Migration / Narcisse Dovenon aus dem Benin hat in Luxemburg das gefunden, was er immer gesucht hat
Narcisse Dovenon stammt aus dem westafrikanischen Staat Benin. Nach mehreren Etappen kommt er 2013 schließlich hier in Luxemburg an. Mit dem Tageblatt spricht er über seine lange Suche nach dem richtigen Land, über Rassismus und seine damaligen ersten Eindrücke vom Großherzogtum.
Düdelingen ist durch die Einwanderung vieler Menschen und Nationen groß geworden. In den 1990er Jahren entstand im Viertel Italien das „Centre de documentation sur les migrations humaines“ (CDMH), um die vielen verschiedenen Einwanderungsbewegungen nach Luxemburg und der Großregion zu untersuchen. Narcisse Dovenon arbeitet dort als Bibliothekar. Er hat seine ganz eigene Geschichte zu erzählen, die ihn von seiner Heimat nach Deutschland, Frankreich und wieder zurück ins Benin führt, bis er schlussendlich im Großherzogtum landet – wo er bleiben möchte.
Die Reise von Narcisse, geboren 1980, beginnt nach seinem Abitur im Jahr 1998. „Zu dieser Zeit steckte in allen jungen Köpfen, wegzugehen: nach Europa, in die Vereinigten Staaten oder nach Kanada“, erinnert sich Narcisse. In seinem Heimatland fehlte es an Zukunftsperspektiven. Nachdem er ein Visum bekommen hatte, folgte er seinem älteren Bruder nach Deutschland. Das Studium bezahlte der Vater. Ohne Eltern mit den nötigen finanziellen Mitteln wäre es nicht möglich gewesen, so der Archivar weiter.
Anfangs habe er zwei Jahre lang Deutschkurse belegt und dann Informationswissenschaften an der Fachhochschule in Potsdam studiert. Gelebt hat er während dieser Zeit in Berlin. Seine zukünftige Frau lernte er kennen, als er einmal seine Familie in Benin besuchte. Sie zog mit ihm nach Deutschland.
Beschimpfungen und Schläge
Nach Abschluss seines Studiums und trotz eines guten Stellenangebots wollte die Familie Dovenon nicht in Deutschland bleiben. Grund dafür war der Rassismus, der ihnen damals überall begegnet ist. „Das Leben für Schwarze in Deutschland war schrecklich. Es war unerträglich.“ Vor die Tür zu gehen, ohne beschimpft zu werden, sei unmöglich gewesen. Oft habe in der Zeitung gestanden, dass Farbige geschlagen oder mit einem Messer angegriffen worden seien. Auch Narcisse musste dies am eigenen Leib erfahren. „Ich wurde gedemütigt und von rund zehn Deutschen verprügelt. Sie wollten mich umbringen“, erzählt Narcisse ohne viel Emotionen in der Stimme. Für ihn ist es Vergangenheit.
Er und seine kleine Familie wollten damals nur noch weg aus dem Land, das ihnen eigentlich gut gefallen hatte. So schlug seine Frau, die Französin ist, vor, nach Frankreich zu ziehen. Dort würde es viel mehr afrikanische Gemeinschaften geben. Mit einem deutschen Abschluss in der Tasche und seinen Sprachkenntnissen hatte Narcisse keine Schwierigkeiten, dort eine Arbeitsstelle zu finden. Er wurde bei einer Bank als Archivar angestellt.
Doch um irgendwann mal ein Archiv leiten zu können, brauchte er einen Masterabschluss. Diesen absolvierte er an der Universität von Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines und fand anschließend eine Arbeitsstelle bei der „Agence française de développement“ in Paris. Auf einer beruflichen Mission in Benin wollte er Fortbildungen im Bereich der Archivistik anbieten. Daraus entstand der Wunsch, mit der Familie wieder ganz nach Afrika zurückzukehren, um den Menschen zu helfen.
