OGBL im Krisenmodus / Nora Back: „Es geht nun auch darum, die Arbeitsplätze zu erhalten“
Die OGBL-Zentrale am Escher Boulevard Kennedy ist fast ganz verwaist. Die Telefonistin und einige wenige Mitarbeiter halten die Stellung, ansonsten greift die Gewerkschaft auf berührungsfreie Kommunikationsmittel zurück, publizierte in den vergangenen Tagen dennoch regelmäßige Stellungnahmen zu diversen Aspekten der aktuellen Corona-Krise.
Die Präsidentin der größten Gewerkschaft des Landes, Nora Back, die erst seit vergangenem Dezember im Amt ist und gleich mit der größten Krise in der Nachkriegszeit konfrontiert ist, appelliert an die Solidarität im Lande. An die offiziellen Aufrufe zur Vermeidung von zwischenmenschlichem physischen Kontakt solle sich unbedingt gehalten werden, nationale Solidarität sei in diesen Tagen absolut notwendig.
In einer Videobotschaft, die u.a. auf YouTube zu sehen ist, sagt sie mit ernster Miene, die Menschen stünden vor großen Herausforderungen sowohl menschlich als auch sozial und die Arbeitswelt betreffend. Es gehe nun auch darum, die Arbeitsplätze zu erhalten, so Back, die fordert, dass es in all jenen Unternehmen, die nun Hilfe vom Staat bekommen, während der Dauer der Krise zu keinen Kündigungen kommt.
„Wirtschaft muss weiterlaufen“
Nora Back betont, die Wirtschaft müsse weiterlaufen und begrüßt in dem Kontext alle Maßnahmen, die überflüssige Wege verhindern sowie alle Unternehmen, die nun auf „Télétravail“, auf Arbeit von zu Hause aus, setzen. In dem Zusammenhang müssten nun noch Abkommen mit unseren Nachbarländern getroffen werden, damit die Beschäftigten, die dort leben, keine Benachteiligung vor allem steuerlicher Natur oder im Rahmen der sozialen Sicherheit in Kauf nehmen müssen.
Eine weitere Forderung des OGBL ist die Einberufung einer nationalen Tripartite. Diese soll u.a. auch bei der Bewältigung der Konsequenzen nach dieser Krisenzeit helfen.
Die Präsidentin bedankt sich im Namen ihrer Organisation bei allen, die in den lebensnotwendigen Bereichen weiter arbeiten, insbesondere dem Gesundheits- und Pflegepersonal, den Beschäftigten in der Lebensmittelbranche und dem Kommerz sowie den Personaldelegierten in den Betrieben, die zurzeit dort helfen würden, wo Not am Mann ist.
Schließlich verweist sie auf die Bedeutung der mehr als 200.000 Grenzgänger für unser Land und unsere Wirtschaft. „Wir brauchen sie und danken ihnen für ihre Anstrengungen“, so Back, die froh ist, dass ein Abkommen mit Frankreich und Deutschland gefunden werden konnte, das es den Grenzgängern erlaubt, mit einem „Laissez-passer“ nach Luxemburg zu ihren Arbeitsstellen fahren zu können. Komplementär zu Bettels „Bleift all doheem“ unterstreicht sie ihre Wünsche und die Forderungen der Gewerkschaft mit „Bleift gesond“.
OGBL über Hotline zu erreichen
Die Gewerkschaftszentrale und die Außenagenturen sind zwar kaum besetzt und Publikumsverkehr ist hier zurzeit nicht erwünscht. Die SICA-Agenturen, der Informations- und Beratungsdienst des OGBL, wird seine Agenturen in Esch und der Hauptstadt weiter geöffnet lassen, Gewerkschaftsmitglieder werden aber nur nach vorheriger Anmeldung zu Gesprächen empfangen. Alle anderen Beratungsstellen sind geschlossen, allerdings bleiben die vereinbarten Termine in Bitburg und Trier bestehen. Der OGBL kann aber über die Telefonhotline 26543777 erreicht werden und Anfragen über E-Mail werden ebenfalls von den zuständigen Gewerkschaftssekretären beantwortet und auch die Gewerkschaftsarbeit läuft weiter.
So unterhalten zurzeit die hauptamtlichen Gewerkschafter des Bausyndikats einen engen Kontakt mit den Bauunternehmern und deren Föderation, um die von der Regierung verordnete Schließung aller Baustellen im Land zu begleiten. Den Delegierten in den Unternehmen wurden Anweisungen gegeben, wie die Praxis des „Chômage partiel“ umgesetzt werden muss, damit diese Zahlungen korrekt erfolgen.
Das Syndikat Handel rief unterdessen dazu auf, die Beschäftigten des Sektors, die weiter arbeiten müssen, ausreichend zu schützen. Nicht alle Geschäfte würden weiterhin ihrem Personal Desinfektionsmittel zur Verfügung stellen können. Allen Beschäftigten müsste deshalb alle 15 Minuten die Gelegenheit gegeben werden, ihre Hände zu waschen, die Kunden dürften nur in beschränkten Gruppen in die Geschäfte gelassen werden (eine Praxis, die Cactus am Mittwoch bereits umsetzte). Um jenen Mitarbeitern entgegenzukommen, die ihre Kinder versorgen müssen, sollten die Öffnungszeiten der Geschäfte während der aktuellen Krise auf die Periode zwischen 9 und 18 Uhr beschränkt werden.
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