Umwelt und Klimawandel / Netzwerk „One Planet“: „Den Mars zu besiedeln, ist nicht die Lösung“
Wie viele in Luxemburg hat auch Norry Schneider (47) zwei Hüte auf. Er ist Vizepräsident des Nachhaltigkeitsrates und Sprecher von „One Planet“. Das Netzwerk, dem mehr als 100 Organisationen aus Wirtschaft und Gesellschaft angehören, hat neben bereits existierenden Positionspapieren der unterzeichnenden Organisationen ein Manifest mit Forderungen lanciert. Ein Gespräch über Overshoot Day, Untätigkeit und Greta Thunberg.
Tageblatt: Luxemburg lebt großzügig. Jeder Einwohner verbraucht rein rechnerisch fast acht Planeten pro Jahr. Ist das ein Link zur Wahl des Namens „One Planet“?
Norry Schneider: Ja. Wir wollen weg von den 7,5 Planeten, die Luxemburg jedes Jahr verbraucht. Wir haben nur einen Planeten. Den Mars zu besiedeln, ist nicht die Lösung, die wir brauchen. Jedes Jahr ist der Overshoot Day früher und er sollte eigentlich am 31. Dezember sein. Dahin zu kommen, ist ein bisschen Arbeit.
„One Planet“ steht für über 100 Akteure aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Das ist viel. Hinkt die Politik der gesellschaftlichen Entwicklung hinterher?
Jein. Sie hinkt der Herausforderung hinterher, aber die Gesellschaft hinkt auch hinterher. Man spielt sich den Ball zu – vor allem in Wahlzeiten. Die Bürger sagen der Politik: „Ihr macht nicht genug.“ Und die Politik sagt: „Ihr Bürger seid aber nicht schnell genug bereit, mitzuziehen.“ Es ist eine Wechselwirkung. Wir wollen aber nicht missverstanden werden. Unser Manifest mit den Forderungen und unser Positionspapier sind keine Schuldzuweisungen an die Politik, sondern ein Appell an die nächste Regierung, den einen Planeten zur Chefsache zu erklären. Kohärenz ist das Hauptproblem.
Jedes Ministerium kocht sein eigenes Nachhaltigkeitssüppchen und jedes schmeckt anders?
Genau. Es gibt mehr als 50 Strategien und Pläne zum Thema, durch alle Ressorts und Ministerien verteilt. Wir wünschen uns engere Zusammenarbeit, mehr Austausch, mehr einheitliches Vorgehen auf allen Ebenen. Gebündeltes und schnelles Agieren steht nun an und es kann auf zahlreiche Erfahrungen aus der rezenten Vergangenheit zurückgegriffen werden.
2030 markiert das Jahr, bis zu dem die 17 Ziele der UN zur nachhaltigen Transformation umgesetzt werden sollen. Schaffen wir das noch?
Wir haben noch sieben Jahre, das ist zu schaffen. Aber man muss Prioritäten setzen. Eine weitere Legislatur haben wir nicht mehr zu verschwenden.
Armutsbekämpfung ist eines der von der UN definierten Ziele für 2030. Das gelingt in Luxemburg schon nicht richtig, obwohl die Politik die Höhe der Sozialleistungen immer wieder betont. Woran liegt es?
Es ist eine Verteilungsfrage. Es ist nicht eine Frage von genug Geld und Ressourcen. Deswegen werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer.
In seiner letzten Rede zur Lage der Nation hat der Premier hervorgehoben, dass 49 Prozent der Ausgaben des Staatshaushalts für soziale Maßnahmen aufgewendet werden …
Statistisch gesehen sind ein Fünftel der Luxemburger von Armut bedroht. Das heißt, bei Jobverlust beispielsweise rutschen sie in die Armut. Wären diese Sozialleistungen nicht da, dann wären wir bei 50 Prozent von Armut bedrohten Einwohnern.
„One Planet“ fordert ein Wirtschafts- und Steuermodell für das Land, das dem Gemeinwohl Vorrang einräumt. Einen konkreten Vorschlag dazu?
Bei den Steuern ist es ganz klar: weniger die Arbeit besteuern und mehr den Ressourcenverbrauch. 0,03 Prozent der Einnahmen im jetzigen Steuersystem stammen aus der Besteuerung von Ressourcenverbrauch und schädlichen Emissionen. Und die Besteuerung von Arbeit trägt 47 Prozent zu den Einnahmen bei, das ist ein enormer Unterschied.
Und die Wirtschaft?
Es ist klar, dass ein Unternehmen Gewinn machen will. Das kann aber nicht die einzige Existenzberechtigung sein. Zum Gemeinwohl beizutragen, ist auch eine wichtige Aufgabe und bei Gewinnen kann man sich das leisten.
Ihr setzt in Eurem Manifest vor den Wahlen dem Wachstumsgedanken Werte wie Resilienz, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Schutz der Umwelt entgegen. Verstehen das die Menschen, die nicht bei „One Planet“ mitmachen, überhaupt?
