Gesunde Ernährung / „Natur genéissen“ nun auch in der Strassener Maison relais
Die Gemeinde Strassen hat vor kurzem die Konvention „Natur genéissen“ mit dem Naturschutzsyndikat Sicona unterschrieben. Fortan werden in der dortigen „Maison relais“ Mahlzeiten angeboten, die zum größten Teil aus biologischen, regionalen und saisonalen Produkten bestehen.
Mit Strassen gibt es nun insgesamt 29 „Natur genéissen“-Gemeinden. Eigentlich hätte die Konvention schon wesentlich früher unterschrieben werden können. Bürgermeister Nico Pundel (CSV) hatte anlässlich der Presskonferenz zum Konventionsbeitritt durchblicken lassen, dass das „Syndicat intercommunal pour la conservation de la nature“ (Sicona) bereits vor vier Jahren an die Gemeinde herangetreten war. Aus diversen Gründen habe man damals aber nicht zusammengefunden.
Pol Faber, Agraringenieur bei Sicona und einer der Verantwortlichen des Projekts, meinte, Strassen sei anfangs „etwas ängstlich gewesen“. Vielleicht sei der vorige Bürgermeister nicht sehr warm für das Projekt gewesen, mutmaßt er.
Nico Pundel verneint dies jedoch. Bei den ersten Unterredungen vor vier Jahren erschienen ihm die Bedingungen von Sicona sehr streng – das sei damals der einzige Grund gewesen. Dass in Zwischenzeit ein Wechsel an der Spitze der Gemeinde stattgefunden hat – er übernahm den Posten von seinem Vorgänger Gaston Greiveldinger (LSAP) im Januar 2021 – habe nichts damit zu tun. Doch Zeiten und Menschen änderten sich: „Ich bin eigentlich der Meinung, dass jede Gemeinde die Konvention unterschreiben sollte und dass wir generell mehr regionale Produkte essen sollen.“ Der finanzielle Mehraufwand für die Gemeinde belaufe sich auf rund 50.000 Euro pro Jahr. Bei einem Jahresbudget von sechs Millionen im Jahr für die Kindertagesstätte falle das nicht ins Gewicht. „Es sind 50 Cent pro Kind und pro Essen. Das sollte es uns wert sein.“ Rund 650 Mahlzeiten bereiten die Köche der „Maison relais“ jeden Tag zu.
Brücke zwischen Landwirten und Konsumenten
Eine heutzutage oft gehörte Kritik an der Herstellung von landwirtschaftlichen Produkten ist, dass man eigentlich gar nicht weiß, was man auf den Teller bekommt. Man ist in den allermeisten Fällen gezwungen, den Landwirten zu vertrauen. Dadurch, dass der Einkäufer und auch der Produzent strenge Auflagen erfüllen müssen, stellt „Natur genéissen“ wieder eine Verbindung zwischen beiden her.
Die Kindertagesstätten der teilnehmenden Gemeinden verpflichten sich dazu, ihre Lebensmittel nach bestimmten Kriterien einzukaufen. Dazu gehört auch, dass sie vorrangig bei den Bauern einkaufen, die am Projekt teilnehmen, oder zumindest regionale Produkte erwerben. Auch gilt es, Mindestkaufmengen von biologischen Nahrungsmitteln zu erfüllen. Mindestens 13 Prozent des Lebensmittelbudgets müssen für den Einkauf von Produkten der „Natur genéissen“-Landwirtschaftsbetriebe verwendet werden, 30 Prozent für Bioprodukte.
Da es sich um ein Projekt einer Naturschutzorganisation handelt, geht es selbstverständlich auch um Umweltschutz. „Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind nicht nur Produktionsstandort, sondern vielmehr auch Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten“, schreibt Sicona. Es liegt auf der Hand, dass die Art, wie der Bauer seine Waren produziert, auch einen Einfluss auf die Umwelt hat. Bauern, die am Projekt teilnehmen wollen, um so neue Absatzmöglichkeiten zu schaffen, müssen allerdings auch ihrerseits Auflagen in Sachen Wasser-, Natur-, Klima- und Bodenschutz erfüllen. Auch das Wohl der Tiere darf nicht zu kurz kommen.
Ein Vorteil des Projekts ist, dass sowohl konventionelle als auch biologisch ausgerichtete Betriebe daran teilnehmen können. Allerdings bedeuten die strengen Auflagen für einige Landwirte auch ein Hindernis. 33 Betriebe nehmen bis dato teil, jedes Jahr kämen zwei bis vier neue hinzu, sagt Pol Faber, Agraringenieur der Sicona. „Eine Teilnahme am Programm bedeutet vor allem für konventionelle Landwirte doch eine Herausforderung. So müssen sie z.B. auf den Einsatz von genetisch veränderten Futtermitteln verzichten.“ Und diese Bedingung gilt für den ganzen Hof, nicht nur für den Teil der Produktion, der an „Natur genéissen“ geht. „Das ist eine Prinzipienfrage, wir können nicht hier bei uns für Naturschutz eintreten und gutheißen, dass z.B. wegen genmodifizierten Sojas in Brasilien ganze Wälder abgebrannt werden.“
Eine weitere Einschränkung für die Bauern bedeutet die Bedingung, Milchkühe von Frühjahr bis Herbst auf der Wiese weiden zu lassen – eine Forderung, die wohl einige Bauern davon abhalte, beim Projekt mitzumachen, meint Faber. Bei den Bauern sei also mehr Überzeugungsarbeit nötig als bei den Gemeinden – bei denen sei es wesentlich einfacher. Doch es könnten nicht von heute auf morgen alle Gemeinden eingebunden werden, denn dann komme wohl die Produktion nicht schnell genug nach.
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