Kunstturnen / Noch einmal alles versuchen: Céleste Mordenti und die letzte Olympia-Chance
Ab Donnerstag tritt Céleste Mordenti in Kairo an. Es ist der erste von insgesamt drei Weltcups, die die Kunstturnerin in den kommenden vier Wochen bestreiten wird, und gleichzeitig der Versuch, vielleicht doch noch die letzte Mini-Chance für die Olympischen Spiele in Paris zu nutzen.
49,332 Punkte in einem Mehrkampf, das auch noch bei einer WM: Vor rund vier Monaten konnte sich Céleste Mordenti über eine persönliche Bestleistung freuen. Eine Wertung, die bei ihrem allerersten Auftritt auf der Weltbühne, 2019 in Stuttgart, noch fast unmöglich schien. Damals holte die FLGym-Turnerin 45 Zähler und hatte den Wunsch, einmal die 48-Punkte-Marke zu knacken. Einen kleinen Wermutstropfen gab es im Oktober in Belgien dann aber doch, denn Mordenti war nah an einem Olympia-Ticket dran, am Ende fehlten gerade einmal 0,6 Punkte. Derzeit ist sie somit die sechste Reserve-Turnerin für Paris.
Es geht mir einfach darum, mir nicht vorwerfen zu können, dass ich es nicht versucht hätte
Dennoch überwiegt bei der 21-Jährigen noch immer das positive Gefühl. „Auch ein paar Monate später bin ich immer noch sehr zufrieden mit dem, was ich in Antwerpen gezeigt habe. Zu diesem Zeitpunkt war es auch eigentlich das Beste, was ich hätte abrufen können. Manchmal schaue ich mir aber schon noch die Resultate an und denke dann, dass Olympia wirklich nicht weit weg war.“ Dennoch hat die junge Luxemburgerin einen realistischen Blick auf die ganze Situation, wie sie weiter erklärt: „Im Nachhinein ist es immer einfacher, zu sagen, dass man hier und da noch eine Kleinigkeit hätte besser machen können und es dann geklappt hätte. Doch man muss auch sagen, dass andere Turnerinnen noch näher dran waren als ich.“
Wertvolle Erfahrung
Nach der WM ließ es die 21-Jährige dann auch erst einmal etwas ruhiger angehen, eine Pause, die sie auch dringend benötigte. Ab Januar ging es dann aber wieder mit intensiven Trainingseinheiten weiter, denn Céleste Mordenti hat sich dazu entschieden, doch noch zu versuchen, sich vielleicht über die Weltcups, mit denen es am Donnerstag in Kairo losgeht, für Paris zu qualifizieren. Auch wenn die FLGym-Turnerin weiß, dass es alles andere als leicht wird, diese letzte Chance wahrzunehmen – denn pro Gerät werden nur noch zwei Plätze vergeben. „Es geht mir einfach darum, mir nicht vorwerfen zu müssen, dass ich es nicht versucht hätte.“
Eine wertvolle Erfahrung sind diese Wettkämpfe, bei denen sehr viele Turnerinnen starten werden, auf alle Fälle, wie Mordenti meint: „So etwas habe ich bisher nämlich noch nicht mitgemacht, dass man innerhalb kürzester Zeit in verschiedene Städte reist, um an einem Wettbewerb teilzunehmen.“ Und es ist einmal mehr eine wichtige Chance, um zu sehen, wo sie im Vergleich zur internationalen Konkurrenz steht: „Das Olympia-Ticket ist natürlich im Hinterkopf, doch es ist nicht das einzige Ziel. Wenn ich mich nur darauf konzentriere, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich danach sehr enttäuscht sein werde. Das habe ich auch mit meiner Trainerin besprochen, dass es auch darum geht, Erfahrung zu sammeln, Sachen auszuprobieren, in diesem Umfeld zu sein und trainieren zu können.“ Erfahrungen, die für die nächsten Jahre und ein mögliches Ziel Los Angeles 2028 noch sehr wertvoll werden können.
Neue Elemente
Und so hat die junge Luxemburgerin an ihrem Lieblingsgerät, dem Stufenbarren, in den letzten Wochen weitere neue Elemente einstudiert. Der Ausgangswert ihrer neuen Übung ist im Vergleich zu Januar 2023 damit auch um fast einen ganzen Punkt höher. „Ich habe sie noch nicht so oft probiert, demnach ist die Übung noch nicht zu hundert Prozent stabil. Dennoch möchte ich sie unbedingt zeigen, denn die Chance, sich noch über ein Gerät zu qualifizieren, ist schon so klein; wenn ich jetzt noch eine einfachere Übung turne, ist sie noch kleiner. Ich möchte einfach alles probieren.“
Im mentalen Bereich hat die 21-Jährige, die bekanntlich seit Herbst 2022 in Amsterdam ein Studium der „Künstlichen Intelligenz“ begonnen hat und seitdem auch beim Klub „TurnZ“ des Ehepaares Wolther Kooistra und Claudia Werkhoven trainiert, seit ihrem Wechsel in die Niederlande jedenfalls große Fortschritte gemacht. Etwas, das Mordenti bestätigt, die es schätzt, anders als in ihrem letzten Jahr im INS, inzwischen mit einer Trainingsgruppe trainieren zu können. „Die Trainingsatmosphäre ist eine, in der jeder hart arbeitet, aber man auch merkt, dass die Leute aus Passion hier sind. Das gibt einem ein gutes Gefühl, denn jeder möchte sich weiterentwickeln, was auch eine Entwicklung auf persönlicher Ebene mit sich bringt. Viele versuchen sich zudem an schweren Elementen, was die anderen dann auch motiviert. Man sieht halt, dass es Leute gibt, die das auch können.“ Dass sie selbst einen weiteren Entwicklungsschritt gemacht hat, das möchte Mordenti ab Donnerstag dann auch bei den Weltcups zeigen.
Letzte Olympia-Chance
In den kommenden Wochen werden noch einmal vier Weltcups ausgetragen, bei denen sich die Turner noch über die Geräte für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren können. Los geht es am Donnerstag mit Kairo. Danach folgen Cottbus (22.-25.2.), Baku (7.-10.3.) und Doha (17.-20.4.). Pro Wettkampf erhalten die Turner an den Geräten je nach Platzierung Punkte und die besten drei Wertungen werden addiert. Pro Gerät werden dann noch zwei Olympia-Tickets vergeben. Ein schweres Unterfangen demnach, denn hinter diesen Tickets sind noch sehr viele Turner her, u.a. aus Nationen wie Belgien, Schweden oder Finnland. Mordenti wird erst einmal bei den ersten drei Weltcups am Start sein. Sollte sich danach zeigen, dass die junge Luxemburgerin sich an einem Gerät noch in aussichtsreicher Position befindet, dann wird sie die kostspielige Reise nach Doha doch noch auf sich nehmen.
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