/ Nationale Meisterschaften: Kunstturner zeigen neue Dynamik in Bettemburg
Bei den nationalen Meisterschaften in Bettemburg standen am Wochenende vor allem die jungen Turner im Fokus.
Im letzten Sommer war Luxemburg mit vier Junioren – Quentin Brandenburger bei den Jungen sowie Céleste Mordenti, Chiara Castellucci und Lola Schleich bei den Mädchen – sowie eine Seniors-Turnerin (Aurélie Keller) bei der Europameisterschaft in Glasgow am Start. Eine Neuheit für die FLGym, denn sonst waren die luxemburgischen Kunstturner bei solch großen internationalen Wettkämpfen meist als Einzelkämpfer unterwegs. Dass bei den Nationalkadern inzwischen eine komplett neue Dynamik entstanden ist, konnte man am Wochenende bei den nationalen Meisterschaften in Bettemburg beobachten.
Resultate
Frauen, Mehrkampf:
Nationale (3 Teilnehmerinnen): 1. Céleste Mordenti (Gym Bonneweg) 46,000 Punkte, 2. Maeva Baum 39,300, 3. Julie Sierardzki (beide Réveil Bettemburg) 35,000
Juniorinnen (7): 1. Lola Schleich (Espérance Esch) 45,250, 2. Nuria Silva 39,900, 3. Natacha Litt (beide Réveil Bettemburg) 38,450
AK 12 (4): 1. Chiara Paolucci (Flic-Flac Differdingen) 35,000, AK 11 (7): 1. Maéva Ventura (Gym Bonneweg) 53,350, AK10 (7): 1. Mex Graf (Nordstad-Turnveräin) 53,733, AK9 (10): 1. Elynn Rysak-Hoffmann (Flic-Flac Differdingen) 58,550, AK8 (7): 1. Valentina Marochi (Réveil Bettemburg) 54,783, AK7 (1): 1. Ausra Monkunaite (Nordstad-Turnveräin) 39,350
Gerätefinals: Stufenbarren: Mordenti 10,800, Sprung: Sierardzki 11,550, Schwebebalken: Schleich 12,200, Boden: Alessia Castellucci (Union Düdelingen) 10,400Männer, Mehrkampf:
Junioren (1): 1. Quentin Brandenburger (Etoile Rümelingen) 58,250
Junioren (aménagé) (3): 1. Ronan Foley (Aurore Oetringen) 67,250, 2. Colin Hartz-Marques (CG Remich) 65,350, 3. Mathis Kayser (Réveil Bettemburg) 61,300
AK13 (2): 1. Joy Palermo (Nordstad-Turnveräin) 100,933, AK12 (1): 1. Michael Martins (Nordstad-Turnveräin) 82,750, AK11 (5): 1. Maximilian Maurer (Aurore Oetringen) 82,300, AK10 (4): 1. Idan Ribon (Aurore Oetringen) 76,366, AK9 (4): 1. Santiago Ortiz Bogdanov (Aurore Oetringen) 75,484
Gerätefinals: Boden: Foley 11,933, Pauschenpferd: Foley 9,700, Ringe: Brandenburger 10867, Sprung: Brandenburger 12,350, Barren: Brandenburger 12,200, Reck: Foley 10,567
Nach der Ära Sascha Palgen wurde im luxemburgischen Kunstturnen mehr denn je deutlich, dass eine komplette Generation fehlte, die den Staffelstab hätte übernehmen können. So war man bei der FLGym gezwungen, bei der Förderung des Nachwuchses anzusetzen. Ein Schritt, der langsam, aber sicher seine Früchte trägt – und so konnte man am Wochenende einen ganz neuen Teamgeist spüren. Sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen war beim nationalen Saisonhighlight kein Konkurrenzkampf zu sehen: Die Nachwuchssportler feuerten sich vielmehr gegenseitig an, freuten sich füreinander, wenn ein neues Element gelang, und waren da, wenn tröstende Worte gebraucht wurden.
Bezeichnend dann auch, dass die Turnerinnen, die verletzungsbedingt passen mussten, es sich nicht nehmen ließen, ihre Kolleginnen vor Ort zu unterstützen. Eine Dynamik, die den luxemburgischen Turnsport in den kommenden Jahren auch international nach vorne bringen könnte.
