Sekundarunterricht / Nachwuchsprobleme bei den Luxemburgisch-Lehrern - woran liegt’s?
Mit dem Motto „Zukunft op Lëtzebuergesch“ haben die DP und der jetzige Bildungsminister Claude Meisch 2018 für ihr Wahlprogramm geworben. Die Förderung der luxemburgischen Sprache fordert allerdings auch mehr Personal – denn sowohl im Lyzeum als auch in der Erwachsenenausbildung herrscht Mangel an Luxemburgisch-Lehrern.
„Als Luxemburgisch-Lehrer ist man ein Exot“, sagt Shari Schenten, Luxemburgisch-Lehrerin und Präsidentin der Programmkommission vom Fach Luxemburgisch, und erklärt, dass sowohl der Beruf des Luxemburgisch-Lehrers als auch das Luxemburgisch-Studium kaum in der Öffentlichkeit beworben wurde. Momentan herrsche ein extremer Mangel an Lehrern für Luxemburgisch. „Bei den vielen Pressekonferenzen zu der luxemburgischen Sprache hätte man den Lehrerberuf und das Luxemburgisch-Masterstudium auch erwähnen können“, bedauert sie.
Momentan gebe es hierzulande 18 Luxemburgisch-Lehrer. Dazu gehören auch die Lehrkräfte, die im „Institut national des langues“ (INL) arbeiten, das die Sprachkurse für Erwachsene anbietet. „Vor allem dort sucht man ständig nach neuen Mitarbeitern“, sagt Schenten. Sie hat vor mehr als zehn Jahren den Master im Luxemburgischen an der Uni.lu abgeschlossen und war damit eine der Ersten. Nach einem kurzen Abstecher in das INL hat sie sich als Lehrerin im Sekundarunterricht gemeldet: „Mir gefällt der Beruf sehr gut, vor allem weil ich sehr gerne mit jungen Menschen arbeite.“
Allerdings ist Shari Schentens Karriereweg nicht der einzige zum Lehrerberuf. Man braucht zuerst ein Bachelordiplom in einer Fremdsprache und dann ein abgeschlossenes Masterstudium im Luxemburgischen oder eben in der Germanistik. „Danach gibt es eine spezielle luxemburgische Einstellungsprüfung“, erklärt Marc Barthelemy, Kommissar für die luxemburgische Sprache. Der Test beinhaltet eine schriftliche Arbeit auf Luxemburgisch, eine mündliche Textanalyse, eine Übersetzung aus dem Deutschen und eine aus dem Französischen.
Mangelnder Respekt?
Dass man als Germanistik-Masterabsolvent Luxemburgisch-Lehrer werden kann, gefällt Shari Schenten und den restlichen Lehrern, die Luxemburgisch studiert haben, nicht wirklich: „Wir waren alle nicht froh darüber, weil es ein Mangel an Respekt gegenüber dem Beruf des Luxemburgisch-Lehrers zeigt.“
Überhaupt gebe es ein Problem bei der Anerkennung der Luxemburgisch-Lehrer, da manche Schulleitungen das Fach nicht ernst nehmen würden. „Es gibt auch Schulen, die sich weigern, Luxemburgisch-Lehrer einzustellen“, sagt Schenten. „Teilweise ist es wirklich ein Kampf.“ Vor allem in den „Lycées classiques“ sei das ein Problem, da dort die Deutschlehrer oft weiter Luxemburgisch-Kurse geben wollen.
Viele Luxemburgisch-Lehrer müssten auch andere Kurse geben, wie zum Beispiel Deutsch, um ihre Stunden zu füllen. „Bei verschiedenen Schulen ist das die einzige Möglichkeit, um Luxemburgisch-Lehrer einstellen zu können“, erklärt Shari Schenten. Obwohl jedes Lyzeum also Luxemburgisch-Kurse hat, werden nicht immer ausgebildete Luxemburgisch-Lehrer von den jeweiligen Direktionen angestellt.
30 ausgeschriebene Lehrstellen
Trotzdem sucht das Bildungsministerium weiter nach Luxemburgisch-Lehrern – wohl vor allem wegen der Bedürfnisse des INL: Im vergangenen Jahr hat die Regierung 30 Lehrerstellen ausgeschrieben. Zwölf Personen haben sich für das Examen gemeldet und nur sechs wurden angestellt.
