Käerjeng / „Nicht weniger Autos – mehr Lebensqualität“: Neues Verkehrskonzept liegt der Gemeinde vor
Die Gemeinde will nicht bis zur Umsetzung des „Contournement“ warten, um den Verkehr in seinen fünf Ortschaften (Küntzig, Fingig, Linger, Hautcharage und Bascharage) zu beruhigen. Am 17. Juli wurde dem Gemeinderat ein neues Verkehrskonzept vorgestellt.
Verkehrsberuhigung mittels Tempo-30-Zonen und Straßenverengungen, zusätzliche Zebrastreifen und Radwege: Kürzlich wurde dem Käerjenger Gemeinderat ein Verkehrsberuhigungskonzept vorgestellt, mit dem Ziel, den Durchgangsverkehr zu verringern und die Wohnviertel zu entlasten.
Dass Käerjeng eine der Kommunen ist, die ganz besonders am Durchgangsverkehr leiden, ist keine Neuigkeit. Die seit einer gefühlten Ewigkeit diskutierte Umgehungsstraße dürfte noch etwas auf sich warten lassen: Erst im März hat Umweltminister Serge Wilmes einen Erlass unterzeichnet, der die Arbeiten genehmigt. Der Käerjenger Schöffenrat möchte allerdings nicht warten, bis das „Contournement“ Realität wird, und macht nun Nägel mit Köpfen: Er hat einen Plan ausarbeiten lassen, wie der Verkehr schon kurzfristig beruhigt werden kann.
„Es geht nicht darum, die Anzahl der Autos zu verringern, sondern die Lebensqualität der Einwohner zu verbessern“, fasst Bürgermeister Michel Wolter (CSV) den Plan zusammen. Ohnehin sei eine Reduzierung der Autos in der Gemeinde ohne Umgehungsstraße überhaupt nicht machbar. „Autofahrer sollen vor allem langsamer durch die Ortschaften fahren, 50 statt gefühlter 90 wären schon gut.“
„Sie machen einen Denkfehler, wenn Sie in Sachen Verkehr nur an die Avenue de Luxembourg denken“, fügt der Bürgermeister hinzu. Den Einwohnern macht auch der Durchgangsverkehr über die sogenannten Schleichwege zu schaffen, wobei der Ausdruck „Schleichweg“ nicht überall angebracht ist: Auf einigen dieser Straßen wird offenbar weit schneller als mit 50 km/h gefahren. Die geplanten Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung umfassen Tempo-30-Zonen, Zebrastreifen und Straßenverengungen.
Zweieinhalb Jahre lang wurde an dem Plan gearbeitet; er beinhaltet 20 Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, dass der Durchgangsverkehr entweder ganz aus einzelnen Vierteln verschwindet oder aber, dass die Fahrer durch verkehrstechnische Maßnahmen gezwungen sind, langsamer zu fahren. Die einzelnen Projekte wurden je nach Möglichkeit, ob sie kurz-, mittel- oder langfristig umsetzbar sind, eingeteilt.
Die ersten würden in Käerjeng in der rue Boeltgen und der rue des Champs umgesetzt werden. Noch dieses Jahr sollen dort Modalfilter installiert werden, entweder in Form einer einklappbaren Pfostensperre oder von Betonblöcken, die die Einfahrt zu den Straßen für bestimmte Verkehrsteilnehmer sperren.
Ein anderes kurzfristiges Projekt betrifft die rue des Ateliers zwischen den CFL-Werkstätten und der rue de la Reconnaissance nationale: Drei Fahrbahnschwellen, zwei Straßenverengungen und eine Tempo-30-Zone sollen helfen, die zu den Hauptverkehrszeiten dicht befahrene Ausweichstrecke zu beruhigen. Mit einer Ampel an der Kreuzung der beiden genannten Straßen sollen die täglichen Staus in der rue des Ateliers verringert werden.
Neue Tempo-30-Zonen bzw. die Verlängerung von bestehenden sind ebenfalls in folgenden Straßen vorgesehen: rue de la Résistance (Käerjeng), rue de la Libération (Linger), rue de l’Eglise und rue de la Gare (Küntzig).
Ein Shared Space in Hautcharage
Ein herausragendes Projekt ist sicherlich die geplante Umgestaltung des Ortskerns von Hautcharage. Dort soll der ganze Durchgangsverkehr aus der Ortsmitte verschwinden, erklärt Michel Wolter. Nach Bartringer Vorbild soll dort ein Shared Space entstehen. Dabei handelt es sich allerdings um ein längerfristiges Projekt. In einer ersten Phase ist geplant, bis Mitte 2026 die rue de Schouweiler, die rue du X Septembre und die rue de la Gare verkehrsberuhigend umzugestalten. Unter anderem könnte nahe der Avenue de Luxembourg noch ein Parkplatz eingerichtet werden. Das Shared Space in der Ortsmitte dürfte laut Plan erst 2028 fertiggestellt sein.
Das Fahrrad wurde in dem Plan nicht vergessen. Die erwähnten verkehrsberuhigenden Maßnahmen ermöglichen die Schaffung von neuen Radwegen: sowohl von vom Autoverkehr getrennten Wegen als auch von Schutzstreifen („voies suggestives“), die durch eine unterbrochene Linie gekennzeichnet sind.
Im vorigen Gemeinderat sei das Konzept lediglich vorstellt worden, betont der Bürgermeister. Es sei wichtig, den Leuten – es würden auch Workshops mit den Bürgern stattfinden – zu erklären, warum einzelne Maßnahmen unternommen werden. Nur mit Kenntnis des Gesamtkonzepts könnte man verstehen, warum diese oder jene Baustelle gerade besteht.
Wie und wie schnell die einzelnen Maßnahmen umgesetzt würden, hänge auch von den benötigten Genehmigungen ab. Es gebe Maßnahmen, die der Schöffenrat alleine umsetzen kann. Ist jedoch Geld im Spiel, müsse der Gemeinderat darüber abstimmen. Und da seien noch die Maßnahmen, die eine Genehmigung des Umweltministeriums oder der Straßenbauverwaltung benötigen. Wolter hofft auf einen Zeitraum zwischen drei und fünf Jahren für die Umsetzung.
Das gesamte Konzept beziffert der Schöffenrat auf rund 5,2 Millionen Euro; diese Summe enthält noch nicht die Kosten für das Shared Space in Hautcharage.
Regionales Konzept der Kordall-Gemeinden
„Unser Konzept wird konform mit dem nationalen Mobilitätsplan (PNM 2035) sein“, unterstreicht Wolter. „Parallel dazu arbeiten wir zusammen mit den anderen Kordall-Gemeinden Differdingen, Petingen und Sanem ein regionales integriertes Verkehrskonzept aus. Dabei werden alle Verkehrsteilnehmer Auto, Bus, Bahn, Fahrrad berücksichtigt. Damit soll der Verkehr im Kordall koordiniert werden.“
Es ist das erste Mal, dass vier Kommunen zusammen ein Verkehrskonzept ausarbeiten wollen, was aber nur logisch sei, da man ja nicht wolle, dass Maßnahmen in einer Ortschaft mehr Verkehr in einer anderen Gemeinde erzeugen, sagt Wolter abschließend.
Den kompletten Umsetzungsplan finden Sie auf der Webseite der Gemeinde www.kaerjeng.lu.
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