/ Neuer Rekord beim weltweiten Waffenhandel: Das Geschäft mit dem Tod blüht
Seit 1988 hat die Menschheit nicht mehr so viel Geld für Waffen ausgegeben wie im vergangenen Jahr, ergibt der Jahresbericht des Stockholmer Friedensforschungsinstitutes Sipri. Die USA haben ihre Ausgaben erstmals seit 2010 erhöht. Auch China und Saudi-Arabien rüsten weiter auf.
Von unserem Korrespondenten André Anwar, Stockholm
Nicht auszudenken, wie viel Gutes mit all dem Geld bewerkstelligt werden könnte.
2018 sind die weltweiten Ausgaben der Menschheit für militärische Güter zum Vorjahr um 2,6 Prozent auf 1.822 Milliarden Dollar (1.633 Mrd. Euro) angestiegen. Das ergibt der am Montag in Stockholm veröffentlichte Jahresbericht des Stockholmer Friedensforschungsinstitutes Sipri.
Es ist auch ein trauriger Rekord. Seit der Endphase des Kalten Krieges 1988 hat die Menschheit laut Sipri nicht mehr so viel Geld für Kriegsgüter ausgegeben.
Dabei sanken die Rüstungsausgaben nach dem Kalten Krieg bis zum weltweit niedrigsten Niveau 1998. „Dann stiegen sie 2001 wieder kräftig an mit den US-Kriegen im Irak und Afghanistan, lediglich von einer kurzen Atempause auf hohem Niveau um die Finanzkrise 2008 unterbrochen“, fasst Aude Fleurant, Direktorin für das Sipri-Waffenausgabenprogramm zusammen.
76 Prozent mehr als 1998
2018 lagen die Ausgaben sogar 76 Prozent über jenem Minimum von 1998. Die jährliche Sipri-Erhebung ist dabei bereinigt um störende Faktoren wie die Inflation, was den direkten Vergleich möglich macht.
Laut dem aktuellen Sipri-Bericht stehen die USA für 36 Prozent der weltweiten Rüstungsausgaben. Sie stiegen zum Vorjahr 2017 um 4,6 Prozent auf 640 Milliarden Dollar. Allerdings geben die USA 17 Prozent weniger aus als noch 2009.
China folgt auf Platz zwei mit 14 Prozent der weltweiten Waffenankäufe 2018 und einem Anstieg zum Vorjahr um 5 Prozent auf 250 Milliarden Dollar. Das Reich der Mitte gibt damit zehn Mal mehr Geld für Waffen aus als noch 1994.
Alle anderen Nationen haben deutlich niedrigere Anteile an der globalen Zeche für Waffenkäufe. Das reiche Saudi-Arabien kommt wieder auf den dritten Platz mit 3,7 Prozent der weltweiten Waffenankäufe. Seit 2009 steigerte es seine Waffeneinkäufe um 28 Prozent, weil es Russland weiterhin als ernste Bedrohung ansieht.
Russland als Bedrohung
Saudi-Arabien wird dicht gefolgt von Indien und Frankreich. Russland fällt von Platz 4 auf Platz 6 mit 61,4 Milliarden Dollar für Waffen im Jahr 2018. Im Vergleich zu 2009 gab Moskau im vergangenen Jahr 27 Prozent mehr Geld für Waffen aus, hier aber vor allem auch um den teils stark veralteten Bestand der Waffensysteme zu modernisieren, so Sipri. Mehrere angrenzende osteuropäische Länder wie Polen und die Ukraine steigerten ihre Waffeneinkäufe 2018, weil sie Russland weiter als Bedrohung ansehen.
Deutschland ist von Platz 9 auf 8 vorgerückt mit 49,5 Milliarden Dollar für Waffeneinkäufe 2018. Das sind 2,7 Prozent der weltweiten Einkäufe.
Seit 2009 sind die deutschen Waffenankäufe damit um 9 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Anteil am deutschen BIP sind sie jedoch leicht abfallend mit 1,4 Prozent 2009 und 1,2 Prozent vom BIP 2018.
Länder in Asien und Ozeanien haben ihre Waffenkäufe seit 1988 deutlich um 28 Prozent auf 507 Milliarden Dollar gesteigert. Indien steigerte sich zum Vorjahr um 3,1 Prozent auf 66,5 Milliarden Dollar, Pakistan steigerte sich um 11 Prozent auf 11,4 Milliarden Dollar. Südkorea steigerte seine Waffeneinkäufe um 5,1 Prozent auf 43,1 Milliarden Dollar. „Die Spannungen zwischen Ländern in Asien und zwischen China und den USA sind zentrale Faktoren für den Anstieg in der Region“, so Fleurant.
Die Türkei investiert ins Militär
Eine interessante weitere Entwicklung ist, laut Sipri, dass die Türkei ihre Militärausgaben deutlich zum Vorjahr 2017 um 24 Prozent auf 19 Milliarden Dollar 2018 erhöht hat.
„Unsere Erhebung sagt aber nicht aus, dass die Welt heute wieder kriegerischer geworden ist. Auch im Kalten Krieg und danach gab es viele Konflikte“, sagt sie. Vielmehr sei heutige computergesteuerte Waffensystemtechnik viel komplexer und dadurch teuerer als in der früheren analogen Welt, so Fleurant. Zudem hätten große Waffenkaufnationen wie die USA umfassende Modernisierungsprogramme veralteter Systeme eingeleitet, also keine direkte Reaktion auf die Umwelt.
Viele Nationen, wie etwa China, das einen gewissen Prozentsatz seines BIP für Waffen ausgibt, sind heute viel reicher als noch vor Jahrzehnten und haben dadurch mehr Spielraum, um Waffen zu kaufen. „All das spielt beim Anstieg der Waffenausgaben stärker hinein, als man glaubt, neben direkten Bedrohungen und kriegerischen Konflikten“, sagt Fleurant.
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