„Ich glaube, die Ausschreibungen waren eher eine politische Geste, weil sie wussten, dass sich nicht so viele melden würden“, sagt Schenten. Sie hofft, dass nicht mit einem Schlag 30 Lehrer eingestellt werden: „Dann gibt es die nächsten Jahre keine Stellen mehr für die Luxemburgisch-Masterabsolventen.“
Luxemburgisch studieren
Doch nicht jeder will nach einem abgeschlossenen Luxemburgisch-Studium als Lehrer in der Sekundarstufe arbeiten: „Manche versuchen ihr Glück danach auch in der Forschung, in der Erwachsenenausbildung oder im Kulturbereich“, sagt Peter Gilles. Er unterrichtet im Masterstudiengang Luxemburgisch an der Uni.lu und sieht das Fach als gutes Trittbrett für den Sekundarunterricht: „Das Studium ist eigentlich auf eine Karriere in der Bildung ausgerichtet und beinhaltet pädagogische Elemente.“ Das Problem sei, dass die Klassen nie ganz belegt seien. Die Kurse haben Platz für 20 bis 25 Studenten, „allerdings haben wir normalerweise nur um die zehn Teilnehmer“, erklärt Gilles.
Im vergangenen Abschlusssemester seien es sogar nur acht Studenten gewesen, sagt Sandra Wolter. Sie ist eine von ihnen. Die Studentin will persönlich eher in den Kulturbereich gehen: „Lehrer in einem Lyzeum zu werden, ist nicht ausgeschlossen, aber der Kulturbereich ist hier im Land so facettenreich, dass es interessant wäre, in der Szene zu arbeiten.“ Das Studium hat ihr aber sehr gut gefallen: „Wir konnten teilweise Pionierarbeit leisten und Dinge erforschen, die noch nicht untersucht wurden.“ Im Studium war auch ein Praktikum in der Sekundarstufe an der Schule mit einbegriffen. Eine Initiative, die anscheinend gewirkt hat. „Am Anfang wollten die meisten in die Erwachsenenausbildung, doch nach dem Praktikum haben sich sechs von acht Studenten dazu entschieden, im Sekundarunterricht zu arbeiten“, erklärt Sandra Wolter.
Wie sieht ein Kurs aus?
Dabei ist es für die nahe Zukunft wichtig, dass sich viele Studenten für den Lehrerberuf entscheiden, meint Marc Barthelemy. Denn das Bildungsministerium will für den Schulanfang 2021/2022 mehr Luxemburgisch in den Schulen anbieten. Dies sei auch nötig, da die momentanen Luxemburgisch-Kurse zu wünschen übrig lassen, erklärt Barthelemy: „Ich habe es immer als eigenartig empfunden, dass nicht jeder Schüler, der die luxemburgische Orthografie lernen will, die Möglichkeit dazu hat.“
Barthelemy wurde im Oktober 2018 zum Kommissar für die luxemburgische Sprache ernannt. Zu seinen Aufgaben gehört die Verbreitung und Stärkung vom Luxemburgischen – auch im Sekundarunterricht, in dem momentan nicht jeder Schüler gleich viel von der luxemburgischen Sprache sieht. Im „Lycée classique“ lernen die Schüler schon auf 7e Luxemburgisch. Im „Lycée technique“ hingegen gibt es „von 7e bis 5e ein Mischfach aus Luxemburgisch und Deutsch“, erklärt Bartelemy. „Die wenigsten lernen da allerdings Luxemburgisch.“
Das kann auch Shari Schenten bestätigen: „Im ‚Lycée technique‘ wissen wir selbst nicht einmal so wirklich, was das für ein Fach ist.“ Allux heißt das Lehrfach und sei nicht klar definiert. Die Deutschlehrer, die sich um diese Unterrichtsstunden kümmern, sagen, dass im Programm kein Platz für Luxemburgisch sei. „Das verstehe ich auch“, betont Schenten. Das Lehrprogramm sei schon mit dem deutschen Anteil gut gefüllt.
Die Zukunft des Luxemburgisch-Unterrichts
Der Plan des Bildungsministeriums für den Schulanfang 2021/2022 wird einiges ändern. Auf 4e „classique“ und 3e „technique générale“ soll verpflichtend eine Stunde Luxemburgisch pro Woche unterrichtet werden. Orthografie stehe dabei im Fokus, aber auch Kultur und Geschichte „müsste man grob kennenlernen – wenigstens die bekanntesten Schriftsteller“, sagt Barthelemy.
Die Schüler im „Classique“ sollen außerdem ab 3e zwei weitere Optionen auswählen können: Luxemburgische Orthografie oder luxemburgische Kultur und Geschichte. „Vielleicht werden die beiden Fächer auch kombiniert“, sagt Barthelemy. „Das hängt davon ab, ob es Sinn ergibt.“ Momentan seien die Inhalte noch nicht komplett aufgestellt. Außerdem arbeite man an einem neuen Projekt für die Sprachensektion im „Classique“. So soll es in Zukunft möglich sein, Luxemburgisch anstatt von Spanisch oder Italienisch als vierte Sprache auszuwählen.
