Schnelltests und A/B-Wochen / Nun also doch: Bildungsministerium ändert globale Teststrategie
Was vor einer guten Woche noch als Teil der globalen Test-Strategie bezeichnet wurde und an dem quasi nicht gerüttelt werden durfte, daran hat das Bildungsministerium nun doch Änderungen vorgenommen. Zu der Strategie gehörten sowohl die einmal pro Woche durchgeführten Schnelltests an den Schulen als auch das systematische Testen innerhalb der Schule und auf keinen Fall zu Hause. Nicht wenige Eltern hatten wegen letzterem Punkt ihre Einverständniserklärung verweigert. Woher nun der plötzliche Sinneswandel?
Am Tag vor dem Regierungsrat hatte Bildungsminister Claude Meisch in einem RTL-Podcast die Aufhebung der A/B-Wochen nach Pfingsten sowie das Hochfahren auf zwei Schnelltests pro Woche in den Schulen angekündigt. Auf der Pressekonferenz zum Regierungsrat am Mittwoch war es Premier Xavier Bettel, der diese Änderungen bestätigte. Es geht einerseits um die Aufhebung des Wechselunterrichts in den oberen Lyzeum-Klassen, andererseits um die Modifizierung der globalen Teststrategie durch ein bedeutsames Element: die Schnelltests.
Claude Muller, Virologe am LIH (Luxembourg Institute of Health) nannte den Einsatz von Schnelltests in einem Tageblatt-Gespräch Ende April „einen Gamechanger gegen steigende Infektionszahlen“. Auch war er der Meinung, dass die Schnelltests zwei- statt nur einmal pro Woche eingesetzt werden sollten. Ein weiterer Kritikpunkt im Zusammenhang mit den Schnelltests war jener, dass knapp 15 Prozent sich weigerten, diese in der Schule durchzuführen. Wie Alain Massen, Präsident der Nationalen Elternvertretung in einem Tageblatt-Gespräch Ende April erklärte, sei dies zu einem großen Teil darauf zurückzuführen, dass Eltern nicht den Test an sich verweigern wollen, sondern eher die Tatsache, dass er in der Schule und nicht zu Hause durchgeführt wird.
Am 27. April hatten wir das Bildungsministerium mit diesen Kritikpunkten konfrontiert. Wieso werden die Schnelltests nicht, wie von manchen Wissenschaftlern gefordert, zweimal pro Woche in den Schulen durchgeführt? Diese Frage müsse man im Kontext der globalen Test-Strategie betrachten, antwortete das Bildungsministerium dem Tageblatt. Diese Strategie sehe verschiedene Testmöglichkeiten wie die Teilnahme am Large Scale Testing sowie die Tests nach einer „Mise en écart“ und einer Quarantäne vor. „Zu diesem Zeitpunkt ist es nicht vorgesehen, die Frequenz der Schnelltests heraufzusetzen“, so das Ministerium.
Laut Bildungsministerium sieht die Strategie vor, die Schnelltests systematisch innerhalb und nicht außerhalb der Schule durchzuführen. Einzige Ausnahme: Schüler des Zyklus 1 („Spillschoul“) konnten die Tests auch bislang schon mit nach Hause nehmen. In der Grundschule sollen die Schnelltests weiterhin einmal pro Woche in der Schule durchgeführt werden. Neu ist jetzt, dass Schüler zusätzlich einmal pro Woche einen Schnelltest mit nach Hause bekommen. Woher stammt nun der plötzliche Sinneswandel? Wieso wurde die globale Teststrategie geändert? Will das Bildungsministerium durch diese neue Vorgehensweise vielleicht jene Eltern bekehren, die es ihren Kindern bislang nicht erlaubten, an den Schnelltests in der Schule teilzunehmen? Für die Sicherheit in der Schule wäre dies unter einem epidemiologischen Aspekt sicherlich ein Zugewinn, wenn sich diese Schüler wenigstens einmal pro Woche zu Hause testen würden. In den Lyzeen sollen die Schnelltests zweimal pro Woche innerhalb der Schule durchgeführt werden.
Daher die Entscheidung
Wie Claude Meisch am Donnerstagmorgen im 100,7-Interview sagt, habe man seit Beginn des Einsatzes der Schnelltests feststellen können, dass das logistisch gut läuft, die Schüler gut mitmachen und sie von den Lehrern gut begleitet werden. „Wir bekommen ein noch besseres Bild, wenn wir zweimal die Woche testen“, so der Bildungsminister. Daher die Entscheidung, sagt er. Schnelltests decken positive Fälle insbesondere am Höhepunkt einer Infektion auf, während PCR-Tests eine breitere Spannweite haben, erklärt Meisch. Bei Letzteren könne es sein, dass diese positiv ausschlagen, der Schüler aber gar nicht mehr infektiös ist. Deshalb sei der regelmäßige Einsatz von Schnelltests in den Schulen das Instrument, das man brauche. Allerdings könne dies die Inzidenz in den Bildungseinrichtungen hochtreiben, sagt Meisch. „Wir hoffen, dass wir durch das vermehrte Testen die Infektionsketten und die Verbreitung des Virus nochmals früher stoppen können.“
Meisch befürchtet demnach wohl höhere Infektionszahlen in der Wochenbilanz des Bildungsministeriums. Zwischen den Zeilen sagt er damit aber auch, dass das nur so was wie ein Nebeneffekt ist. Was wirklich zählt, ist das Ziel, Infektionen als solche zu detektieren. Schließlich gehen die Zahlen durch das vermehrte Testen zwar auf dem Papier hoch, dadurch gibt es aber nicht mehr positive Fälle. Es werden nur mehr Infektionen als solche bekannt. Und genau dies sollte ein wichtiges Kriterium für das Unterbinden von Infektionsketten sein.
Die zweite große Neuerung ist die Aufhebung des Wechselunterrichtes nach den Pfingstferien in den Klassen der 4e, 3e und 2e in den Lyzeen. „Mehr junge Leute in den Schulen bedeutet auch ein größeres Risiko, aber man muss schauen, was es heißt, wenn die jungen Menschen jede 2. Woche zu Hause sein müssen“, sagt Meisch im 100,7-Interview. Er selber habe viel Feedback dazu bekommen, wo gesagt wurde, dass die jungen Menschen darunter leiden würden. „Da geht es bis zu psychischen Erkrankungen, das müssen wir auf die Waage legen.“
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A scho mecht den Här Meisch nees de selwechte Feeler ewéi d‘ läscht Joer! Elo kënnt da nees déi Leier vun der verdéngter grousser Vakanz, mat der Feststellung, dass am Hierscht d’Schoule nees normal funktionnéieren. An am August as de ganzen Unterrechtsministère a säi ganzt Personal iergendwou bei enger Schwemm an der Sonn. An am Oktober wonnere mer ons, a mir behaapten: Dat hat dach kee viraus gesin. Eppes soll all Mënsch aus der Schoul matbréngen: aus senge Feeler soll ee léieren. Zu guer dat bréngt onse Schoulsystem offesichtlech net méi ronn. Firwat esou een Tamtam, elo nach um Schluss vum Chaosjoer?