Nationalfeiertags-Cluster / Nachwehen einer Luxemburger Partynacht
Um sage und schreibe 824 Prozent ist die Inzidenz in der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen innerhalb nur einer Woche gestiegen. Als Ursache dafür zeichnen sich immer mehr die Partynächte rund um den Nationalfeiertag ab. Trotz Covid-Check-Regeln haben sich laut Gesundheitsministerium offenbar 63 Menschen in nur einem Etablissement in Luxemburg-Stadt infiziert.
Wochenlang herrschte Ruhe – aber seit der vergangenen Woche werden wieder steigende Infektionszahlen gemeldet: Das Gesundheitsministerium meldet in ihrer Corona-Wochenbilanz am Mittwochnachmittag: „In der Woche vom 28. Juni bis 4. Juli stieg die Zahl der positiv auf Covid-19 getesteten Personen von 107 auf 787 Fälle (+ 635 Prozent).“ Bis zum Mittwoch vermeldete die „Santé“ innerhalb von nur sieben Tagen insgesamt 962 Neuinfektionen in Luxemburg. Zum Vergleich: In den sieben Tagen davor waren es gerade 205, in denen davor 99.
„Santé“-Direktor Jean-Claude Schmit erklärte bereits am vergangenen Freitag gegenüber dem Tageblatt, dass das gesteigerte Infektionsgeschehen auf die Partys rund um den Luxemburger Nationalfeiertag zurückzuführen sei. In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der CSV-Parlamentarier Gilles Roth und Laurent Mosar gab Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) am Dienstag weitere Details über die Ergebnisse der Contact-Tracing-Abteilung preis.
Demnach haben sich – Stand 5. Juli – allein in Luxemburg-Stadt insgesamt 307 Menschen am Vorabend zum Nationalfeiertag oder kurz danach mit dem Coronavirus infiziert. Viele der Infizierten hätten gegenüber den Contact-Tracern des Gesundheitsministeriums angegeben, dass Bekannte, die bei den Partys rund um den Nationalfeiertag mit ihnen unterwegs gewesen seien, ebenfalls positiv getestet wurden. Die Betroffenen hätten auch „empfunden, dass viele Menschen auf engem Raum draußen zusammen waren, nur wenige Masken anhatten und keine Distanzen respektiert wurden“, sagt Lenert. Einige Infizierte hätten zudem angegeben, dass die Covid-Check-Regeln von einigen Kneipen oder Clubs nicht respektiert worden seien.
Die Covid-Check-Regeln wurden Anfang Juni von der Regierung verkündet. Bis zu 300 Menschen – mit Ausnahmegenehmigung sogar mehr – dürfen demnach wieder unmaskiert miteinander feiern, wenn sie nachweisen können, geimpft, genesen oder negativ getestet zu sein. Inwiefern die Regeln de facto bei den Partys rund um den Nationalfeiertag eingehalten wurden oder nicht, ist unklar. Lenert sagt, dass zwischen dem 14. Juni und dem 4. Juli insgesamt 782 Events gemeldet wurden – von Sportveranstaltungen über Konzerte und Feste bis hin zu offiziellen Feiern wie beispielsweise am Nationalfeiertag. Die Polizei habe laut Gesundheitsministerin 168-mal in insgesamt 47 Etablissements kontrolliert, ob die Covid-Check-Regeln auch tatsächlich eingehalten werden. Dabei wurden sechs Verwarnungen ausgesprochen. „Größere Probleme sind bei diesen Stichproben nicht festgestellt worden“, schreibt Lenert.
63 Neuinfektionen gehen auf ein Lokal zurück
Von jenen 307 Infizierten, die die Contact-Tracer direkt auf Feierlichkeiten rund um den Nationalfeiertag zurückführen, hätten 245 angegeben, mindestens eine von 29 Lokalitäten in der Stadt besucht zu haben. In dreien dieser Etablissements ist es dabei zu größeren Clustern gekommen. 63 der Neuinfektionen gehen möglicherweise auf einen einzelnen Gastronomiebetrieb zurück. Die Übertragungen sollen dort zudem an aufeinanderfolgenden Tagen passiert sein. Insgesamt sollen sich zwölf Gastronomie-Mitarbeiter infiziert haben.
Lenert sagt auch: Einige der Cluster-Infektionen gehen auf die Gamma-Variante zurück – die brasilianische Variante P.1. Die war zuvor nur sporadisch in Luxemburg aufgetaucht, die Forschung schätzt sie als weniger ansteckend als die derzeit kursierende Delta-Variante ein. Tatsächlich beschreibt das Gesundheitsministerium auch in seiner Retrospektive vom Mittwoch ein vermehrtes Aufkommen von „Gamma“: Bereits in der Woche 25 – also noch bevor der Nationalfeiertags-Peak durchschlug – machte die Variante 24 Prozent der Neuinfektionen aus. Seit dem ersten Auftauchen der brasilianischen Variante in Luxemburg Anfang Februar erreichte sie laut dem Nationalen Gesundheitslabor nie einen zweistelligen Anteil.
