Belval / Neues Restaurant „Schmelz“ bietet luxemburgische Gerichte mit Industriegeschichte
Das Restaurant „Schmelz“ hat seine Türen auf Belval im Juni geöffnet. Die Ambitionen sind groß – und das trotz Krisen. Luxemburgische Speisen in einem industriellen Ambiente: Das Konzept scheint bis jetzt aufzugehen.
Ein neues Restaurant zu eröffnen, ist immer riskant – während einer Krise ohnehin. Und bei einem Gebäude, das sehr aufwendig und teuer instand gesetzt werden muss, steigt das Risiko noch einmal erheblich. Die Rechnung scheint beim Restaurant „Schmelz“ auf Belval bisher aufzugehen. Das Lokal hat im Juni seine ersten Gäste empfangen, seit Mitte Oktober sind sie regelmäßig ausgebucht. „Wir haben bisher nicht sonderlich viel Werbung gemacht, weil wir langsam anfangen wollten, aber in Luxemburg spricht sich das herum“, sagt Dan Vinkowski (59) sichtlich zufrieden. Er ist – mit Küchenchef Ibrahim Jashari (39) – Partner im Projekt und kümmert sich um die Kommunikation und Events. Mit ihnen im Boot sitzt, als Kapitän, Besitzer Paul Meyer.
Das Lokal fällt vor allem durch seine Einrichtung auf: Die Industrieelemente des alten Gebäudes treffen auf warme, moderne Möbel. Beton und Stahl wird durch Stoff und Holz gebrochen. Ein rot beleuchteter Hochofen steht wie ein Ausstellungsstück hinter einem großen Fenster und alte Stahlschächte ragen aus der Mauer heraus. „Die Menschen kommen hier rein und sagen ‚wow‘“, so Vinkowski. Insgesamt 150 Gäste finden auf den Sesseln, Bänken und Stühlen Platz.
Die meisten Kunden sind laut Jashari Luxemburger. „Etwa 70 Prozent“, schätzt der Chefkoch. Der Grund dafür ist wahrscheinlich auch in der Küche zu finden: Das Restaurant biete sehr viele luxemburgische Gerichte an. „Gromperekichelcher, Cordon bleu, Wäinzoossiss, Feierstengszalot – Fleisch geht sehr gut“, so Jashari. Das Restaurant benutzt Bio-Fleisch der Metzgerei Niessen. „Die Menschen freuen sich über die Speisekarte, eben weil wir keine Hamburger haben – so wie alle anderen Restaurants hier auf Belval“, fügt Vinkowski hinzu. Die Gerichte sollen an das Essen der Großmutter erinnern, allerdings mit einer kreativen Note. Auf der Winterkarte werden Choucroute, Träipen und Bouneschlupp zu finden sein. „Eine Choucroute ‚revisitée‘ – und wir werden wahrscheinlich Kniddelen mit Trüffelsauce anbieten“, sagt Jashari.
Drei Jahre Planung
Der Küchenchef hat vor 17 Jahren im Tex-Mex-Restaurant „Coyote“ zum ersten Mal den Kochlöffel geschwungen. Danach ist er zur „Schmelz“ gewechselt. Der Übergang war einfach: Paul Meyer gehören nämlich beide Lokale. „Es ist eine Herausforderung, hier kannst du kreativer arbeiten. Coyote ist eine schnellere Küche und das hier ist etwas raffinierter“, erklärt Jashari. Meyer fragte den 39-Jährigen bereits vor vier Jahren, ob er daran interessiert wäre, etwas Neues zusammen aufzubauen. Die drei Partner reisten auf der Suche nach Inspiration viel ins Ausland und schauten sich Dekor und Essen anderer Restaurants an.
