Editorial / Nation der Hypokriten: Luxemburg und die Drogen-Frage
Es gab mal ein Land, in dem dröhnten sich alle das Hirn zu: vom Politiker, Wirtschaftskader, Künstler, Sportler bis hin zu Sex-Workern, Gamern, Kids und der gemeinen Couch-Potato. Sehen wollte das niemand. An Schulen wurde gekifft, in Clubs Lines gezogen, auf Festivals Pillen geschmissen und irgendwo in Bonneweg gespritzt. So weit, so klischeebeladen.
Was diese maßlose Zuspitzung soll? Verdeutlichen, wie verlogen Luxemburgs Umgang mit Drogen ist. „Eng dämpen“ wird als Jugendproblem abgetan, ist aber eher ein Jugendphänomen. Dass heute Alt und Jung gelegentlich „eng raachen“ – verpönt. Im Volksmund wird dafür der paternalistische Lösungsansatz gebetsmühlenartig wiederholt: die drogenfreie, streng abstinente Gesellschaft – eine Zielsetzung, die kaum realitätsfremder sein könnte.
Wie altmodisch unser Land ist, zeigt sich auch an den hiesigen Drogendebatten. Dass Rausch fester Bestandteil dieser Nation ist, scheint eher als Randphänomen wahrgenommen zu werden. Im Vordergrund stehen vielmehr die zwar zu Recht kritisierten Schadenspotenziale diverser Substanzen: Kaum ein aufgeklärter Bürger zweifelt daran, dass Prävention, Jugendschutz und das Eliminieren von Schwarzmärkten zentral sind. Wenn aber eine Gesellschaft, die nicht nur aus Junkies besteht, Drogenkonsum als reine Pathologie diskutiert, züchtet man sich keine Rauschmittelkrise, sondern etwas ganz anderes heran: eine Ignoranzkrise.
Denn dann passieren vor allem zwei Dinge: Jene Menschen, die diverse Substanzen problemlos konsumieren können, werden an den Rand gedrängt. Und wer tatsächlich ein Suchtproblem hat, wird zum Paria – im feinen Luxemburg sind z.B. funktionale Drogenabhängige ein absolutes Tabuthema. Mit dem Resultat, dass niemand sich für ihre Geschichte, Suchtentwicklung und Vulnerabilität interessiert. Wann hat dieser Mensch mit dem Konsum begonnen? War es zu einem frühen Zeitpunkt? War es berufsbedingt? Und ist noch irgendetwas zu retten, und wenn ja, wie?
Anstelle von gnadenlos ehrlich geführten Diskussionen, plätschert die Debatte vor sich hin. Was wir solchen Menschen unterschwellig durch unser Wegschauen vermitteln: Sei dankbar, dass du noch dabei sein darfst. Wenn aber Hohn statt ein offenes Ohr die Antwort ist, machen wir uns an ihrem Leid mitschuldig. Diese Kultur des Totschweigens ist Ausdruck einer Gesellschaft, die Repression tief verinnerlicht und stillschweigend akzeptiert hat. Solange wir jedoch nicht mit uns ehrlich sind, werden wir weder den rekreativen noch den problematischen Drogenkonsum meistern. Die Legalisierung bzw. Entkriminalisierung einer Substanz ist so lange liberale Kosmetik, als sie nicht mit einer sozialen Verpflichtung einhergeht: dem Versprechen, dass nicht die Maximierung des Kapitals durch neue Märkte das Ziel ist, sondern eine menschliche Regulierung, die schmutzigen Stoff, die Verletzung Dritter und die Verdrängung in den Untergrund verhindert.
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Die westliche Gesellschaft kennt seit jeher ein Recht auf Rausch, und zwar mittels Alkohol – was meiner Meinung nach auch ausreicht. Darüber hinaus gibt es unter den verbotenen Rauschmitteln solche, die – egal ob dies nun zutrifft oder nicht – als „harmloser“ oder doch zumindest als „weniger schädlich“ angesehen werden und deren Konsum halbwegs toleriert wird, etwa Cannabis. Wer leichtsinnig genug ist, sich an die härteren Sachen ran zu wagen – Heroin, Kokain, Crack u.a. – muss damit rechnen, dass er seine Gesundheit ruiniert, durch die Auswirkungen der Drogen Jobs, Familie und soziale Kontakte verliert und sehr schnell verelendet. Das ist nicht nur im „altmodischen“ Luxemburg so, sondern überall auf der Welt. Und ein „absolutes Tabuthema“ ist dies schon mal gar nicht, sondern ein Phänomen, das seit 50 Jahren von Medizin, Justiz, Schulen, Presse und Medien immer und immer wieder durchgekaut wird, schon allein aus Gründen der Prävention und Aufklärung. Als „hypokritisch“ oder Zeichen einer „Kultur des Totschweigens“ lässt sich der gesellschaftliche Umgang mit der Drogenproblematik hierzulande daher nun wirklich nicht bezeichnen. Darüber hinaus erschliesst sich mir nicht, worauf der Autor hinaus will. Sollte es wirklich nur darum gehen, Luxemburg wieder mal das Klischee des altmodischen Provinznestes anzuhängen? Da hätte ich mir von Herrn Sabharwal mehr erwartet. In manch anderen Belangen mag sein Urteil ja zutreffen, was Drogen angeht jedoch definitiv nicht. Da sind wir – leider – längst auf dem Niveau unserer grossen Nachbarländer, nur eben geographisch kleiner.
Typisch Luxemburg: Augen zu und durch! Nur nicht hinschauen und die Probleme unter den berühmten Teppich kehren. Was nicht sein darf, gibt es nicht. Im Grunde genommen sind wir Luxemburger ein sehr reaktionäres Völkchen bei dem die Nachwirkungen der erzkatholischen Kirche immer noch spürbar sind.