Dass das Infektionsgeschehen generell im Land anzieht, zeigen auch die Berichte des Coronastep-Teams. Die LIST-Forscher, die mit dem Programm die Luxemburger Abwässer nach dem Coronavirus untersuchen, bestätigen in ihrem Report vom Dienstag den bereits in der Vorwoche verzeichneten Anstieg der Virenlast. Am Freitag hatten die LIST-Wissenschaftler geschrieben, dass vor allem in den Klärwerken Beggen, Hesperingen, Bettemburg, Mersch, Böwingen und Echternach eine „signifikante Zunahme“ an Viren-RNA feststellbar sei.
Die Menschen, die sich beim Feiern in der Stadt angesteckt haben, sind jung. „Es handelt sich hier vor allem um junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 30 Jahren“, sagt Lenert. Das Durchschnittsalter: 26 Jahre. Das spiegelt auch der Wochenbericht der „Santé“ wider: Den größten Anstieg der Inzidenz wird dort in der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen beschrieben. Um 824 Prozent wuchsen die Zahlen der Neuinfektionen dort. Immerhin: In die Luxemburger Krankenhäuser sei die Infektionswelle laut dem Wochenreport der „Santé“ bis jetzt noch nicht geschwappt.
Ob die Nationalfeiertags-Cluster dennoch politische Konsequenzen nach sich ziehen werden, ist unklar. Das Gesundheitsministerium beantwortete eine entsprechende Anfrage des Tageblatt am Mittwoch nicht. In ihrer Antwort ans Parlament schreibt Lenert am Dienstag, dass ihr Ministerium sowohl die Namen der Etablissements, in denen es zu den Clustern gekommen sei, als auch von jenen, in denen „laut Aussagen von Gästen die Covid-Check-Maßnahmen nicht respektiert wurden“ der Polizei mitgeteilt habe – mit der Bitte, in Zukunft dort verstärkt zu kontrollieren. Zudem will die Regierung kurzerhand alle Menschen der neuen „Risikogruppe“ durchtesten: Im Zuge der Large-Scale-Testing-Kampagne sollen in den kommenden 14 Tagen „systematisch alle Menschen in der Altersgruppe von 15 bis 40 Jahren zu einem PCR-Test“ eingeladen werden, sagt Lenert. „Es ist ein Fakt, dass diese Altersgruppe derzeit das Gros der Infektionen aufweist.“
Kennzahlen aus dem Corona-Wochenbericht
In der Woche vom 28. Juni bis 4. Juli stieg die Zahl der positiv auf Covid-19 getesteten Personen von 107 auf 787 Fälle (+ 635 Prozent).
Der größte Anstieg wurde in der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen (+ 824 Prozent) verzeichnet, gefolgt von der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen (+ 700 Prozent), der Altersgruppe der 45- bis 59-Jährigen (+ 336 Prozent) und der Altersgruppe 0- bis 14-Jährigen (+ 181 Prozent). Die niedrigste Inzidenzrate ist in den Altersgruppen der Menschen über 75 und der 60- bis 74-Jährigen zu verzeichnen. 84 Prozent aller Fälle in der vergangenen Woche wurden in den Altersgruppen der 15- bis 44-Jährigen erfasst.
Die Anzahl der PCR-Tests, die in der Woche vom 28. Juni bis 4. Juli gemacht wurden, sank von 39.181 auf 35.372.
Im Berichtszeitraum stieg die effektive Reproduktionsrate von 0,86 auf 2,08. Die Positivrate – also die Anzahl der positiven Corona-Tests an allen Tests stieg von 0,27 Prozent auf 2,22 Prozent.
Die Woche vom 28. Juni bis 4. Juli ist die vierte Woche in Folge, in der keine neuen Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 verzeichnet wurden.
Die Situation in den Krankenhäusern bleibt entspannt, mit drei Neuaufnahmen auf der Normalstation, die gleiche Anzahl wie in der Vorwoche. Auf der Intensivstation sank die Anzahl der belegten Betten von zwei auf eins. Das Durchschnittsalter der stationären Patienten sank signifikant von 60 auf 46 Jahre.
In der Woche vom 28. Juni bis 4. Juli wurden insgesamt 50.026 Impfdosen verabreicht. 21.947 Personen erhielten eine erste Dosis und 28.078 eine zweite, womit sich die Gesamtzahl der bis zum 6. Juli verabreichten Impfstoffe auf 585.552 (1. und 2. Dosis) belief. Insgesamt haben 259.247 Personen einen vollständigen Impfplan erhalten.
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War das nicht vorhersehbar?
Man kanns nicht mehr hören(lesen). Und wenn man dann eine Kritik loslässt an den Unbelehrbaren,dann gibt’s noch dumme Bemerkungen. „Das Virus liebt Ansammlungen von Wirten!“ Und mit Wirten meine ich nicht jene freundlichen Herren und Damen die hinter dem Tresen stehen,sondern die Hundertschaften VOR dem Tresen die jenem winzigen Geschöpf, das uns die Hölle heiß macht,bewusst oder unbewusst Asyl gewähren. Es gibt Naturgesetze und daran werden sich auch die geistig Minderbemittelten halten müssen.
