Baumaterial in Luxemburg / Handwerkskammer-Experte: „Niemand weiß, wie lange die Preiserhöhung andauern wird“
Baustoffe sind während der Pandemie knapp geworden. Die Konsequenzen: höhere Preise und längere Lieferzeiten. Ob und wann sich die Situation bessere, sei schwer einzuschätzen, sagt der Direktor des „Département affaires économiques“ der Handwerkskammer Norry Dondelinger im Gespräch mit dem Tageblatt.
„Ich arbeite seit 26 Jahren in diesem Bereich und habe so etwas noch nicht miterlebt“, sagt Norry Dondelinger, Direktor des „Département affaires économiques“ der Handwerkskammer im Gespräch mit dem Tageblatt. Das Problem: die Preiserhöhungen der Baumaterialien. Die Erzeugerpreise für Baustoffe wie Holz, Stahl oder Dämmmaterialien sind während der Pandemie deutlich angestiegen, wie das deutsche Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt.
Besonders stark waren laut Destatis die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr bei metallischen Sekundärrohstoffen aus Eisen-, Stahl- und Aluminiumschrott (+69,9 Prozent). Betonstahl in Stäben war im Mai 2021 um 44,3 Prozent teurer und Betonstahlmatten kosteten 30,4 Prozent mehr als im Mai 2020. Konstruktionsvollholz verteuerte sich im Mai 2021 um 83,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, Dachlatten um 45,7 Prozent und Bauholz um 38,4 Prozent. „Niemand weiß, wie lange die Preiserhöhung der Baumaterialien andauern wird – es gibt Menschen, die sagen, dass sich das Problem in ein paar Monaten lösen werde, andere denken, die Preise werden nie mehr auf das Niveau von vor der Krise zurückgehen“, sagt Dondelinger.
Doch das Problem hält nicht bei den Preisen auf. Die Lieferzeiten haben sich laut Dondelinger wesentlich verlängert. „Ein Betrieb hat mir gesagt, dass die Lieferzeiten teilweise von vier auf 16 Wochen gestiegen sind“, sagt der Direktor. Eine Baufirma müsse sich noch besser organisieren und früher bestellen. Manche Unternehmen hätten genug Platz, um Baustoffe im Voraus zu lagern – „andere Betriebe haben die Möglichkeit leider nicht“, sagt Dondelinger.
Baustoffe auf Weltreise
Ursache dafür sind nach Destatis-Angaben die gesteigerte Nachfrage während der Corona-Krise und Lieferengpässe bei vielen Rohstoffen. „Während der Pandemie haben die Menschen nicht so viel Geld ausgegeben und deswegen ein bisschen Geld für Renovationen angespart“, sagt Dondelinger. Außerdem hätten sich die Preise für den Transport der Materialien innerhalb kürzester Zeit verdreifacht. Doch es sind nicht nur die Europäer, die vermehrt auf europäische Baustoffe zurückgreifen. „Die Nachfrage aus Amerika und China ist angestiegen“, sagt Dondelinger. Der Handelskrieg der Trump-Ära zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada habe europäisches Holz für die USA interessanter und billiger gemacht.
Die Luxemburger Abgeordneten haben am vergangenen Dienstag die Förderung von lokalen Baustoffen als mögliche Lösung für die Preiserhöhungen angegeben. Norry Dondelinger sieht das eher skeptisch: „Ja, da gibt es noch Luft nach oben – vor allem, was Holz betrifft –, aber man soll nicht so naiv sein, zu glauben, dass wir alle Baumaterialien in Luxemburg produzieren können.“ Viele Materialien würden aus China kommen. „Wir haben von verschiedenen Unternehmen gehört, dass sie ohne chinesische Pflastersteine nicht auf dem öffentlichen Markt wettbewerbsfähig sind“, sagt Dondelinger.
Trotzdem würde die allgemeine Baustoffknappheit nicht nur den Kunden schaden. „Kurzfristig gesehen müssen die Betriebe die höheren Preise mit ihrem eigenen Gewinn kompensieren – sie können die neuen Preise nicht eins zu eins übernehmen und an den Kunden weitergeben“, sagt Dondelinger. Eine Frage stehe allerdings im Raum: Nehmen die Baustoffproduzenten nun an, dass die Kunden bereit sind, mehr für die Baumaterialien zu bezahlen? „Dann wird sich die Situation vielleicht nicht wirklich bessern“, sagt Dondelinger.
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Als ob irgendwann, irgendwo jemals eine Preiserhöhung rückgängig gemacht wurde.
Wiederum eine Ursache mehr für Preiserhöhung
im Wohnungsbau. Weiter so mit Verteilung von
goldenen Nasen.
Ein höchst willkommener Grund zur nächsten Verteuerung! Doch man wäscht seine Hände in Unschuld, weil man ja nichts für kann – und reibt sich dieselben! Wie viel Prozent wird es dieses Mal sein? Für „Masken und Desinfektionsmittel“ der Bauarbeiter war der Prozentsatz schon beträchtlich und jetzt erst…?