Luxemburg / Neues Notdienstsystem für Kleintiere tritt am 1. Oktober in Kraft
Luxemburg bekommt ein neues Notdienstsystem für Haustiere: Ab dem 1. Oktober wird es ähnlich wie die „Maisons médicales“ hierzulande funktionieren, also wochentags nur außerhalb der üblichen Bürostunden sowie an den Wochenenden.
Das Notdienstsystem, das vor Jahren eingeführt wurde, ist an seine Grenzen gestoßen. Die Tierärzte arbeiten unter großem Druck, sagt Dr. Jean Schoos, Präsident der „Association des médecins vétérinaires du Grand-Duché de Luxembourg“ (AMWL). Die Lage ist prekär: Zurzeit übernehmen drei oder vier Kleintiermediziner den Notdienst von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr am folgenden Tag, arbeiten also während 24 Stunden am Stück. Dies führt dazu, dass sie nicht nur routinemäßig mit Tierleid und -tod konfrontiert sind, sondern bis zur Erschöpfung arbeiten. Die hohe Suizidrate unter Veterinären europaweit ist eine Folge davon.
Am 1. Oktober wird ein neues System für den Kleintiernotdienst eingeführt. Veterinäre aus Praxen werden sich mit denen aus einer der beiden Tierkliniken hier im Land – in Bettemburg und in Bereldingen – abwechseln. Sie werden in zwei Gruppen aufgeteilt, die entweder für den Norden oder den Süden Luxemburgs zuständig sind. Der bis dato existierende Bezirk Osten wurde abgeschafft, da dort die Nachfrage an tierärztlicher Nothilfe sehr gering gewesen sei.
Die Grenze zwischen den beiden Regionen Norden und Süden sei aber organisationsbedingt fließend: So könne es sein, dass ein Arzt einmal dem Norden angehört, ein anderes Mal aber dem Süden. Das neue System orientiert sich am System der „Maisons médicales“, in denen nur außerhalb der regulären Bürozeiten ein Notdienst angeboten wird.
Am besten im Vorfeld anrufen
Rund 150 Tierärzte gehören zurzeit der „Lëtzebuerger Association vun de Klengdéierepraktiker“ (LAK) an. In dem neuen System muss jeder durchschnittlich einmal im Monat den Notdienst übernehmen. Allerdings gibt es auch eine Reihe von Dispensen. Ärzte ab 55 Jahren sind davon ausgenommen, das Gleiche gilt für Schwangere. Schoos weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass mittlerweile 70 Prozent der Tiermediziner in Luxemburg Frauen sind.
Den Tierbesitzern rät der Facharzt, beim Notdienst anzurufen, ehe sie sich dorthin begeben. Damit können lange Wartezeiten verhindert werden.
Den weitaus größten Anteil auf der Liste der Patienten bilden – wie zu erwarten – Hunde und Katzen. Dr. Schoos spricht von rund 80 Prozent in seinem Fall. Danach kommen die Meerschweinchen, Hamster und Vögel. Auch die Anzahl an Reptilien sei nicht zu unterschätzen.
Achtung, Tollwut existiert noch!
Besondere Probleme machen den Kleintiermedizinern Hunde, die aus den Ferien mitgebracht werden. In Europa ist die Tollwut zwar mittlerweile ausgerottet, aber anderswo noch lange nicht. Rund 50.000 Menschen sterben jedes Jahr weltweit an der Krankheit. Vor allem in Nordafrika und Osteuropa ist sie noch sehr präsent.
Dies kann ein Problem bei Haustieren sein, die Geflüchtete aus der Ukraine mitbringen und die beispielsweise nicht gegen Tollwut geimpft sind. Für Haustiere, die in Begleitung ihrer Halter in die EU einreisen, wurden vorübergehend erleichterte Bedingungen geschaffen. Bei der Einreise erhalten die Neuankömmlinge ein Informationsblatt in ukrainischer oder russischer Sprache.
Falls ein Tier noch nicht gegen Tollwut geimpft ist, muss das unbedingt nachgeholt werden, rät der Facharzt. Außerdem müssen die Tiere einige Zeit in häuslicher Quarantäne gehalten werden.
Das neue Notdienstsystem in Kürze
Montags bis freitags:
8.00-16.00 Uhr: kein Notdienst, da die Praxen und Kliniken noch geöffnet sind
16.00-24.00 Uhr: zwei Tierärzte aus Praxen, je einer aus dem Norden und einer aus dem Süden
24.00-8.00 Uhr: eine Tierklinik
Am Wochenende:
8.00-16.00 Uhr: zwei Tierärzte aus Praxen, je einer aus dem Norden und einer aus dem Süden
16.00-24.00 Uhr: zwei andere Tierärzte aus Praxen, je einer aus dem Norden und einer aus dem Süden 24.00-8.00 Uhr: eine Tierklinik
Die Kontaktdaten der diensthabenden Ärzte finden Sie unter www.collegeveterinaire.lu, über das Infotelefon der Post oder über die Nummer 112.
Die Notdienste der Großtierärzte und der Pferdepraktiker ändern sich nicht.
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