Neuland Luxemburg
„Dort angekommen mussten wir der Realität ins Auge blicken“, sagt Narcisse. An die neuen Lebensbedingungen konnten sie sich nicht gewöhnen. Nach ungefähr einem halben Jahr ging seine Frau mit den Kindern nach Frankreich zurück. Er blieb alleine in Afrika. Das war eine schwierige Zeit für die Familie und vor allem für das Ehepaar.
Eines Nachts stieß er auf eine Stellenanzeige des Europäischen Parlaments in Luxemburg, das einen Archivar suchte. Er passte genau auf das gesuchte Profil. Nur von Luxemburg hatte er vorher noch so gut wie nichts gehört. Doch bei seiner Recherche im Internet habe er nur Gutes über das Land gelesen, also habe er sich beworben. Danach sei alles sehr schnell gegangen, sagt Narcisse.
Schon nach kurzer Zeit hatte er die Zusage. Er setzte sich ins Flugzeug, ohne seiner Frau etwas zu sagen. „Luxemburg ist mir sofort als ein offenes Land vorgekommen, jedenfalls im Vergleich mit Frankreich und Deutschland.“ Es dauerte nicht lange, bis seine Frau ihn mit den Kindern nach Luxemburg folgte. Nach ein paar Jahren wechselte Narcisse dann seine Arbeitsstelle und arbeitet seit 2015 als Bibliothekar im Düdelinger „Centre de documentation sur les migrations humaines“.
Er ist sich bewusst, dass seine französische Nationalität und die Studienabschlüsse vieles leichter gemacht haben. Seine Hautfarbe sei hier in Luxemburg kein „Handicap“ mehr. „Ich habe hier das Wohlbefinden gefunden, das ich gesucht habe.“
Ein Buch erzählt von seinem Erlebten
Trotz allem habe auch Luxemburg seine Schattenseiten. Als im vergangenen Jahr seine Wohnung in Diekrich bei einem Feuer komplett ausbrannte, hatte er den Eindruck, sozial ganz unten angekommen zu sein. Auf dem Wohnungsmarkt habe er zunächst nichts gefunden, da einige Eigentümer nicht an Schwarze vermieten wollten. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Donkols. „Wir denken jetzt nicht, dass alle Luxemburger so sind.“ Nach seinen Erfahrungen in Deutschland und Frankreich ist er immer noch der Meinung, dass sich ein Migrant in Luxemburg verwirklichen kann.
Seine lange Reise hat er in seinem Buch „Parcours et détours migratoires jusqu’au Grand-Duché de Luxembourg“ niedergeschrieben. Zwar gebe es viele Bücher über portugiesische oder auch italienische Migration in Luxemburg, aber fast keins über afrikanische. Viele seien der Meinung, dass alle Schwarzen übers Meer nach Europa geflüchtet seien. „Doch was ist mit uns, die legal gekommen sind? Wir haben alles über die Botschaften in die Wege geleitet, doch über uns wird nicht gesprochen“, findet Narcisse.
Mit seinem Buch will er zeigen, dass viele Afrikaner zum Studieren nach Europa kommen. Er möchte zu verstehen geben, dass nicht „alle Afrikaner am Bahnhof dealen“. Es tue ihm weh, solche Landsmänner zu sehen. Das Buch solle vor allem dazu dienen, einen anderen Blick auf Schwarze zu bekommen.
Dat ass dee beschten Job aus dem Land, 1-2 Leit kommen am Mount laanscht, ausser am Wanter, da kënnt keen.
@Gustave: « Dat ass den beschte Job am Land…. », glaube ich war nicht Thema des Beitrages. Fakt ist « den Mann mecht eppes an ass zerfridden », was man von Ihnen nicht behaupten kann, sie zufrieden scheinen, aus ihrem Kommentar « den typeschen letzebuerger Naidvull sain Frust an d’Welt eraus trotert . » Der kleinste Beitrag ist umso wertvoller , er ein grosser Schritt zur Integration ist, in die Zukunft.