„Zenter fir d’Lëtzebuerger Sprooch“ / Neue Publikation vorgestellt: Perlen aus der Luxemburger Sprache
Die Corona-Krise dominiert weiterhin das Tagesgeschehen in Luxemburg. Dennoch ließ sich das „Zenter fir d’Lëtzebuerger Sprooch“ (ZLS) nicht davon abhalten, neue Publikationen ins Leben zu rufen und das viel genutzte „Lëtzebuerger Online-Dictionnaire“ weiterzuentwickeln. Ein Bericht über die Neuerungen.
Das „Zenter fir d’Lëtzebuerger Sprooch“ ist auch während der Corona-Pandemie seiner Arbeit nachgegangen und hat einige neue Publikationen in die luxemburgischen Buchhandlungen gebracht. Andere Werke wurden überarbeitet. Eine neue Publikation und gleichzeitig der erste Band einer ganzen Serie ist das Buch „Aläert, jauwen, Zockerboun – 123 Pärelen aus der Lëtzebuerger Sprooch“. Insgesamt zwölf Bände sind vorgesehen.
In diesem ersten Band der Serie „Lëtzebuerger Wuertschatz“ wurden 123 „Pärelen“ aus der luxemburgischen Sprache gesammelt. „Es handelt sich dabei um Wörter, die man heute nicht mehr so oft hört, weil sie weniger im alltäglichen Wortschatz verankert sind“, sagt Bildungsminister Claude Meisch auf einer Pressekonferenz am Dienstag. Zusammen mit ZLS-Direktor Luc Marteling hat Meisch die neuen Publikationen vorgestellt.
Die Promotion der Luxemburger Sprache ist seit 2018 fester Bestandteil des Bildungsministeriums. Bis dahin war es eine Teilkompetenz des Ministeriums für Bildung, Kinder und Jugend zusammen mit dem Kulturministerium. Ziel ist es, Luxemburgisch als Integrationssprache zu fördern und sie den Menschen nahezubringen, die sie nicht als Muttersprache gelernt haben. Gleichzeitig soll die Nutzung der luxemburgischen Sprache quer durch die Gesellschaft unterstützt werden. Diese Punkte gehören laut Meisch zum Schwerpunkt des Regierungsprogramms von 2018, in das sich die neue Serie „Lëtzebuerger Wuertschatz“ einordnet.
Auch dem Bildungsminister sind einige „Pärelen“ aus dem ersten Band nicht bekannt. So musste er zum Beispiel nachschauen, was „jatscheleg“ heißt. Es heißt so viel wie „wackeleg“. Man setzt sich also nicht auf einen „wackelege Stull“, sondern auf einen „jatschelege Stull“.
Erster Band mit Kopf und Herz gemacht
Zum Wortschatz des ersten Bandes sagt Luc Marteling, dass man behaupten könne, diesen mit Kopf und mit Herz gemacht zu haben. Mit Kopf, weil die Wörter in der alphabetischen Reihenfolge angeordnet sind. „Weil die Leute sie so am besten finden“, sagt Marteling. Auch wurde zwischen verschiedenen Wortarten unterschieden: Substantive, Adjektive und Verben. „Für das Herz haben wir jene Wörter ausgesucht, die uns, aber vor allem die Leute draußen, emotional berühren“, sagt er.
Wir waren ziemlich erstaunt, dass wir innerhalb kurzer Zeit rund 300 Vorschläge von Wörtern bekamen, die den Leuten gut gefallen habenDirektor „Zenter fir d’Lëtzebuerger Sprooch“
Wie aber kann man herausfinden, ob die Leute das Flair eines bestimmten Wortes spüren? „Wir haben eine interaktive Aktion gestartet, die wir #Wonschwuert in den sozialen Medien nannten“, so der ZLS-Direktor. Die gleiche Aktion wurde ebenfalls über Mail sowie über die Webseite des ZLS gestartet. „Wir waren ziemlich erstaunt, dass wir innerhalb kurzer Zeit rund 300 Vorschläge von Wörtern bekamen, die den Leuten gut gefallen haben und die sie als wichtig empfinden, dass sie Rückenwind bekommen.“ Ein großer Teil dieses Inputs befindet sich bereits im ersten Band.
