Sanfte Mobilität / Noch etliches Verbesserungspotenzial
Wie kann und soll die sogenannte „mobilité douce“ in der Gemeinde verbessert werden? Diese und andere Fragen konnten die Einwohner von Kayl-Tetingen in einer rezenten Bürgerbefragung mit anschließendem Workshop beantworten und dabei Verbesserungsvorschläge unterbreiten. Vorläufige Ergebnisse wurden am Dienstag in Tetingen vorgestellt.
Den Mobilitäts-Check hatte die Gemeinde Anfang dieses Jahres veranstaltet. Die Gemeinde habe sich das Ziel gesetzt, „die Mobilitätsqualität innerorts zu verbessern und gleichzeitig eine Aufwertung der Infrastruktur für Fußgänger und Fahrradfahrer anzustreben“. So lautete die Erklärung bei der Ankündigung der Umfrage Januar-Februar dieses Jahres. 935 Personen füllten den umfangreichen Fragebogen mit Angaben zu Haushalt, Besitz von Pkw und Rad, Fortbewegungsgewohnheiten, Bewertung von Rad- und Fußgängerwegen und Schwierigkeiten und Hindernisse, die sie auf diesen Wegen begegnen. Verbesserungsvorschläge konnten dann ebenfalls auf einem Workshop im Februar unterbreitet werden.
Eine erste Feststellung am Dienstag bei der Vorstellung der Ergebnisse der von Schroeder & Associés erstellten Untersuchung: In Kayl-Tetingen lässt es sich gut leben. 88 Prozent seien mit der Lebensqualität zufrieden. Für gut befunden wird die Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz. Und die sanfte Mobilität? 61 Prozent der Umfrageteilnehmer würden ein- bis zweimal am Tag zu Fuß durch die Ortschaft laufen, elf Prozent mehr als fünfmal, aber neun Prozent niemals. Fast 25 Prozent würden zu Fuß ins Geschäft gehen, etwas weniger nur für Freizeit oder Sport. Nur zehn Prozent würden zu Fuß zur Arbreit oder in die Schule gehen. Aufs Rad steigen würden zwei Drittel der Umfrageteilnehmer nur zu Freizeit- bzw. Sportzwecken.
Kritik an Radwegen und Verkehrsaufkommen
Knapp 80 Prozent seien mit dem Zustand der Fußgängerwege zufrieden. Gleichzeitig gaben rund ein Drittel an, sich unsicher zu fühlen. Etwas geringer fiel die Zufriedenheit mit dem Radwegenetz aus. Dabei bemängelten 44 Prozent fehlende Anschlüsse zwischen den Radwegen. Das große Verkehrsaufkommen kritisierten sowohl Fußgänger (28 Prozent) als auch Radfahrer (29 Prozent). 18 Prozent der Fußgänger und 22 Prozent der Radler gaben als weiteres Hindernis die Gefährlichkeit von Straßenübergängen an. 13 Prozent der Fußgänger beschwerten sich über zu starken Straßenverkehrslärm und 13 Prozent der Radfahrer über Verengungen des Radweges.
Die Wünsche und Vorschläge der Bürger beziehen sich weitgehend auf die Verbesserung und größere Absicherung von Fußgängerüberwegen, die Einrichtung zusätzlicher Ampeln an kritischen Übergängen zum besseren Schutz der Schulkinder, weitere Zebrastreifen auf Hauptverkehrsstraßen, die bessere Kennzeichnung von Stellen, wo der Radweg durch eine Straße unterbrochen wird, und bessere Anschlüsse zwischen Radwegen.
Ampelsystem für Verbesserungswünsche
Diese Verbesserungswünsche wurden einem Ampelsystem unterworfen. Grün für jene, die unkompliziert umgesetzt werden können oder deren Umsetzung bereits in Planung ist. Dazu zählen etliche Fußgängerüberwege, die an die neuesten Vorschriften in Sachen Sicherheit angepasst werden. Oder aber das Anbringen von Schildern, die den Autofahrer darauf aufmerksam machen, dass die Straße an dieser Stelle den Radweg kreuzt.
Um deren Urheber nicht gleich zu enttäuschen, wurden andere Vorschläge orange gekennzeichnet. Im Klartext: Sie sind äußerst schwer, wenn überhaupt, realisierbar. Rot markiert wurde alles, was klar nicht umgesetzt werden kann.
Rot gab es u.a. für etliche Wünsche nach zusätzlichen Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung in der Ortschaft. Dabei wurde mehrmals auf die „Ponts & chaussées“ und ihr für die Bürger oftmals unverständliches Regelwerk hingewiesen, das gewünschte Verkehrsschikanen zur Geschwindigkeitsreduzierung erschwert.
In einer letzten Etappe werden die unterbreiteten Vorschläge einer weiteren Prüfung unterzogen und ein entsprechendes Timing für deren Umsetzung vorgeschlagen. Ob und wie die Vorschläge umgesetzt werden, wird jedoch u.a. von den finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde abhängen, wissend, dass allein eine „mise en conformité“ eines Fußgängerstreifens rund 50.000 bis 60.000 Euro kostet. Wieder andere Verbesserungen wie Anschlüsse zwischen Radwegen können nur von staatlichen Stellen umgesetzt werden.
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