Esch / Nach Verurteilung wegen Steuerhinterziehung: Bleibt Pim Knaff Schöffe in Esch?
Kann Pim Knaff (DP) nach seiner am Donnerstag bekannt gewordenen Verurteilung wegen Steuerhinterziehung Erster Schöffe der Stadt Esch bleiben? Auch, aber nicht nur um diese Frage ging es am Freitagmorgen in der Schöffenratssitzung im Escher Rathaus. Wie es weiter geht, wird der Betroffene selbst kommunizieren. Vielleicht schon im Laufe des Freitags.
Am Freitagmorgen stand eine Sitzung des Escher Schöffenrats auf dem Programm. Die bekam nach den Enthüllungen des Vortags von Reporter.lu zusätzliche Brisanz, denn es geht um die Frage, ob der wegen Steuerhinterziehung verurteilte Pim Knaff in der politischen Verantwortung bleiben kann. Das Tageblatt berichtete. Immerhin ist der DP-Politiker Erster Schöffe der Gemeinde.
„Pim Knaff hat uns im Rahmen unserer Schöffenratssitzung die Affäre erklärt und mehr Details gegeben. Er selbst muss noch einige Gespräche führen. Jedenfalls haben wir ausgemacht, dass er den Lead in der Kommunikation der weiteren Schritte hat“, sagte Bürgermeister Christian Weis (CSV) nach Abschluss der Versammlung dem Tageblatt. Die Sitzung war nicht eigens wegen der Enthüllungen rund um Knaff einberufen worden, sondern stand schon vorher fest, sodass die Affäre nicht der einzige Tagesordnungspunkt des Schöffenrats um Bürgermeister Christian Weis, André Zwally, Bruno Cavaleiro (CSV), Meris Sehovic (“déi gréng“) und Pim Knaff war.
Jedenfalls scheint es so, dass es am Freitag lediglich um Details zum Urteil gegangen ist, nicht um etwaige Diskussionen unter den Koalitionspartnern, ob ein zukünftiger Schöffenrat mit Pim Knaff, im Hauptberuf Anwalt, noch tragbar ist. Genaueres weiß man wohl erst, wenn Knaff in der Öffentlichkeit Farbe bekennt. Knaff hatte dem Luxemburger Wort am Donnerstag in einem Statement versichert, dass er für den Fehler einstehe und auch für ihn bezahlt. Ob er damit die vom Gericht auferlegte 9.500 Euro Geldstrafe meint oder aber politische Konsequenzen, wie zum Beispiel einen Rücktritt von seinem Schöffenamt, bleibt abzuwarten. Der Fehler sei 2019 in seiner Buchhaltung passiert, so Knaff.
Diskreter Vergleich mit der Staatanwalt
Bei der Verurteilung im April dieses Jahres geht es um hinterzogene Steuern in Höhe von rund 50.000 Euro. Honorare über 109.249,48 Euro seien nicht versteuert worden. Ursprung ist ein Konkursverfahren eines Handwerkers aus dem Jahr 1996, bei dem Knaff der Verwalter war. Aufgeflogen sei die Sache, nachdem Steuerbeamte bei einer Überprüfung alter Dossiers während der Pandemie aufgefallen war, dass Rechnungsbelege fehlten, hatte Reporter.lu berichtet. 2019 und 2020 sollen zwei Überweisungen von einem Notar in Höhe von fast 240.000 Euro auf Knaffs Konto eingegangen sein. Die hatte er in Rechnung gestellt, wovon 110.000 Euro steuerpflichtige Honorare waren, die Knaff nicht angegeben haben soll.
Als Strafmaß hatte der Lokalpolitiker, der zwischen 2020 und 2023 auch im Parlament saß, bis zu drei Jahren Gefängnis und eine Geldstrafe von 300.000 Euro riskiert. Wegen seines weißen Vorstrafenregisters ist er mit mildernden Umständen davongekommen. Knaff habe seine Schuld zugegeben, schreibt Reporter.lu und einen Anwalt beauftragt, „diskret ein Schuldanerkenntnis mit dem staatlichen Staatsanwalt Georges Oswald auszuhandeln“. Und: Knaff habe einem Vergleich mit der Staatsanwaltschaft zugestimmt, um einer öffentlichen Debatte zu entgehen. So endete der sogenannte „Jugement sur accord“ mit 9.500 Euro Geldstrafe wegen Steuerbetrugs.
Im Falle eines Rücktritts als Schöffe könnte Daliah Scholl als zweite DP-Politikerin aus dem Gemeinde- in den Schöffenrat nachrücken. Der könnte sich bis zum Ende der Mandatsperiode im Vergleich zur Ausgangssituation nach dem Koalitionsabkommen zwischen CSV, DP und Grünen stark verändert haben. Für den zu Ministerehren gekommenen Ex-Bürgermeister Georges Mischo war Christian Weis im Herbst Bürgermeister geworden, seinen Schöffenposten übernahm Bruno Cavaleiro. Bei den Grünen soll zur Mitte der Legislaturperiode Mandy Ragni ihren Parteikollegen Meris Sehovic im Schöffenrat ablösen. Zudem wird André Zwally eine gewisse Amtsmüdigkeit nachgesagt. Ist das wirklich so, dann könnte der nächstgewählte Pascal Bermes für die CSV in den Schöffenrat nachrücken. Das alles ist allerdings Zukunftsmusik und ehe Pim Knaff nicht kommuniziert hat, rein spekulativ. Auf eine dementsprechende Anfrage des Tageblatt hat der Schöffe, der zuletzt wegen der von ihm zu verantwortenden Kulturpolitik unter Druck geriet, noch nicht reagiert.
Nach Bekanntwerden der Affäre am Donnerstag hatten „déi Lénk“ den Rücktritt von Knaff aus dem Schöffenrat gefordert, die ADR die Veröffentlichung des Urteils. Bei der LSAP will man derweil erst kommunizieren, wenn man weiß, wie die Sache weitergeht.
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