Insgesamt haben sie drei Jahre mit der Planung verbracht und ein weiteres Jahr an den Räumlichkeiten gearbeitet. Es sei eine sehr komplexe Baustelle gewesen. „Man darf nicht überall ein Loch bohren, weil das Gebäude denkmalgeschützt ist“, sagt Vinkowski. Vor allem die Akustik sei bei der Instandsetzung problematisch gewesen. „Am Anfang klang es hier wie in einer Kirche.“
Die größte Herausforderung bei der Entwicklung des Restaurants sei allerdings das Personal gewesen – ein Problem, mit dem momentan viele Restaurateure kämpfen. „Es ist schwierig, gute Arbeitskräfte zu finden, die die Sprache können und sich in das Team integrieren – der gesamte Arbeitsmarkt ist nach der Krise auf dem Kopf“, sagt Vinkowski. „Aber wir haben jetzt ein sehr gutes Team“, fügt Jashari hinzu. 20 Angestellte zählt die „Schmelz“ mittlerweile – davon arbeiten sieben in der Küche. In Zukunft sollen es 25 Mitarbeiter sein. Wie viel Geld in dieses Projekt geflossen ist, wollten die beiden nicht preisgeben.
Das Gebäude gehört Fonds Belval, „Schmelz“ ist Mieter. Um sich überhaupt in dem Lokal niederlassen zu dürfen, musste das Unternehmen ihnen zuerst einen Businessplan abgeben. „Es gab eine Ausschreibung: Wir haben ein Dossier von zwölf Seiten zusammengestellt und dort haben wir alles hineingeschrieben – Deko, Küche, Akustik, Veranstaltungen und so weiter“, erklärt Vinkowski.
Keine Konkurrenz zu Coyote
Dass das Restaurant sofort Erfolg hatte, davon sind selbst die drei Partner überrascht. Vom Standort Belval sind sie überzeugt – immerhin wohnen sie dort. „Esch wurde in den vergangenen Jahren etwas vernachlässigt – mich macht das sehr traurig. Die Brillstraße ist jetzt so leer. Und dann verstehe ich auch, wenn Kunden sich für Belval entscheiden“, so Vinkowski. Das Potenzial des alten Industriegebietes sei noch nicht ausgeschöpft, da noch viel gebaut werde. „Belval wird das ‚Viertel to be‘. Wir haben damals schon mit dem Coyote daran geglaubt – und das macht sich nun bezahlt“, so der frühere Radiomoderator. „Coyote“ zog 2016 aus dem Kirchberger Kinogebäude nach Belval. Dass beide Restaurants so nah beieinander liegen, ist kein Problem. „Es ist Platz genug für jeden. Das merkt man allein daran, dass überall Menschen sitzen“, sagt Vinkowski.
Da auf Belval sehr viele Büros zu finden sind, ist auch während der Mittagsstunde viel los. Das Mittagsmenü der „Schmelz“ wurde sofort gut angenommen. Damit der Erfolg sich allerdings weiterhin hält, müsse das Restaurant konstant etwas Neues bieten. Neben dem Bistrobereich, der Lounge und der neuen beleuchteten Tanzpiste gibt es ebenfalls eine Weinbar auf dem ersten Stockwerk. Momentan wird dort ebenfalls die normale Speisekarte angeboten, aber ab Januar soll dieser Bereich für ein gehobenes Fünf-Gänge-Menü benutzt werden. „Wir haben auch vor, Weinkurse von Sommeliers zu organisieren“, so Vinkowski. Sonntags können die Kunden in Zukunft dort brunchen – momentan fehle dafür noch das Personal.
Ideen gibt es laut Jashari und Vinkowski reichlich, an Energie fehlt es jedenfalls nicht. „Wir haben so viel Herzblut hier hineingesteckt“, meint Vinkowski. „Es ist ein positiver Stress“, fügt der Küchenchef zufrieden hinzu.
Öffnungszeiten
Montag bis Donnerstag
11.30 Uhr bis 23.00 Uhr
Freitag und Samstag
11.30 Uhr bis 00.00 Uhr
- PAG abgeändert: Gemeinde erlaubt den Bau von Tiny Houses - 11. November 2024.
- Die Berichterstattung über „Dëppefester“ ist ein essenzieller Teil unserer Gesellschaft - 4. November 2024.
- Tierschutzverein stößt an seine Grenzen: „Schafft euch nur ein Tier an, wenn ihr Zeit habt“ - 31. Oktober 2024.
Richtig toll, wenn sich unternehmerisches Risiko lohnt und Betreiber sowie Kunden zufrieden sind. Gratulation zum gelungenen Konzept👏👌