Wetterwarnungen in Luxemburg / Nach Serverpanne: Meteolux erwägt Wechsel zu staatlichem Server
Meteolux.lu ist seit Montagmittag wieder online. Aber der Serverausfall – und die Reaktionen und ausgebliebenen Reaktionen darauf – offenbaren anderthalb Wochen nach den Fluten weitere Lücken in Luxemburgs Kriseninfrastruktur.
„Diese Webseite ist nicht erreichbar“ – von Freitagmorgen bis Montagmittag war die Internet-Präsenz des staatlichen Wetterdienstes Meteolux vom Netz. Und das während einer drastischen Wetterwarnung: Am Samstagnachmittag rief Meteolux orangen Alarm aus. Für die Zeit von 16.00 bis 22.00 Uhr drohten in Luxemburg starke Gewitter mit Niederschlägen von bis zu 50 Litern pro Quadratmeter. Zudem wurde Warnstufe Gelb für eine „mögliche Überschwemmungsgefahr“ aktiviert. Doch: das erfuhren die Menschen in Luxemburg nur über die Medien oder wenn sie vorher den Meteolux-Newsletter abonniert hatten. An 6.753 E-Mail-Adressen wird der verschickt. Glücklicherweise zog das Unwetter an Luxemburg vorbei.
Am Montag gegen 14.00 Uhr liefen die Server dann wieder. Das kam wohl auch für die Verantwortlichen überraschend. Noch eine halbe Stunde vorher schickte das Presseamt der Regierung im Auftrag der Luftfahrtbehörde ANA – zu ihr gehört Meteolux – ein Kommuniqué über den Ticker. Es war die erste offizielle Stellungnahme zu dem Serverausfall überhaupt. „Meteolux teilt mit, dass seine Webseite seit vergangenem Freitag mit technischen Problemen zu kämpfen hat. Aus Gründen, die außerhalb unseres Einflusses liegen, ist diese Seite derzeit nicht erreichbar.“ Es folgte eine Aufzählung von alternativen Methoden, an die Wettervorhersage zu kommen – unter anderem über das Königliche Meteorologische Institut in Belgien.
Das technische Problem, mit dem gekämpft wurde, lag beim Provider: Die Seite des Wetterdienstes liegt nicht auf einem staatlichen Server, sondern bei einem privaten Hoster im Land – und der hatte „massive technische Probleme“, wie eine ANA-Sprecherin am Montagvormittag gegenüber dem Tageblatt erklärte. „Es liegt nicht in unseren Händen, wir haben da keinen Einfluss.“
Seit Freitagmorgen vom Netz
Spätestens seit Freitagmorgen, 7.06 Uhr, war die Meteolux-Seite vom Netz. Zu diesem Zeitpunkt verschickten die Meteorologen vom Findel ihr morgendliches Wetterbulletin. Das wird normalerweise auch auf die Webseite geladen – aber genau das funktionierte am Freitagmorgen nicht mehr. Laut Tageblatt-Informationen reagierte die IT-Abteilung von Meteolux am Freitag und suchte in der eigenen Infrastruktur nach Fehlern. Später wurde klar, dass der Fehler beim „Hoster“ liegt, einem Luxemburger IT-Unternehmen.
Die Mitarbeiter informierten laut Tageblatt-Informationen auch die Direktion – erhielten aber keine Antwort. „Die Direktion war erreichbar“, sagt die ANA-Sprecherin dazu. Die Direktion habe wegen der Externalisierung der Webseite aber auch keinen Einfluss ausüben können. „Meteolux und die ANA hatten wenig Informationen und wenig Handhabe – das ist nicht der Direktion vorzuwerfen, dass da kein Feedback kam.“ Der IT-Service der Luftfahrtverwaltung habe ständig in Kontakt mit der Hosting-Firma gestanden, um zu schauen, wie schnell die Probleme gelöst werden können. Laut der Sprecherin kam von dem Unternehmen selbst aber „nicht so viel Feedback“, weil es die technischen Probleme lösen musste.
Keine kritische Infrastruktur
Die Webseite Meteolux.lu ist nicht als „kritische Infrastruktur“ klassifiziert, erklärt eine Sprecherin des Transportministeriums, dem die ANA untersteht. Der Grund: „Die Wetterwarnungen werden auch über die Presse kommuniziert und im Rahmen des Notfallplans über andere, separate Kommunikationskanäle“, Meteolux sei im Fall extremer Wetterwarnungen zudem gemeinsam mit HCPN und CGDIS in der staatlichen Krisenzelle aktiv. „Das Funktionieren der Webseite hat dementsprechend keinen Einfluss auf Krisenprozeduren. Krisenprozeduren bei Extremwetterwarnungen werden nicht von der Webseite gesteuert“, sagt die Sprecherin.
