Editorial / Nichts für Profiteure: Die CMCM ist ein Eckpfeiler unseres Gesundheitswesens
„Profiteure sind bei der CMCM an der falschen Adresse.“ Diese Aussage von Generaldirektor Fabio Secci aus einem Tageblatt-Artikel vom Oktober 2020 ist nicht sonderlich gut gealtert. Seit Wochen steht der Generaldirektor der „Caisse médico-complémentaire mutualiste“, kurz CMCM, in der Kritik. Neben Vorwürfen der Vetternwirtschaft – Seccis Ehefrau war zeitweise Personalchefin der CMCM – geht es vor allem um horrende und zugleich fragwürdige Vergütungen, die der Generaldirektor erhielt. So ließ sich Secci zum Beispiel Auslandsaufenthalte sehr gut vergüten. Es kam auch schon mal vor, dass seine Frau mitreiste und ebenfalls eine finanzielle Entschädigung hierfür bekam. Ebenso ließ sich Secci Mittagessen mit dem Präsidenten des Verwaltungsrates oder anderen Direktionsmitgliedern vergüten. Dies geht aus einem internen Finanzbericht hervor, aus dem das Luxemburger Wort zuerst zitierte und der dem Tageblatt ebenfalls vorliegt. Es geht um Termine, die für einen Generaldirektor eigentlich zur Job Description gehören sollten, bei der CMCM allerdings noch einmal extra bezahlt wurden.
Ob dieses System rechtlich einwandfrei ist oder nicht, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Moralisch fragwürdig ist die Vorgehensweise allemal. Es geht nicht um ein börsennotiertes Unternehmen, sondern um die Gesundheits-Mutualität, ein „Hilfsverein auf Gegenseitigkeit“. Die CMCM ist eine luxemburgische Erfolgsgeschichte und ein wichtiger Eckpfeiler der Gesundheitsvorsorge. Knapp 300.000 Menschen sind bei der CMCM zusatzversichert und vertrauen dem Solidaritätsprinzip. Alle zahlen ein und wer Hilfe benötigt, bekommt sie. Es ist das gleiche Prinzip, auf dem die erste Mutualität in Luxemburg im Jahr 1849 gegründet wurde.
Damals wie heute bietet die Mutualität jenen Menschen eine Absicherung, die sich entweder keine private Zusatzkrankenversicherung leisten können oder wollen. Die CMCM sollte also definitiv nichts für Profiteure sein, denn sie trägt ihren Teil zu einer sozial gerechteren Gesundheitsvorsorge bei. Das darf nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden – nicht durch ein undurchsichtiges und fragwürdiges Vergütungssystem, nicht durch Vetternwirtschaft und Missmanagement, nicht durch Machtkämpfe, nicht durch einen Generaldirektor und auch nicht durch einen Verwaltungsrat. Denn auch wenn die Person Fabio Secci momentan im Mittelpunkt der CMCM-Affäre steht, so gibt es über dem Generaldirektor immer noch einen Verwaltungsrat, der seiner Aufsichtspflicht nachzukommen hat und dieses problematische Vergütungssystem zumindest gebilligt hat. Auch dieser muss sich bewusst sein, dass es hier nicht bloß um den Ruf eines herkömmlichen Dienstleisters geht. Es geht um eine Institution im Luxemburger Gesundheitswesen. Der einzige Profiteur, der hier an der richtigen Adresse ist, ist die Allgemeinheit. Und das soll auch in Zukunft so bleiben.
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Ob man die CMCM unbedingt benötigt, um eine „sozial gerechtere Gesundheitsvorsorge“ zu gewährleisten, sei einmal dahingestellt. Wenn 300.000 Mitglieder den Basistarif von rund 280 EUR einzahlen, dann sind das 84 Mio EUR im Jahr. Dazu kommen noch die Prämien für Presta-, Denta- und Opti-Plus. Würden wir die gleiche Summe zusätzlich in die CNS einzahlen, könnten auch dort verschiedene Leistungen zu 100% übernommen werden. Ganz so unabdingbar, wie es hier dargestellt wird, ist die CMCM also nicht, im Gegenteil. Sie ist ein Eckpfeiler eines 2-Klassen-Systems. Die einen können es sich leisten, die ganze Familie zu versichern, die anderen nicht. davon abgesehen, behaupte ich, dass viele Luxemburger Haushalte gegen bestimmte Risiken doppelt und dreifach versichert sind. Insbesondere für „Hilfe im Ausland“: CMCM, LAR, ACL, nicht selten auch noch über die Kreditkarte oder Auslandsreiseversicherungen etc. Vielleicht wäre das ein Thema für das „t“, hier einmal die verschiedenen Leistungen zu vergleichen und stärker aufzuklären.
„Nichts für Profiteure“, a weem sees et!