Der Autor wirkt auf mich ein bisschen naiv und gutgläubig, wenn er meint, wir würden das hinkriegen, nämlich die Maximierung des Kapitals durch neue Märkte zu verhindern.
Man kann im Internet nachlesen, was z.B. die Tabakindustrie alles unternommen hat und an Zusatzstoffen in die Zigaretten gemischt hat, um die Sucht der Raucher zu fördern und also die Profite zu steigern. Wer glaubt denn im Ernst, dass dies nicht auch bei den sogenannten „rekreativen“ Drogen der Fall sein wird ?
A propos „rekreativ“ : Gibt es keine bessere und vor allem gesündere Weise, sich rekreativ zu erholen, als sich zu „bedämpen“ ? Was ist mit den Kindern, die in einem Haushalt leben müssen, wo „gedämpt“ wird ?
Legalisei’erten Cannabis ass eng Einstiegsdroog, an vu que dass de Mensch firwetzeg ass, geht daat him net mei‘ dur an probei’ert di naichst Stuuf vun den Drogen !
Ab der zweeter Stuff geht et sei’er an d’Sucht !
@Realist
„Die westliche Gesellschaft kennt seit jeher ein Recht auf Rausch, und zwar mittels Alkohol – was meiner Meinung nach auch ausreicht.“
Alle Säufer sagen das.
@Nomi
„Legalisei’erten Cannabis ass eng Einstiegsdroog, “
Nee, ass et net. Scho virun Dekaden widderluecht, wéi Dir nach jonk waart.
@Claude Oswald
„? Was ist mit den Kindern, die in einem Haushalt leben müssen, wo „gedämpt“ wird ?“
Die sind im Bett oder in der Schule, wenn Mutti ihren rezeptpflichtigen Cannabis-Stoff aus der Apotheke zu sich nimmt, übelicherweise in einem Keks, nur Raucher rauchen Cannabis, die anderen essen oder verdampfen ihn.
Wenn’s legalisiert wird braucht Mutti bloss kein Rezept mehr.
Nomi: Sie haben recht. Ich habe während der letzten über 30 Jahre eine ganze Anzahl Freunde, Bekannte und sogar Familienangehörige an Drogen verloren. Bei jedem – wirklich jedem, ohne Ausnahme – nahm die Talfahrt erst so richtig an Geschwindigkeit zu und waren Hopfen und Malz verloren, nachdem Cannabis ins Spiel gekommen war. Selbst als Alkoholiker – egal ob Quartal- oder Volltrinker – kann man mit etwas Glück über Jahre oder sogar Jahrzehnte ein halbwegs normales und produktives Leben führen. Haschisch und Co aber ziehen einen sehr schnell nach unten. Und dort gibt es dann nichts mehr ausser der „Szene“ und ihrer Welt aus Nadeln, Geldmangel, Obdachlosigkeit und der Jagd nach dem nächsten Schuss.
@Sabharwal und Kommentatoren: Eigentlich ein löblicher Ansatz , wie hier über die allgemeine Drogenproblematik , inbegriffen Alkoholmissbrauch , Konsumrausch, digitale Medienabhängigkeit,…….bis zur Droge diskutiert wird. Allerdings verschwenden wir hier Zeit und Tinte über diese Thematik , solange die Ursachen immer mehr zur Nebensache verkommen. Wir sollten über die moderne Gesellschaft , die Liberalisierung von Anstand , Moral,Respekt , die Ziellosigkeit mit der Jugend , Ältere durch die Welt irren diskutieren . Wir sollten uns die Frage stellen , diese Gesellschaft dem Gotte Mammon,dem Konsum, Spass verfallen ,nicht übersättigt ist an all diesen Freizeitangeboten ,ein neuer Hipe her muss einen neuen Adrenalinstoss zu bewirken , immer wieder und wieder bis zur nächsten depressiven Stimmung. Schauen wir uns um welch gereizte Stimmung in den Einkaufstempeln, dem Verkehr herrscht, die Gewalt , der Vorfall Düdelingen ist aktuell ein Vorzeigeobjekt dieser perversen Entwicklung , immer mehr Überhand gewinnt, das Verbrechen von Pädophilie, Mord,Überfällen,…..zum tagtäglichen Menü unserer Informationspolitik gehört. In Luxemburg urteilen Politik , Gesellschaft sehr schnell nach humanistischen Grundsätzen es um andere Länder, Krisen, Flüchtlinge geht.Vor unserer eigenen Türe kehren wir nicht, den sozialen Mist , den stinkenden Abgrund die Probkeme unserer gesellschaftlichen Entwicklung nehmen wir nicht wahr. Wir glauben ein reiches Land zusein, doch arm sind wir im Geiste nicht fähig die Gefahren einer desaströsen gesellschaftlichen Entwicklung wahrzunehmen.“Et ass super Souen an Velospisten,ÖT ze stierchen, do wou d‘Land d‘Baach of geet get naischt gemeet.“.
Dat hu mer vun der laissez-faire Ideologie déi eis t’HeldInnen vun der 68er Generatioun bruet hun. Haut sin déi sälwecht Leit méi bieder a pedantesch wéi Biedermeiers.
Realist: … „Selbst als Alkoholiker – egal ob Quartal- oder Volltrinker – kann man mit etwas Glück über Jahre oder sogar Jahrzehnte ein halbwegs normales und produktives Leben führen. Haschisch und Co aber ziehen einen sehr schnell nach unten. “ …
Sorry aber dazu mein Kommentar: „Keine Ahnung aber davon viel“
Liebe Grüße