Laufen diese Prozeduren reibungslos? Bezeichnenderweise wandte sich ausgerechnet die Einsatzzentrale CGDIS am Samstagmorgen – Meteolux.lu war seit einem Tag offline – in einer „Alerte météo“ an die Presse: Wegen des orangen Alarms für den Nachmittag solle sich die Bevölkerung „regelmäßig auf www.meteolux.lu über die aktuelle Situation informieren“.
Am Kader vun der ‚Alerte orange’ fir Onwiedere fir haut, de 24.7. am Nomëtteg vun 16 bis 22 Auer erënnere mir nach eemol un déi wichtegst Verhalensreegele fir d’Bevëlkerung. D’Bevëlkerung soll sech och reegelméisseg op www.meteolux.lu iwwert déi aktuell Situatioun informéieren.
Das sorgte auch in den sozialen Medien für Aufregung. „Wenn die Bevölkerung aufgefordert wird, nach einer Warnung zu suchen, dann ist das keine Warnung“, schrieb der Luxemburger Umweltwissenschaftler Jeff Da Costa am Samstagmittag auf Twitter. „Dazu kommt, dass gesagt wird, man soll sich auf Meteolux.lu informieren und die Seite funktioniert nicht.“
„Gridlock“ im System
Da Costa ist Stipendiat beim Luxemburger Forschungsunternehmen RSS-Hydro und Doktorand an der Universität Reading in Großbritannien, wo er mit der Hydrologin Hannah Cloke zusammenarbeitet, die das europäische Hochwasser-Frühwarnsystem EFAS mit aufgebaut hat. Zu Da Costas Forschungsschwerpunkten gehören Frühwarnsysteme bei Hochwasserereignissen. Der Ausfall der Meteolux-Seite passt für den Luxemburger „komplett ins Bild“.
Am Montag sagt er gegenüber dem Tageblatt: „Das Problem ist, wie das Krisenmanagement aufgestellt ist – und die Kommunikation zwischen all den verschiedenen Behörden.“ Derzeit gäbe es einen „Gridlock“ – einen Stillstand im System, und zwar nicht nur in Luxemburg. „Zwischen Wissenschaft und Politik muss es zum Dialog kommen“, sagt Da Costa, der bereits kurz nach der Flut im Tageblatt Kritik an den Enscheidungsketten geübt hatte.
Es helfe nicht, mit dem Finger auf die Leute zu zeigen. „Meteolux kann nur das machen, was in seinen Möglichkeiten ist – das Gleiche gilt für das CGDIS.“ Die Webseite sei ohnehin nicht das richtige Medium, um Warnungen zu veröffentlichen. „Auch wenn die Seite funktioniert hätte – die Menschen wissen nichts damit anzufangen.“ Dass sie Seite aber ausgerechnet eine Woche nach den Fluten vom Netz ging, sei kein optimales Timing. „Die Leute haben Angst“, sagt Da Costa.
Dennoch könnte die Webseite bald auf einen staatlichen Server umziehen. „Es sind im Moment intern in der Tat verschiedene technische Lösungen im Gespräch, um unabhängig von externen Dienstleistern zu werden“, sagt die Sprecherin des Transportministeriums. Darüber, wann umgestellt werde, könne jedoch „noch keine präzise Aussage“ gemacht werden. Die ANA-Sprecherin sagte am Montagmorgen: „Das ist auch eine Budgetsache.“ Aus eben diesem Grund war die Seite bei einem privaten Anbieter gehostet.
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Ja, ja, Outsourcing ist so ein schicker aber böser Modetrend. Vielleicht erwachen die Politiker eines Tages.
Lux Gov oder Gov Alert maachen et jo vir.
Unsere Experten und natürlich voran unsere Grünlinge wissen heute bereits genau , wenn man ihnen zuhört, welche, hauptsächlich, Naturkatastrophen uns u.a.m. in einiger Zeit, oftmals in vielen Jahren erwarten . Aber von dem was bereits morgen geschehen wird , haben sie nicht die geringste Ahnung .Von direkten Vorsichtsmassnahmen und entsprechender Vorbereitung geht natürlich, Server hin, Server her , wie immer auch nie die geringste Rede…..
Ob GovAlert oder Meteolux, es war Wochenende da hat Ruhe zu herrschen in den oberen Verwaltungs Etagen….
Und sicher wieder Kompetenzgerangel zwischen den verschiedenen Ministerien.
Ein billiger Vertag mit dem IProider ohne 24/7 Service.
Gut, dass es zu keinen größeren Schäden gekommen ist.
Das ist Luxemburger Nation Branding!
@Claude Oswald: Vielleicht sollten wir die Politik outsourcen und Leuten überlassen, die etwas davon verstehen?
@ JC Kemp: @Claude Oswald: Vielleicht sollten wir die Politik outsourcen und Leuten überlassen, die etwas davon verstehen?
Dei‘ Idée ass gut an sollt mol mei‘ dei’f analysei’ert ginn !