Editorial / Nicht noch ein Rückblick: Was das Jahr 2024 zu etwas Besonderem machen kann
Der Dezember hat irgendwie schon etwas Deprimierendes an sich, und das liegt nicht nur am grauen und nassen Wetter. Der Dezember ist auch der Monat der Rückblicke und bei diesen dominieren meist Kriege, Katastrophen und Krisen. So ein Jahresrückblick kann ganz schön aufs Gemüt drücken. Vor allem sind die wenigsten Probleme mit dem Jahreswechsel aus der Welt geschafft. Ob der Ukraine-Krieg, der Krieg in Gaza, die Wohnungskrise oder der Klimawandel, sie alle werden uns wohl auch noch 2024 begleiten.
Noch bevor 2024 beginnt, steht jetzt schon fest, dass auch im Dezember kommenden Jahres die negativen Schlagzeilen die Rückblicke bestimmen werden. Ist denn wirklich ein Jahr schlimmer als das andere? Nein. Wie bereits vor zwei Tagen im Leitartikel beschrieben, hat es schon immer politische und gesellschaftliche Umbrüche gegeben. Und ganz gleich, wie wichtig das große Ganze, das nationale und internationale Geschehen, auch sein mag: Am Ende kommt es auch immer auf die Ereignisse an, die einen unmittelbar betreffen oder berühren. So wird dem Luxemburger, der 83 Millionen Euro im Lotto gewonnen hat, das Jahr 2023 wohl anders in Erinnerung bleiben als den Mitarbeitern des Benu Village, die ihre Arbeit verloren haben. Der neue Premierminister Luc Frieden wird sicherlich eine positivere persönliche Bilanz von 2023 ziehen als die Europaabgeordnete Monica Semedo, die erneut ein Verfahren wegen Mobbing am Hals hat. Anderen Menschen bleibt 2023 in schlechter Erinnerung, weil sie ein geliebtes Familienmitglied verloren haben, für andere war es das schönste Jahr, weil ihre Familie Zuwachs bekommen hat. Es verläuft kein Jahr wie das andere und zum Glück können wir uns immer noch über ganz persönliche Erfolgserlebnisse freuen.
Apropos freuen: Es gibt jetzt bereits einiges, auf das man sich im kommenden Jahr freuen kann. Zum Beispiel gibt es ab dem 1. Januar mehr Netto vom Brutto, da die Steuertabelle um vier Indextranchen bereinigt wird. Außerdem soll sich die Wirtschaft 2024 wieder etwas erholen. Dann werden wir erneut zweimal zur Wahl schreiten. Sein Wahlrecht ausüben zu können, ist immer etwas Positives. Zuerst stehen im März die Sozialwahlen an, was im Grunde genommen die demokratischsten Wahlen in Luxemburg sind, da jeder Arbeitnehmer wahlberechtigt ist. Im Juni wird dann ein neues Europäisches Parlament gewählt. Auch in den USA wird gewählt. Dort haben die Bürger die Möglichkeit, das Schreckgespenst Donald Trump in der Bedeutungslosigkeit verschwinden zu lassen.
Auch sportlich und kulturell hat 2024 einiges zu bieten. Luxemburg könnte bei der Endrunde der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland dabei sein. Es fehlen lediglich zwei Siege. Sollte es nicht klappen, können Sportfans wenig später immer noch die luxemburgischen Athleten bei den Olympischen Spielen in Paris unterstützen. So nah vor der Haustür wird Olympia in den nächsten Jahren nicht mehr stattfinden. Dann nimmt Luxemburg bekanntlich erstmals seit 1993 wieder am Eurovision Song Contest teil und bietet somit einem Künstler einen Auftritt auf der großen Bühne.
Ohne die großen Krisen dieser Welt vernachlässigen zu wollen, gibt es dennoch Grund genug, sich auf 2024 zu freuen. Und sollten die oben genannten Argumente nicht überzeugt haben, bleiben immer noch die ganz persönlichen Erlebnisse, die jedes Jahr zu etwas Besonderem machen können.
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Uebrigens haben die US waehler auch die moeglichkeit das abgetakelte gespenst Biden verschwinden zu lassen…sollte die natur ihnen nicht zuvor kommen.
@ luxmann / …oder einer seiner Freunde, ein schiesswütiger Waffennarr.