Es hätten sich noch viel mehr anstecken müssen damit sie endlich mal kapieren das man so eine Pandemie nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, aber die Luxemburger Partygänger sind ja schlauer als Ärzte und Virologen, es wird Zeit das mal einige richtig auf die Schnauze fallen und endlich begreifen das sie sich und andere mit ihrem Verhalten in Gefahr bringen, ich muss allerdings gestehen das einige Regierungsmitglieder auch nicht besser sind.
Man sollte die Restriktionen ernster nehmen und wieder mehr auf Abstand und Hygiene achten ich persönlich würde es auch begrüßen wenn Cafés entweder wieder geschlossen würden oder aber das unsere ach so selbstherrliche Polizei mal aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und stärkere Kontrollen durchführt das würde allerdings bedeutet das sie mal für ihre fürstliches Gehalt arbeiten müssten.
Also in diesem Sinne bleibt schön Gesund und denkt nach bevor ihr die nächste Party besucht.
😷😒🚑☠👎
Und jeden Samstag marschieren die Covidioten durch die Innenstadt und fordern, Politiker und Wissenschaftler einzusperren.
Ich wundere mich nur: Wieso gibt es keine Gegendemonstration, um die „Aufgeklärten“ vom „Team Freiheit“ aus Deutschland oder den französischen Corona-Leugnern nebst den paar Luxemburgern entgegenzutreten?
Manchmal schwer auszuhalten, gehört aber wohl zur Demokratie.
Dummheit und Verblendung sind ja nicht verboten.
Nett ze denken wéi héich Zuelen ëlo klammen wa sech de Virus ënnert all de Fussballbegéschterten breet gemat huet. Doriwer schwëtze mer an enger Woch.
Jeder der will kann sich impfen lassen ( über 50jährige vor) und wenn dieser Impfstoff so super ist wie man uns predigt, dann steht einem Wirtshausbesuch ja nix im wege. Um sicher zu gehen kann man ja zum Schluss mit einem schottischem Whisky (talisker, glenfiddich) gurgeln. Wer das nicht will kann auch geimpft im Keller sitzen und nörgeln.
@ Jacques : Dann kennen se am Spidol och zesummen Fussball spillen !
Et gëtt iwerhaapt naischt an de Restoën etc..kontrolléiert.Covid Check gëtt guer net benotzt..! Hunn elo e puer mol déi Erfahrung gemach…mech wonnert naischt méi..! An herno kräischen de erem well se mussen zoumaan.
Und es geht noch munter weiter. Wie kann das sein. Wer trägt die Verantwortung für dieses Desaster?
Die Lockerungen pünktlich zum Nationalfeiertag in Kraft zu setzen war ein kompletter Irrsinn denn manche verstanden dies als ein implizites Signal zum Nationalfeiertag ordentlich auf die Pauke zu hauen. Vielmehr hätte man das zu einem neutralen Datum in die Wege leiten sollen zB 1. Juli zusammen mit dem Inkraftreten des Impfzertifikats. Aber gut. Hätte hätte Fahrradkette. Außerdem fragt man sich manchmal wie naiv einige wirklich sind und glauben dass Regeln ohne Kontrollen wirklich eingehalten würden. Ohne regelmäßige Verkehrskontrollen würden auch die wenigsten die Geschwindigkeitsbegrenzungen einhalten.
Traurig aber wahr, es scheint so als bräuchten etliche Mitmenschen Kontrolle durch Polizei. Bräuchten Geldstrafen usw.😱
Das Wort Verantwortung, wird das mit einem oder zwei Y geschrieben?
Ab(n)stand, Maske usw. scheinen immer noch nicht im ABC mancher Superhirne zu stehen😤😤😤
Bleiben sie bitte Alle gesund❣❣❣
Tja, und wenn dann doch kontrolliert wird gibt es gleich eine Rebellion und Alle reden nur von „Polizeigewalt“ gegen arme harmlose Partygänger! Wer’s versteht…
Ein bisschen Fiction! Oder? Hu’ele mer un de Virus könnt aus engem Labo, gewollt. Erkenntnisser: an engem Land kann én 16 Milliounen Leit so’en, oder villmé zwengen, bleift dohém, da maachen dé daat. An eise Gégenden speisen dé Leit dé Leit dé mengen si wiiren dé cleverst matt fake news, viir si Wouer’rechten. Resultat, miir kré’en keng Herdenimmunitét, si awer hun se schons laang. Fiction, oder! Ganz Waffelobby, hiirsteller, können apaken. Durch Covidioten kann é souh an Zukunft Regiounen, t’Welt(!) beherrschen. Fiction, oder!
Wat vir mech ausschlaggebend ass , sin zuelen vun deenen Leit dei am spidol, respektiv op intensiv leien. Fakt ass , dass mir mat deem virus liewen mussen, an freier oder spieder ass en gleichgestallt mam grippevirus. Duerch deen hiechen prozentsatz vun leit dei geimpft sin, kann en wuel nach iverdroen gin, mee ass manner agressiv