Empörung auf Mallorca / Neuer Gewaltexzess deutscher Sauftouristen: Urlauber verprügeln Taxifahrer – waren es Polizisten aus Essen?
Deutsche Sauftouristen schlagen einen Taxifahrer auf Mallorca brutal zusammen, weil ein Handy verschwunden war. Die spanische Polizei nimmt die Verdächtigen fest – der Untersuchungsrichter lässt die Touristen wieder laufen.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch dieser Urlaubssommer auf Mallorca wieder von Berichten über Exzesse deutscher Sauftouristen überschattet wird. Dieses Mal dreht sich die Empörung um mehrere deutsche Urlauber, die nach einer durchzechten Nacht an der „Ballermann“-Partymeile Playa de Palma einen Taxifahrer brutal zusammengeschlagen haben sollen. Angeblich handelt es sich bei den Tätern sogar um deutsche Polizisten, die auf Mallorca Urlaub machten.
Die Tat reiht sich in eine Serie von Vorfällen ein, die auf Mallorca das Bild vom hässlichen deutschen Sauftouristen nähren. Vor zwei Jahren waren es 13 deutsche Kegelbrüder, darunter Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, die wegen des Verdachts der Brandstiftung festgenommen wurden. 2023 kamen vier Deutsche wegen einer mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung einer Urlauberin in U-Haft – wo sie heute noch sitzen. Nun also die Schlagzeile von prügelnden deutschen Polizisten.
Wie die Inselmedien unter Berufung auf die örtliche Polizei mitteilten, ereignete sich der Prügelangriff bereits am Dienstagmorgen, wurde aber erst jetzt bekannt. Den vorliegenden Informationen zufolge waren gegen sechs Uhr morgens drei deutsche Urlauber an der Playa de Palma, dem Epizentrum des deutschen Partytourismus auf Mallorca, in ein Taxi gestiegen. Fahrziel war ein Landhotel im Ort Petra im Inselzentrum, rund 50 Kilometer entfernt.
Handy in Tasche der Sauftouristen gefunden
Dort angekommen, kam es zum Streit, weil einer der Deutschen sein Handy nicht mehr finden konnte. Die offenbar stark angetrunkenen Urlauber sollen daraufhin den 71-jährigen Fahrer verdächtigt haben, das Telefon gestohlen zu haben. Die Lage eskalierte und die Männer begannen, so heißt es, auf den Chauffeur einzuprügeln.
„Sie nahmen ihn in die Mitte und schlugen immer wieder zu“, berichtet Óscar P., der Sohn des Taxifahrers, im Inselfernsehen RTVE. Erst als die Inselpolizei kam, ließen die Gewalttäter von dem Fahrer ab. Er musste mit zwei gebrochenen Rippen, einem gebrochenen Arm und einem blutunterlaufenen Auge ins Hospital gebracht werden. Das angeblich gestohlene Handy fand sich unterdessen in einer Tasche der Sauftouristen wieder.
Die spanischen Polizeibeamten nahmen die drei Prügeltouristen fest. Gegen sie wird nun wegen Körperverletzung ermittelt. Und offenbar gegen einen von ihnen auch wegen Beamtenbestechung, weil er den Berichten zufolge versucht haben soll, mit Geld die Polizisten dazu zu bewegen, ein Auge zuzudrücken.
„Dachte, sie würden mich umbringen“
„Er bot mir und den Polizisten Geld an, damit wir auf eine Anzeige verzichten“, sagte der Taxifahrer José María P. der Mallorca Zeitung. „Ich sagte ihm, er solle sich seine Scheine sonst wohin stecken. Ich will juristische Gerechtigkeit. Ich dachte, sie würden mich umbringen.“ Zudem berichtete er, dass sich die Schläger in der Tatnacht als deutsche Polizisten vorgestellt hätten. Dies bestätigte dann auch der Sohn des Opfers. „Unser Anwalt erklärte mir, dass es sich um deutsche Polizisten handle“, sagt der Sohn.
Vielleicht erklärt dieser Umstand auch, dass der Untersuchungsrichter, der die Urlauber vernahm, die Beschuldigten wieder laufen ließ – obwohl weiter gegen sie ermittelt wird. Sie durften sogar am Mittwoch, am Tag nach der Tat, wieder nach Deutschland reisen. Der Anwalt des Opfers sagte, dass nach Meinung des Ermittlungsrichters keine Fluchtgefahr bestehe, eben weil es sich um deutsche Polizeibeamte handele.
Wie die Deutsche Presse-Agentur ergänzend meldet, könnte es sich um Polizisten aus der deutschen Stadt Essen handeln. „Der Vorfall ist uns bekannt“, sagte ein Sprecher der Essener Polizei. Ob es sich um Beamte der Essener Polizei handele, werde noch geprüft. „Es besteht der Verdacht. Wir können es nicht ausschließen“, sagte der Sprecher.
Wie sehr solche Ereignisse in Zeiten zunehmender Proteste gegen die Auswüchse des Massentourismus das Image deutscher Touristen auf Mallorca in Mitleidenschaft ziehen, zeigt das Fazit, das der Taxifahrer in der Mallorca Zeitung zieht: „40 Jahre lang habe ich Deutsche auf Mallorca umherkutschiert. Ich hatte nie ein Problem mit ihnen. Selbst nicht bei den Nachtschichten an der Playa de Palma“, sagt er. Und: „Oft hat man mich gefragt, was ich von den Deutschen halte. Ich war immer voll des Lobes. Doch jetzt will ich sie nicht mal mehr am Strand liegen sehen.“
- Petition fordert Abschaffung der Hausaufgaben - 24. November 2024.
- Es weihnachtet sehr: „Winterlights“ haben offiziell eröffnet - 22. November 2024.
- Die Kanzlerpartei klatscht, die Kanzlerpartei zweifelt - 22. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos