Düdelingen / Neues Viertel „Neischmelz“: 2023 wird mit Sanierung begonnen
Auf dem Gelände der Industriebrache zwischen den Vierteln „Italien“ und „Schmelz“ wird in den nächsten Jahren viel passieren: Nach und nach wird dort ein neues Wohnviertel entstehen. Zuerst steht jedoch die Sanierung an – mit der bald begonnen werden soll.
„Wir gehen momentan von der großen Planungsphase in die aktive Phase über“, sagt Jacques Vandivinit, Direktor des „Fonds du logement“, im Gespräch mit dem Tageblatt. Dies sei ein sehr wichtiger Moment. Der „Fonds“ ist Bauträger bei diesem Mammutprojekt. Bereits oft sei gefragt worden, wann es auf „Neischmelz“ losgehe. Nun rücke der Termin näher, so Düdelingens Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP).
Die Vorbereitungen zur Sanierung des fast 36 Hektar großen Areals laufen und 2023 soll es losgehen. Zuerst erfolgt die Säuberung des Bodens. Anschließend werden die geschützten Industriegebäude saniert. Die gesamte „dépollution“ soll fünf bis sechs Jahre in Anspruch nehmen.
Durch Studien wurde zuvor ausgemacht, welche Stellen auf dem Gelände besonders kontaminiert sind und welche nicht. Diese Erkenntnisse wurden in der Planung berücksichtigt. Heißt: Auf den besonders stark verschmutzten Stellen werden keine Wohnungen gebaut. Sobald ein erster Teilbereich saniert ist, wird dort mit den Infrastrukturarbeiten begonnen. So können diese Arbeiten parallel ablaufen. Ebenfalls gleichzeitig müssen administrative Aufgaben erledigt werden, wie beispielsweise die Anpassung der PAPs (Teilbebauungspläne), beziehungsweise Genehmigungen beantragt werden.
Die verschiedenen Etappen sollen weiterhin nach außen kommuniziert werden, so Biancalana. Nächstes Jahr werde eine Informationsveranstaltung stattfinden, um die Öffentlichkeit über die anstehenden Arbeiten auf dem Laufenden zu halten. Mit dem Vewa („Bâtiment vestiaire et hall wagonnage“), dem kürzlich eingeweihten Thierry-van-Werveke-Platz und der Mikrobrauerei hätten bereits ehemalige Industriegebäude eine neue Bestimmung bekommen. Jetzt gelte es, trotz Arbeiten das restliche Gelände weiter zu beleben, fügt Biancalana hinzu. Der „Urban Garden“, der Verkehrsgarten und der Sportplatz müssten irgendwann den Baggern weichen, sollen aber an einer anderen Stelle auf „Neischmelz“ wieder aufgebaut werden, so der Bürgermeister weiter. Die Challenge sei, dass der Standort auch in Zukunft lebendig bleibe, sagt Jacques Vandivinit.
Soziale und funktionale Vielfalt
Neben der Planung für das neue Viertel laufen weitere Diskussionen für größere Bauprojekte, die in den kommenden Jahren in Düdelingen realisiert werden sollen. Mittelfristig wird ein Teil der route de Thionville versetzt. Der Bahnhof im Viertel Italien wird vergrößert und neugestaltet, die Bahnschranken werden verschwinden. Auf „Neischmelz“ sollen später auch öffentliche Institutionen eine neue Bleibe finden. Vorgesehen sind unter anderem ein neues Steuerbüro, eine Struktur für Schutzsuchende, ein neues Polizeikommissariat und die Einrichtung des Nationalen Zentrums für öffentliche Sammlungen („Centre national des collections publiques“, kurz: CNCP). Mit dem Bildungsministerium laufen derzeit Gespräche, dass Düdelingen Standort für eine weitere europäische Schule werden könnte.
In einem Zeitraum von zehn bis 15 Jahren werden um die 3.500 Menschen in dem neuen Viertel leben. Die 1.575 Wohneinheiten werden in vier Phasen gebaut. Die Hälfte davon sind als soziale Mietwohnungen vorgesehen. 35 Prozent werden staatlich subventionierte Wohnungen. Nur insgesamt zehn Prozent gehen in den freien Verkauf. Das Bauland wird für 99 Jahre über einen Erbpachtvertrag zur Verfügung gestellt.
„Neischmelz“ wird ein CO2-neutrales Viertel. Die Erzeugung von elektrischer Energie erfolgt durch Fotovoltaikanlagen, die teilweise auf dem Dach des Walzwerks installiert werden. Warm- und Kaltwasser sollen die Wohnungen über Geothermie beziehen. Falls dies nicht ausreicht, wird auf Solarthermie zurückgegriffen. Auch die „Diddelenger Baach“ wird aufgewertet und der Verlauf größtenteils beibehalten.
Für die Sanierung und Entwicklung des gesamten Bauprojektes wurden im März 2022 zwei entsprechende Gesetze im Parlament gestimmt. 223 Millionen Euro sind für die Sanierung des Bodens, die Renaturierung des Baches und die Instandsetzung der geschützten Industriegebäude vorgesehen. Im zweiten Gesetz stehen 227 Millionen Euro für die Schaffung des Wohnraums und der Infrastruktur.
„Auf den besonders stark verschmutzten Stellen werden keine Wohnungen gebaut. “
Da kommen Spielplätze hin.
Spielplätze? Sagt wer?