.
Bei der Infoveranstaltung wurden den Betroffenen erstmals offiziell die Gründe genannt, die zu den Überlegungen einer Umbenennung geführt hatten. Nämlich dass sich unter anderem Rettungs- oder Paketdienste in der unübersichtlichen Aufteilung der Straße nicht zurechtfinden würden. „Schon vor 20 Jahren war das Ganze bereits ein Thema“, stellte Bürgermeister Michel Malherbe fest. Gleich zu Beginn der Versammlung hatte er allerdings angekündigt, dass nichts in Stein gemeißelt sei: „Wenn die Mehrheit sagt, wir wollen das nicht, machen wir es nicht.“
Und deren Willen war das ganz offensichtlich nicht – wie sich nach der Präsentation zeigte. Denn während der Sprecher abschließend erklärte, „mir wëlle bleiwen, wat mir sinn – an dat ass d’rue des Noyers“, erhoben sich die rund 50 Anwesenden und zeigten damit, dass sie geschlossen hinter dem Gesagten standen. Die Nachbarschaft nämlich sieht die angedachte Umänderung nicht als Verbesserung, sondern als Verschlechterung der Situation.
Keine Probleme
So hätten die Diskussionen untereinander in den vergangenen drei Wochen gezeigt, dass die Betroffenen noch keine Probleme mit dem Zustellen von zum Beispiel Essenslieferungen oder Paketen hatten. „Bisher hat immer alles geklappt. Und wir wissen, wovon wir sprechen. Schließlich wohnen wir dort“, hieß es. Auch das Argument von orientierungslosen Rettungsdiensten in Notsituationen ließen sie nicht gelten: „Navigationssysteme führen sie gleich vor die richtige Haustür“, so eine weitere Aussage. Letztendlich kam es zum Vorschlag – mit dem die Verantwortlichen im Rathaus einverstanden waren –, die Hinweisschilder mit den Hausnummern in der Straße zu vergrößern.
Der laut eigener Aussage doch etwas von dem Widerstand gegen die Idee überraschte Bürgermeister kündigte an, den Punkt „Approbation du redressement respectivement du changement de la dénomination de la rue des Noyers à Beringen“ am Montag von der Gemeinderatssitzung streichen zu lassen – wies aber darauf hin, dass er dafür die Zustimmung der anderen Ratsmitglieder brauche. Den Vorwurf, dass nicht schon im Vorfeld mit den einzelnen Betroffenen geredet worden sei, wollte Malherbe indes nicht gelten lassen.
Am Ende nutzten die Anwohner der rue des Noyers die Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, wo der Schuh wirklich drückt: So wurden neue Straßenleuchten – die laut Gemeinde bereits in Planung sind – sowie das Pflanzen schönerer Bäume gefordert. Zudem wiesen sie darauf hin, dass sich bei Regen Wasser in den an einem Hang gelegenen Straßenabschnitten staut. Der ganzen Aufregung konnten die nun erleichterten Bürgerinnen und Bürger aber auch etwas Gutes abgewinnen. „Nicht immer kennt man alle. Aber wir haben jetzt zusammengefunden und planen wahrscheinlich ein großes Sommerfest“, so einer der Anrainer abschließend.
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