Ein erster Schritt gelang Céleste Mordenti, die ihr erstes Jahr bei den Seniors-Frauen bestreitet, bereits im April bei der Europameisterschaft in Stettin, als sie Rang 58 belegte. Erstmals konnte die Turnerin der Gym Bonneweg am Samstag im Mehrkampf ihr EM-Programm auch in Luxemburg zeigen. Klar, dass man da genauso aufgeregt ist, wie die 16-Jährige zugab, doch die große Stärke von Mordenti war in den vergangenen Monaten ihre Nervenstärke, denn wenn es drauf ankam, lieferte sie ab: „Natürlich bin ich vor einem Wettkampf aufgeregt, doch man muss lernen, damit klarzukommen, sonst wird man es nicht weit schaffen.“ Und auch die Erlebnisse bei einer EM helfen bei der Weiterentwicklung: „Ich habe viele Turnerinnen kennengelernt. Man tauscht sich aus und kann sich auch von ihnen etwas abschauen. An so einem Wettkampf teilnehmen zu dürfen, motiviert nur noch mehr.“
Wenig überraschend holte sich die Athletin des COSL-Promotionkaders dann auch den Landesmeistertitel im Mehrkampf und war besonders froh, dass eine neue Bahn bei ihrer Übung am Boden genauso hinhaute, wie sie es sich erhofft hatte. Auf Rang zwei landete die Bettemburgerin Maeva Baum, die nach einer Saison mit etlichen Verletzungsproblemen wieder langsam an ihr gewohntes Leistungsniveau anknüpft.
Bei den Juniorinnen stand Lola Schleich unterdessen unter genauerer Beobachtung, denn die Escherin möchte im Sommer mit nach Baku, zum europäischen olympischen Jugendfestival, reisen. Erleichtert war die neue Juniorenmeisterin im Mehrkampf dann auch, dass sie einen konstanten Wettkampf mit nur einem Fehler zeigen konnte.
Übergangsjahr
Bei den Herren waren die Meisterschaften in Bettemburg unterdessen der Schlusspunkt einer Übergangssaison, denn erst im nächsten Jahr steht wieder eine EM auf dem Programm. Der Älteste im Bunde, der erst 15-jährige Quentin Brandenburger, tritt bei den Junioren an, womit in diesem Jahr kein Titel in der Kategorie „national“ vergeben wurde. Für die Schützlinge von Nationaltrainer Jacques Renson ging es in den letzten Wochen eher darum, neue Elemente einzustudieren und den Schwierigkeitsgrad der Übungen langsam nach oben zu schrauben. Normal, dass es da auch mal Stürze gibt. Brandenburger – der wegen einer leichten Handgelenksverletzung auf seine Übung am Pauschenpferd verzichtete – gilt als „Kapitän“ einer ehrgeizigen, aufstrebenden Generation. Als einziger Turner bei den Junioren war ihm der Mehrkampftitel bereits im Vorfeld sicher, doch langsam schließen auch Colin Hartz-Marques (Remich), Mathis Kayser (Bettemburg) und Ronan Foley (Oetringen) auf, die in die Kategorie der „juniors aménagé“ hochgestuft wurden und somit nach dem gleichen „Code de pointage“ wie der Rümelinger bewertet werden.
„Quentin ist derjenige, der den anderen die Tür öffnet“, meinte Renson, der erklärt, dass die Jungs inzwischen ein ganz klares Projekt vor Augen haben: „Wir wollen bei der EM ein Team bei den Junioren stellen und für dieses Ziel ziehen auch alle an einem Strang. Es wäre jedenfalls eine Premiere für Luxemburg – und das haben die Jungs auch erkannt, sie könnten Geschichte schreiben und arbeiten hart hierfür.“
Die FLGym-Athleten haben inzwischen bemerkt, dass sie auch auf internationalem Parkett eine Chance haben, wie Renson anmerkt: „Als ich in Luxemburg angefangen habe, konnten sie mir nicht einmal drei internationale Kunstturner nennen. Die Einstellung ging eher dahin, dass man keinen davon kennen muss, denn man selbst wird es sowieso nie so weit schaffen. Doch inzwischen haben sie die WM als Ziel.“
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