/ Neues aus dem Süden: Luxemburger Band Tëschegas veröffentlicht erste Single vom Album „Stad, Land, Goss“
Erklären Sie Luxemburg in drei Wörtern. Falls Ihnen nichts einfällt, ist hier eine mögliche Antwort: Stad, Land, Goss. Aus der Patsche hat Ihnen gerade die beste Metal-Band des Minettes, um nicht zu sagen der ganzen Welt, geholfen. Nämlich Tëschegas, deren neues Album-Cover genanntes Dreiergespann schmückt. Das Tageblatt hat sich mit einem der Bandmitglieder unterhalten.
Zu den Interessen von Tëschegas gehören laut ihrer Facebookseite u.a. AC/DC, „Äerdbiersgebees“, Cordon bleu und die CFL. Dass sie weltoffen sind und ihre Fühler weit ausstrecken, beweist die lange Liste, auf der auch Beschleunigungsphysik, „Pink Floyd a Pamplemoussen“ sowie „Quetschentuart an Queens Of The Stone Age“ aufgeführt werden.
Als Hauptnahrungsmittel finden chinesisches Essen und Bier Erwähnung. Man kann sich also sicher sein: Wir haben es mit waschechten Luxemburgern zu tun. Hier ist Pol für „Gebläerts“ zuständig, Spitz fürs „Gehummers“. Dazu gesellen sich Laurent, dem das „Gebrumms“ obliegt, Rachel und Krëscht in der „Geschrupps“-Abteilung und Hub als „Master of Genervs“.
Mit ihm unterhielt sich denn auch das Tageblatt und das wenige Minuten, nachdem das Musikvideo für den Song „Luxembourg’s Next Top-Pensionär“ vorab online veröffentlicht wurde. Experten, die nicht genannt werden wollen, gehen davon aus, das die Klickzahlen spätestens ab heute unkontrollierbar in die Höhe schießen werden, sodass die für den 11. Mai geplante Release-Party möglicherweise vom „Café Nicola“ in Fenningen in die Coque oder gar in die Trierer Europahalle verlegt werden muss.
Ähnlich ironisch hätten die Herren sowie die Dame von Tëschegas wohl einleitende Wort zu sich selbst verfasst. Wer in vorherige Werke des musikalischen Sixpacks reinhört, stellt schnell fest: Dem Größenwahn sind sie nicht verfallen. „Unser Prinzip lautet, uns selbst nicht allzu ernst zu nehmen, darin unterscheiden wir uns eventuell von einigen anderen Bands hierzulande. Auf diese wartet niemand in Saarbrücken, auch keiner in Köln und schon gar nicht in Berlin.“ Er habe Respekt vor professionellen Musikern und gönne ihnen ihren Erfolg, jedoch täten viele andere recht gut daran, sich selbst manchmal nicht als der Weisheit letzter Schluss zu sehen, findet Hub.
Obwohl man die Band schon seit zahlreichen Jahren eher für ihren Hang zum Klamauk kennt, werden auf dem neuen Album „Stad, Land, Goss“ auch sozialkritische Töne angeschlagen. Nicht nur bei der eben veröffentlichten Single, die luxemburgisches Jammern auf hohem Niveau auf die Schippe nimmt, schlägt ironisch formulierte Kritik durch. Ein weiterer Song thematisiert z.B. das Resultat des Referendums aus dem Jahr 2016.
Hub spricht von einer „komischen Stimmung“, die sich derweil in Luxemburg breitmache, und erklärt, dass die Veränderungen, die das Großherzogtum in den vergangenen Jahren durchlebt habe, durchaus mitgespielt hätten bei der Auswahl der Themen für die einzelnen Texte. „Als wir vor einem Jahrzehnt begannen, gemeinsam Musik zu machen, spielten die einzelnen Songzeilen keine prioritäre Rolle. Mittlerweile befinden wir uns aber in einer Situation, in der wir merken, dass das, was wir ironisch meinen, falsch verstanden werden kann. Wenn man auf Luxemburgisch singt, muss man sehr darauf achten, nicht von Menschen zitiert werden, mit denen man nicht in einen Topf geschmissen werden möchte.“
Man habe tatsächlich verschiedene Lied-Passagen umgeschrieben, da man sich bewusst geworden sei, dass diese, wenn man sie „au premier degré“ nehme, genau das Gegenteil von dem bedeuten, was man eigentlich sage wolle. Bei einem derartigen Verhalten handele es sich dennoch nicht um Selbstzensur, sondern vielmehr um Selbstschutz.
Die Aktualität gibt Hub leider recht. Gerade in den letzten Monaten machen sich vermehrt luxemburgische rechte Gruppen in sozialen Netzwerken dadurch bemerkbar, dass sie Behauptungen aus dem Kontext reißen und sie für ihre politischen Ziele zweckentfremden.
Mehr als ein Interviewpartner, Journalist oder auch Künstler beschwerte sich bereits öffentlich darüber, was jedoch nicht zu einer Lösung der aus dem Kontext gerissenen Aussagen führte. Laut Hub geht es der Band Tëschegas nach wie vor vor allem um Spaß, den man selbst weitervermitteln wolle. Bestimmten Luxemburgern halte man indes bewusst einen Spiegel vor und weise mit Humor darauf hin, wo der Schuh hierzulande drücke.
Auf die Frage, ob man im Rahmen des laufenden Verfahrens gegen den Rapper Turnup Tun (Urheber des Tracks „FCK LXB“) befürchte, ebenfalls der Volksverhetzung oder ähnlichem bezichtigt zu werden, erwidert Hub prompt: „Dat ass eis esou laang ewéi breet.“
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