Marteling nennt einige Beispiele: „absënns (besonders), ondugen (unartig), bëselen (wuseln), Karschnatz (Getreideernte, August).“ Zwar handelt es sich dabei um Ressourcen des „Lëtzebuerger Online-Dictionnaire“ (LOD), sagt Marteling, aber geführt wurde es von den Usern des LOD, also den Sprechern der Sprache. Da diese interaktive Arbeit ein großer Erfolg war, wird diese Aktion weiterlaufen, versichert der Direktor. Er sagt: „Wir sind weiter offen für Vorschläge. Wenn jemandem ein Wort gut gefällt, soll er uns schreiben. Wir geben uns Mühe, dem Wort auf die Spur zu kommen.“
Marteling gewährte in der Pressekonferenz, die ausschließlich über Stream abgehalten wurde, einige Einblicke in den zweiten Band, der nächstes Jahr erscheinen wird. Dennoch wollte er nicht alles verraten. „Es ist noch nichts in Stein gemeißelt, wir wollen ein wenig flexibel bleiben“, sagt er. In Band zwei geht es um Sprichwörter, Redewendungen und Ausdrücke. Marteling nennt ein Beispiel: „Eng Plooschter op en hëlzent Been.“ Es sei eine wunderbare Metapher, die man gut illustrieren könne und die relativ einfach zu verstehen sei. „Weitere 98 kommen dazu.“
Weitere Bände mit Weinen, „Drëppen“ und Frechheiten
Auch weitere Bände sind bereits angedacht. Der ZLS-Direktor nennt dazu eine Liste mit luxemburgischen Bezeichnungen für Obst und Gemüse, Kräuter, Gewürze und Nüsse. „Ich glaube, dass das nicht nur schön zu illustrieren ist, sondern dass dies auch ein ganz praktischer Band sein kann, nicht nur für die Küche.“ Zum Thema Kulinarisches könne man den Bogen weiter spannen. Marteling kann sich einen ähnlichen Band über Weine und „Drëppen“ vorstellen. Viele Fragen habe man über Tiernamen und insbesondere Insekten erhalten. „Das würden wir auch gerne einmal aufgreifen“, sagt er. Allerdings würden die vielen Dialekte und die unterschiedlichen Bezeichnungen für Insektenarten das Vorhaben erschweren. „Es ist eine Herausforderung. Wir wollen es vermeiden, dass die Leute nachher sagen, wir seien nicht vollständig, da wir eine bestimmte Bezeichnung vergessen haben.“
In einem weiteren Band kann Marteling sich vorstellen, Frechheiten auf Luxemburgisch aufzugreifen: „Topert (Trottel), Blani (Trottel, Depp), Dräibiz (Dummkopf), Hännes (Dummkopf), Flantes (kräftiger Bursche).“ „Ich glaube, dass man viele davon heute eher ironisch meinen würde, als sie einem an den Kopf zu werfen“, sagt er. „Aber auch da war die Fantasie und die Erinnerung der Leute sehr groß.“
Neben dem ersten Band der Serie „Lëtzebuerger Wuertschatz“ hat das ZLS ein weiteres neues Buch publiziert: „D’Lëtzebuerger Verben“. Laut Claude Meisch sei dieses Buch insbesondere für jene gedacht, die nicht so mit der luxemburgischen Sprache vertraut seien. Das Gleiche gilt für die neue Auflage der „Lëtzebuerger Grammatik“.
2019 kam zudem eine überarbeitete und vollständigere Orthografie heraus. Auf den „Walfer Bicherdeeg“ habe man das Werk quasi aus der Hand gerissen bekommen, erinnert sich Meisch. Zwischenzeitlich war das Buch vergriffen und musste nachgedruckt werden. Laut Bildungsminister habe es in den vergangenen Monaten ein enormes Interesse an den Publikationen des ZLS gegeben. Die „Lëtzebuerger Orthografie“ wurde 14.000 Mal ausgeteilt und befindet sich in der 4. Auflage. Auch das Lebenswerk von Josy Braun, „Eis Sprooch richteg schreiwen“, wurde neu aufgelegt und an die überarbeitete Orthografie angepasst. Es ist nun auch in französischer und englischer Sprache verfügbar.
Apps können auf Open Data des LOD zurückgreifen
Das Hauptinstrument des ZLS ist das „Lëtzebuerger Online-Dictionnaire“. Es ist die Plattform, wo viele sich treffen, wenn es um die Luxemburger Sprache geht, sagt Meisch. Hier finden die User, wie etwas richtig geschrieben und ausgesprochen wird. In den vergangenen zwölf Monaten wurden 9 Millionen Wörterbuchartikel im LOD angeschaut. Im Durchschnitt zählt das LOD 2.500 Besucher pro Tag. Daneben seien in diesem Jahr 1.600 neue Wörter integriert und 500 Artikel ausgebaut worden. Dies unterstreiche die Bedeutung dieses Instruments und auch das Interesse an der luxemburgischen Sprache, so Meisch.
Wir stellen uns vor, dass diese Karte in allen Wartesälen und Praxen aufgehängt werden könnte, damit die Leute diese während der Wartezeit studieren könnenBildungsminister
Ein weiterer Punkt ist die Zusammenarbeit mit der Online-Korrektur Spellchecker.lu. Einen Meilenstein nannte Meisch die Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Softwarefirma Microsoft, die die Wörterliste des Luxemburgischen in das Schreibprogramm Word integriert hat. Auch andere Applikationen können auf die Open-Data-Dateien des LOD zurückgreifen und sie damit für andere Anwendungen weltweit zugänglich machen.
ZLS-Direktor Luc Marteling und Bildungsminister Claude Meisch richteten in der Pressekonferenz ihren Blick auch in die Zukunft. Um näher am User zu sein, entwickelt das LOD zurzeit eine LOD-App fürs Handy. Gleichzeitig sollen die Internetseiten modernisiert werden. In Analogie zur Landkarte, welche die Ortsnamen auf Luxemburgisch, Französisch und Deutsch zeigt und die bislang rund 55.000 Mal gratis verschickt wurde, wird nun an einer Anatomie-Karte mit Luxemburger Bezeichnungen der Körperteile mit den jeweiligen französischen Übersetzungen gearbeitet. „Wir stellen uns vor, dass diese Karte in allen Wartesälen und Praxen aufgehängt werden könnte, damit die Leute diese während der Wartezeit studieren können“, so Meisch. Gleichzeitig ist auch ein Covid-19-Glossar in Ausarbeitung mit den Terminologien dieser Pandemie. In vielen Situationen brauche man medizinische Fachbegriffe.
Das ZLS zählt heute zwölf Mitarbeiter. Drei weitere sollen in naher Zukunft rekrutiert werden. Rund eine halbe Million an Jahresbudget steht dem Zentrum heute zur Verfügung, um den verschiedenen Aufgaben nachzukommen.
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