Corona / Niesen für die Wissenschaft: Woher die Zwei-Meter-Abstandsregel kommt
Eine oft zitierte Regel im Umgang mit Corona lautet, man solle zwei Meter Abstand halten. Woher kommt diese Regel? Und reichen zwei Meter tatsächlich aus? Insbesondere auf letztere Frage muss die Antwort lauten: Es ist kompliziert.
Die Corona-Pandemie hat die Menschen gezwungen, ihre Gewohnheiten zu ändern. Die meisten gehen heute nicht mehr aus dem Haus, ohne einen Mund-Nasen-Schutz und Desinfektionsgel im Gepäck zu haben. Zur Begrüßung gibt man sich nicht mehr die Hand und auch die Frage, wie viele Küsschen angebracht sind, scheint nun endgültig beantwortet. Man hält zwei Meter Abstand … mehr oder weniger.
Mit diesen zwei Metern setzen sich Forscher seit mehr als 100 Jahren bereits auseinander. Weil das Thema gerade wieder aktuell ist, haben es sich nun auch Wissenschaftler der Oxford University vorgeknöpft. Mit einem ernüchternden Ergebnis. Die physische Distanzierung sei zwar ein wichtiger Teil der Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19, welchen Abstand Menschen genau einhalten müssen, um vor einer Ansteckung sicher zu sein, sei aber noch unklar, so die Wissenschaftler in einem Artikel, der im Fachblatt British Medical Journal erschienen ist.
Das Risiko einer Ansteckung ist von einer ganzen Reihe Faktoren abhängig, erklären Dr. Nicholas Jones und seine Kollegen. Dazu zählen etwa die Belüftung des Treffpunkts, die Dauer des Aufenthalts und die Art der Aktivität. Im Klartext: Eine schummrige Kneipe ist etwas anderes als ein Picknick im Wald.
Veraltete Annahmen
Unsere Regeln über den richtigen Abstand basieren auf veralteten Annahmen. Dieser Vorstellung zufolge gibt es nur zwei Arten von Tröpfchen, die beim Niesen entstehen können: große und kleine. Während die kleinen Tropfen schnell verdunsten, wenn nicht gerade ein Luftstrom sie trägt, sind die großen Tropfen schwer und träge und fallen gleich nach dem Austreten zu Boden, so die veraltete Annahme.
Diese Vorstellung lässt außer Acht, dass es Tropfen in unterschiedlichen Größen gibt und dass beim Ausatmen eine feuchte und warme Gaswolke entsteht, die die Tropfen in sich transportieren kann. Und zwar binnen Sekunden um mehrere Meter. Neue Erkenntnisse darüber, wie sich Tröpfchen in der Luft bewegen, könnten auch helfen, zu erklären, warum bei einer Chorprobe in den USA eine symptomatische Person mindestens 32 andere Sängerinnen und Sänger infiziert hat, wobei 20 weitere Fälle trotz körperlicher Distanzierung wahrscheinlich sind, schreiben die Wissenschaftler. „Weitere Fälle wurden in Fitness-Studios, bei Boxkämpfen, in Callcentern und in Kirchen gemeldet, in denen die Menschen singen, hecheln oder laut sprechen konnten”, so Jones und Kollegen.
Erste Experimente wurden bereits im 19. Jahrhundert durchgeführt und im 20. Jahrhundert weitergeführt. Für ihre Versuche benutzten die Forscher Platten aus Glas oder dem Algenextrakt Agar, um die Tropfen, die sich darauf ablagern, zu untersuchen. Später begannen die Forscher Menschen beim Niesen zu fotografieren und die Nieser zu vermessen. 1948 veröffentlichten Morton Hamburger und Oswald Hope Robertson eine aufwendige Studie, bei der sie zu ermitteln versuchten, wie weit Streptokokken fliegen. Die Teilnehmer waren junge Männer zwischen 17 und 20 Jahren, die ein Militärtraining absolvierten. Sie wurden instruiert, sich auf einen Stuhl zu setzen, vor dem in unterschiedlichen Distanzen Agarplatten auf dem Boden ausgelegt waren. Zusätzlich waren spezielle Messbecher angebracht. Dann wurden die Männer aufgefordert, zu niesen, zu husten und zu sprechen. Dabei kam heraus, dass bei den meisten Männern der überwiegende Teil der großen Tropfen nicht weiter als 1,70 Meter flog. Allerdings gab es auch einige „seltene Fälle“, in denen große wie kleine stark kontaminierte Tropfen mehr als 2,90 Meter weit flogen.
Obwohl diese Beobachtungen ungenau waren, hätten sie dazu beigetragen, die 1-2-Meter-Regel zu festigen, schreiben Jones und seine Kollegen. Dennoch zeigten acht der zehn Studien in einer kürzlich erschienenen systematischen Übersicht, dass infektiöse Tröpfchen weiter als zwei Meter fliegen. Eine der Studien stellte sogar Tröpfchen fest, die sechs bis acht Meter weit geflogen waren.
Händewaschen nicht vergessen
Speziell über Sars-CoV-2 gibt es bislang wenig Material. Klar ist aber natürlich: größere Entfernung bedeutet weniger Risiko. „Eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Auftrag gegebene systematische Untersuchung versuchte, physische Distanzierungsmaßnahmen in Bezug auf die Übertragung des Coronavirus zu analysieren“, so Jones und Kollegen. Demnach soll eine physische Distanzierung von weniger als einem Meter zu einem Übertragungsrisiko von 12,8 Prozent führen, verglichen mit 2,6 Prozent bei Entfernungen von einem Meter und mehr.
Die Forscher glauben, dass eine differenziere Sicht angebracht und mehr Forschung notwendig ist. So ist zum Beispiel noch nicht klar, welche Rolle Luftfeuchtigkeit dabei spielt. Sie unterstreichen, dass physische Distanzierung nur ein Teil einer umfassenderen Gesundheitspolitik zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie ist. „Sie muss zusammen mit kombinierten Strategien des Mensch-Luft-Oberflächen-Raum-Managements umgesetzt werden, einschließlich Handhygiene, Reinigung, Raum- und Luftmanagement und angemessener Schutzausrüstung wie Masken für die Umgebung“.
Auch das luxemburgische Gesundheitsministerium empfiehlt: „Halten Sie einen zwischenmenschlichen Abstand von 2 m ein. Vermeiden Sie engen Kontakt mit anderen Personen.“ Außerdem müssen Gaststätten dafür sorgen, dass Tische mindestens 1,50 Meter auseinander stehen. Diese Distanzierungsmaßnahmen sind auch in der Präventionspolitik der Luxemburger Regierung nur eine unter vielen Maßnahmen, die die Ausbreitung von Covid19 bremsen sollen.
Das kommt vom metrischen System.
Ech hunn d’Source ënner dem Bild gegoogelt, well d’Grafik net weist, wat den Ënnerscheed tëscht denen 2 Kolonnen ass.
Déi 2 Kolonnen hunn Titelen. Déi lénks heescht „Low occupancy“ an di riets „High occupancy“, wobäi d’Auteuren keng Zuel u Leit uginn, mee als Beispill „crowded Bars and Night Clubs“ nennen.
@DanV, Dir hutt Recht. Leider gëtt d’Grafik am Browser net komplett ugewisen. Mir probéieren de Feeler ze behiewen.
Bescht Gréiss,
Yves