Shari Schenten begrüßt vor allem, dass die obligatorische Luxemburgisch-Stunde nicht mehr auf 7e ist: „4e ist wirklich ein gutes Jahr für Luxemburgisch-Kurse, weil man da schon mehr in die Tiefe gehen kann und auch komplexere Themen besprechen kann.“
Neue Rekruten
Für diese Pläne bräuchte man auch das nötige Lehrpersonal – obwohl bereits beim derzeitigen System ein gewisser Mangel an Luxemburgisch-Lehrern herrscht, gibt Marc Barthelemy zu. Vor allem beim INL gibt es zu wenig Lehrer-Nachwuchs für die Luxemburgisch-Kurse. „Dabei braucht man dafür auch jetzt keinen Luxemburgisch- oder Germanistik-Master“, sagt Marc Barthelemy. „Man muss nur spezielle Kurse belegen und einen Test bestehen.“
Immerhin zeichnet sich ab, dass die Situation für das kommende Schuljahr besser wird, erklärt Shanti Schenten: Mehr als 16 neue Praktikanten – INL mit einbegriffen – sollen dann mit dem Unterrichten anfangen. „Die genauen Zahlen haben wir aber noch nicht bekommen“, sagt Schenten.
Einen Kommentar zu diesem Thema von Cédric Feyereisen gibt es hier zu lesen.
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wann dir wellt letzebuergesch ënner d’leit bréngen da loosst w.e.g.
déi englesch begrëffer aus eiser sprooch.eis ministäre sin doranner
ganz schlëmm.am letzebuergesche gët et fir déi mäschte begrëffer
och richteg letzeburgesch wierder.
bescht gréiss
Dann sollte man, mit Master in Germanistik, im Staatsexamen das „Französische“ nicht unterschätzen sonst ist man unten durch. Hatten den Fall kürzlich.
Ech fannen, dass déi Lëtzebuerger Sprooch munchmol iwwerbewäert gëtt. Dat féiert eis an eng Sakgaass. Vill méi wichteg ass et, dass eis Schüler Däitsch, Franséisch an Englesch léieren.
Ausserdeem fannen ech déi Lëtzebuerger Orthographie zum Deel onlogesch a grauenhaft. Ech fannen ausserdeem net gutt, dass all puer Joer eng Reform kënnt, oder eng Reform vun der Reform. Do ginn d’Leit dach just veronsëchert.
@Grober
Schlimm genug. Wie sieht es denn andersrum aus? Wohl eher kein Problem.
Wenn man von Administrationen Korrespondenz erhält und in drei Sätzen findet man zwei Fehler,dann sollte man sich auch über das Französische in unseren Schulen Gedanken machen. Ich brauche keine luxemburgische Rechtschreibung oder Grammatik um meine Identität als Luxemburger zu wahren. Was immer das auch sein mag.
Déi waren all beim Nomi an der Schoul a kënnen et selwer net.
@Lucilinburhuc. Jupp, kein Problem, auch wenn das „Germanische“ nicht sooo beherrscht wurde. Also lieber einen Hochschulabschluss an der französischen UNI, anscheinend lehrt man dort auch Deutsch.
Wann een op den neie site zu Belval fiirt get é begréisst matt grousse Plakate wou drop steet „a place to live, a place to work, a place to study, …“. U wee solle sech dës komesch Ausdréck adresséieren ?
@emile
„wann dir wellt letzebuergesch ënner d’leit bréngen da loosst w.e.g.
déi englesch begrëffer aus eiser sprooch.eis ministäre sin doranner
ganz schlëmm.am letzebuergesche gët et fir déi mäschte begrëffer
och richteg letzeburgesch wierder.
bescht gréiss“
Et gëtt och e lëtzebuergescht Wuert fir ‚Lëtzebuerg‘.
Wann ee mol net d’Grouss- a Klengschreiwung beherrscht, sollt een deenen anere keng gutt Rotschléi ginn.
@Minettsdapp
„Wann een op den neie site zu Belval fiirt get é begréisst matt grousse Plakate wou drop steet “a place to live, a place to work, a place to study, …”. U wee solle sech dës komesch Ausdréck adresséieren ?“
Dir wäert laachen, un déi international Studenten déi do alles op Englesch léieren.
@Claude Oswald: Dat déi Lëtzebuerger Orthographie zum Deel onlogesch a grauenhaft ass, wéi Dir schreiwt, läit och dorun, dass am Lëtzebuergischen vill Wierder aus dem Franzéischen kommen, dann awer mat enger éischter däitscher Endung kombinéiert ginn.
Z. B „Ech maachen en Don (däitsch:Spende) un d’Rout Kräitz“ – wann ech awer 2 Spenden maachen, da misst ech 2 Donen maachen: Geschriwwen gesäit dat wierklech komisch aus.
Ech si fir „Zukunft op Zivilisatoresch“.