„Social Boys“ / Neues Projekt soll bei männlichen Kandidaten Interesse für soziale Berufe wecken
Um mehr Männer für soziale Berufe zu interessieren, hat das Ministerium für Gleichberechtigung zusammen mit drei Partnern ein neues Projekt mit dem Namen „Social Boys“ ins Leben gerufen.
Taina Bofferding, Ministerin für Gleichberechtigung, stellte am Mittwoch das Projekt „Social Boys“ vor. Zusammen mit dem „Lycée technique pour professions éducatives et sociales“ (LTPES), dem „Daachverband vun de Lëtzebuerger Jugendstrukturen“ (DLJ) sowie der Organisation „infoMann“ soll versucht werden, mehr Männer für soziale Berufe zu begeistern, wie Bofferding erläuterte. Männer seien in diesem Berufsfeld nämlich stark unterrepräsentiert.
Die schlechte Nachricht ist, dass Stereotypen noch fest verankert sind. Die gute Nachricht ist, dass dies geändert werden kann.Ministerin für Gleichberechtigung
„Wir wollen das Problem an der Wurzel packen“, sagte die Ministerin. Deshalb wolle man mit den Stereotypen aufräumen. Denn es sei problematisch, wenn man sich zu einem bestimmten Verhalten gezwungen fühle. „Die schlechte Nachricht ist, dass Stereotypen noch fest verankert sind. Die gute Nachricht ist, dass dies geändert werden kann“, sagte Bofferding.
Männliche Erzieher seien wichtig bei der Entwicklung der Persönlichkeit und Identität der Kinder und Jugendlichen. Dadurch würden sie sehen, dass auch Männer vorlesen, trösten und pflegen können, so Bofferding. Und auch, dass dies dann als normal empfunden würde, sei wichtig. Das Projekt soll Jugendliche, insbesondere männliche, zwischen 14 und 18 Jahren ansprechen.
Praxisnähe
„Die Jugendhäuser haben einen direkten Kontakt zu den Jugendlichen“, erklärte Caroll Kremer vom DLJ gegenüber dem Tageblatt. Dort stehe ihnen ein Berater zur Verfügung. Bei Interesse für einen sozialen Beruf könne der Jugendliche im Rahmen eines Benevolats in einer Kindertagesstätte oder „Maison relais“ unter der Aufsicht eines Beraters erste Praxiserfahrungen sammeln. Angesichts der vorherrschenden Stereotypen und ohne konkrete Vorstellungen vom Beruf, würden sich viele junge Männer eher gegen die Berufswahl des Erziehers entscheiden. „Junge Männer haben sich bislang eher für ein Praktikum in den Bereichen Behindertenbetreuung oder Altenpflege entschieden.“
Junge Männer haben sich bislang eher für ein Praktikum in den Bereichen Behindertenbetreuung oder Altenpflege entschieden .DLJ
Das Projekt sieht laut Caroll Kremer vor, die interessierten Jugendlichen für einen Freiwilligendienst in der Gemeinde ihres Wohnortes einzusetzen. Der Erzieher aus dem Jugendhaus stellt bei Interesse den Kontakt zum Tutor in der Kindertagesstätte oder „Maison relais“ her. Dieser Tutor steht dem Jugendlichen fortan zur Verfügung. Alle sechs bis acht Wochen sollen sich die Jugendlichen untereinander treffen und ihre Erfahrungen austauschen.
„Die Jugendlichen sollen vor allem den Berufsalltag kennenlernen“, sagte Silke Hülpes von der Organisation „infoMann“. Demnach sei vorgesehen, dass sie zweimal die Woche einen Nachmittag in der Kindertagesstätte oder „Maison relais“ verbringen und an den Aktivitäten teilnehmen. Für Hülpes verschafft diese Maßnahme einen ganz anderen Einblick in den Beruf, als es zum Beispiel die Teilnahme an Sommeraktivitäten vermag.
„Wir erwarten uns, dass durch dieses Projekt mehr Männer den Beruf des Erziehers ergreifen und bewusst mit Kindern arbeiten wollen“, so Caroll Kremer. Im Schnitt habe man einen Erzieher pro Einrichtung, das sei nicht viel. In den „Maisons relais“ seien es einige mehr, weil die Kinder dort älter seien. „Wir beobachten hier oftmals Stereotypen. Die Erzieherinnen basteln mit den Kindern und die Erzieher spielen mit ihnen Fußball.“ In Betreuungsstrukturen sei es wichtig, dass Kinder beide Geschlechter erleben. Die Wichtigkeit dieser Diversität der Geschlechter sei von zahlreichen Studien belegt, sagte Jérôme Mailliet, ebenfalls Mitglied des Dachverbandes.
Wir beobachten hier oftmals Stereotypen. Die Erzieherinnen basteln mit den Kindern und die Erzieher spielen mit ihnen Fußball.DLJ
João Paulo Gomes gilt als Vorreiter des Projekts. Er macht sein Benevolat bereits seit einem Jahr in der Gemeinde Dahlem. „Als ich von dem Projekt ‚Social Boys’ hörte, war ich überrascht, da es genau das vorsieht, was ich bereits seit einem Jahr tue“, sagte er gegenüber dem Tageblatt. Auf diese Weise werde nun sein Benevolat offiziell bestätigt. Gomes ist Schüler. Nach dem Unterricht geht er an einigen Tagen für zwei Stunden in die „Maison relais“ seiner Gemeinde und bringt sich dort in die Gruppenarbeit der Erzieher ein. „Ich möchte später in diesem Bereich arbeiten“, sagte er. Das jetzige Benevolat bestätige diesen Wunsch.
Wenige männliche Erzieher heißt auch wenige männliche Schüler im LTPES, gab Andy Devaquet, der dort unterrichtet, zu bedenken. Er und sein Kollege Steve Watz machen sich Gedanken, wie sie mehr Männer für diesen Beruf begeistern können. Vor mehreren Jahren waren laut Devaquet etwa 15 Prozent männliche Schüler am LTPES eingeschrieben, heute seien es etwa 25 bis 30 Prozent. „Das ist nicht schlecht, aber wir wollen das weiter pushen“, sagte er. „Social Boys“ sei möglicherweise ein Weg dahin.
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