Natürlich, weil jeder weiß, wie es ist, wenn es das nicht gibt. Die Umwelt zu schützen und sozial zu agieren, ist kein Widerspruch.
„One Planet” bleibt sehr allgemein in den Forderungen in dem Manifest. Das macht es der Politik leicht, das Netzwerk als „Nische” abzutun, oder?
Die Forderungen sind deshalb so allgemein, um viele zu erreichen. Aber stimmt, konkretere Formulierungen haben auch unsere Partner, bei uns sind ja viele NGOs gefordert. Aber sie machen das ja in ihrer täglichen Arbeit und in den Bereichen, in denen sie spezialisiert sind. Wir wollen zusammenbringen.
Hier im Land wird sich angesichts der Wohnkrise immer wieder darüber aufgeregt, dass in den Planungen für neuen Wohnraum Fledermäuse wichtiger sind. Was sagt Ihr denen?
Auch hier gilt, es ist kein Widerspruch. Es muss möglich sein, Wohnraum und Naturschutz zusammenzubringen.
Wie denn?
Das Team der Universität Luxemburg hat für „Luxembourg in Transition“ errechnet, dass wir einer Million Menschen bis 2050 Wohnraum geben könnten, indem wir bereits versiegelte Flächen wie Brachen, Riesenparkings, ausgediente Infrastruktur usw. bespielen und dabei sowohl kompakt als auch begrünt bauen können. Dabei wird kein Quadratmillimeter Land zusätzlich versiegelt. Dann haben wir das Problem gar nicht, sogar wenn die Bevölkerung steigt. Wenn wir aber weiterhin auf der grünen Wiese bauen, dann ist Wohnen und Naturschutz ein Widerspruch.
„One Planet“ fordert, „dass die Jugend die Möglichkeiten erhält, als Akteur des Wandels für eine nachhaltige Entwicklung und den Schutz von Umwelt und Klima zu kämpfen“. Wie weit darf das gehen?
Es geht um eine enkeltaugliche Zukunft. Wir reden immer nur über die Jugend im politischen, aber auch gesellschaftlichen Diskurs. Hier geht es darum, die Jugend mitzunehmen. Ein enger Verbündeter von „One Planet“ ist der Jugendrat, der zahlreiche Jugendinitiativen vereinigt. Von ihnen wird morgen bei der „Table ronde“ jemand mit mir moderieren – auf Augenhöhe. Jugendliche zu verklagen, das ist meine persönliche Meinung, weil sie sich für ihre Zukunft einsetzen, ist ein Skandal.
Was passiert, wenn dieses Jahrzehnt nichts passiert?
Rein rechnerisch sind wir dann auf vier bis sechs Grad Erderwärmung am Ende des Jahrhunderts, sagen der Weltklimarat und die UN. Viele Regionen der Welt werden dann nicht mehr bewohnbar sein und unsere Kinder haben nicht mehr die Gegebenheiten, die wir noch hatten.
Ist ein Frühstück mit Greta Thunberg eine gute Option?
Auf jeden Fall. Mich würde interessieren, woher sie die Power nimmt, immer weiterzumachen. Viele Jugendliche belastet die Situation psychisch sehr. Das gilt übrigens auch für Wissenschaftler, die viel mit den Zahlen zum Klimawandel zu tun haben.
Table ronde
Heute findet in den Rotondes ab 19 Uhr eine „Table ronde“ mit Kandidaten der politischen Parteien statt. Die Veranstaltung ist ausgebucht und kostenlos. Wer keinen Platz erhält, kann unter oneplanetluxembourg.lu der Liveübertragung folgen. Am Mittwoch sind Vertreter von „CELL – The transition hub“ auf dem Markt in Luxemburg-Stadt präsent.
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Nodeems dass den Mensch dann d’Erd onbewunnbar gemach huet, geht heen dann och den Mars futti machen.
Besser mer lei’eren eis richteg ob der Erd ze behuelen !
Der Mensch sollte in Zukunft versuchen, auf sovielen Planeten wie möglich zu beheimaten.
Nur so kann die Menschheit langfristig überleben.
Auch wenn wir uns das heute nocht nicht vorstellen können. Aber es wird geschehen, natürlich nur, wenn der Mensch sich in den nächsten 50 bis 100 Jahren nicht auf diesem Planeten selbst vernichtet.
Der Mensch wird niemals andere Planeten bewohnen.Weil sie unbewohnbar sind. Die utopischen Filme mit Terraformern usw. sind nette Versuche uns zum Träumen zu bringen. Allein der Strahlenbeschuss und die Druckunterschiede erlauben keine Tagesausflüge auf Mars. Wer will schon sein Leben in Druck- und Strahlenkammern und mit künstlichem Sauerstoff verbringen. Die ISS zeigt uns bereits unsere Grenzen. Hier wird täglich trainiert um den Muskelschwund zu reduzieren. Also.
Doch es wäre die Lösung. Alle Grünen auf den Mars ausbürgern und damit die Erde wieder lebenswert machen.