Editorial / No ref, no game: Der Schiedsrichtermangel im nationalen Sport wird deutlich
Es war eine Szene, die schon etwas kurios wirkte. Nach dem Ende der Halbfinalbegegnung im Damenbasketball zwischen Walferdingen und Steinsel war der Abend am Samstag für das Schiedsrichtertrio noch längst nicht gelaufen. Die Unparteiischen hatten kaum Zeit, mit dem Spiel abzuschließen, begaben sich stattdessen rasch ins Auto und trudelten kurze Zeit später in Steinsel ein, wo sie kurz darauf ebenfalls die Halbfinalbegegnung bei den Herren zwischen der lokalen Amicale und Ettelbrück leiteten. Gleiches galt für das Schiedsrichtergespann in Düdelingen, das den Vorteil hatte, dass das Semifinale sowohl bei den Damen zwischen dem T71 und Contern als auch bei den Herren zwischen Düdelingen und Esch am gleichen Abend im Centre Hartmann stattfand. Doch auch dieses Trio war zuerst bei den Frauen und wenig später bei den Herren gefordert. Gerade einmal sechs Schiedsrichter für vier der wichtigsten Spiele der gesamten Saison, eine wahre Mammutaufgabe für die Unparteiischen und alles andere als eine ideale Lösung. Denn dass Kondition und Konzentration im Verlauf der zweiten Partie doch abnehmen, scheint nur logisch. Dabei stehen Schiedsrichter im Sport bekanntlich sowieso schon besonders in der Schusslinie, mehr noch zum Ende der Saison, wenn es um alles oder nichts geht. Doch ohne diese Notlösung hätte der Terminkalender sicherlich angepasst und die Damenspiele wohl auf ein späteres Datum verschoben werden müssen. Eine wahre Zwickmühle demnach für die Verantwortlichen und umso löblicher, dass sich die Schiedsrichter hierauf eingelassen haben.
Dabei ist dieses Beispiel im Basketball nur eines von vielen, die sich quer durch den gesamten luxemburgischen Sport ziehen. Der Schiedsrichtermangel ist bei Weitem kein neuer Trend, wurde aber mit den Osterfeiertagen und den Schulferien am letzten Wochenende sichtbar wie selten zuvor, weil es dieses Mal eben nicht nur Spiele der Jugend oder der unteren Divisionen traf. Doppeleinsätze sind längst keine Seltenheit mehr, bereits im Jahr 2018 sprach Patrick Glod, der sich im nationalen Basketball um die Schiedsrichter-Besetzungen kümmert, davon, dass ein Unparteiischer im Schnitt drei bis vier Spiele pro Wochenende leitet. Im nationalen Handball musste sogar erst kürzlich ein Anfängerkurs für Schiedsrichter abgesagt werden, weil sich nicht genug Kandidaten gemeldet hatten. Auch auf den größten Sportverband des Landes, die FLF, dürften mit dem angekündigten Rücktritt der beiden FIFA-Schiedsrichter Laurent Kopriwa und Alain Durieux Ende 2022 einige Probleme warten.
Dabei wurden in den letzten Jahren gleich mehrere Aktionen gestartet, um Publikum, Trainer, Spieler und Vereinsverantwortliche gerade für die Anliegen der Schiedsrichter zu sensibilisieren und neue Kandidaten zu gewinnen. Ab 2017 veranstalteten die fünf großen Mannschaftssportarten etwa die „Journée nationale de l’arbitrage“. Im Basketball entstand das „Project 10“, bei dem die Unparteiischen, die in der höchsten Liga pfeifen, aktiv nach Nachwuchs suchen und diesen dann in einem „Tutorenprogramm“ begleiten sollten – Aktionen, die nicht zuletzt durch Covid-19 einen erheblichen Dämpfer erhielten. Denn alleine in der letzten Saison wurden bekanntlich kaum Spiele im Jugendbereich und den unteren Divisionen ausgetragen. Wo sollen neue Schiedsrichter denn lernen, wenn nicht hier?
Genau wie die meisten Sportler in Luxemburg, sind auch die Schiedsrichter keine Profis. Doch auch dieser Bereich hat in den letzten zwei Jahren stark unter den Folgen der Pandemie gelitten. Dabei sollte sich jeder merken: ohne Schiedsrichter keine Spiele. No ref, no game eben.
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