Echternach / Nur die Harten kommen zur Springprozession: Tausende Pilger trotzen dem Regen
Der Pfingstdienstag stand in Echternach ganz im Zeichen der alljährlichen Springprozession. Trotz des anhaltenden Nieselregens zogen mehrere Tausend Pilger durch die Abteistadt.
An derartige Regenfälle während der traditionellen Veranstaltung konnten sich nicht einmal die langjährigen Teilnehmer erinnern: Dieses Jahr schüttete es während der gesamten Prozession wie aus Eimern. Den ganz Harten unter den Springern waren die Wetterbedingungen dann schlussendlich aber egal. Sie verzichteten auf Regenschirme und -ponchos, um die Strecke mit durchnässten weißen Hemden zu Ende zu bringen. Für alle anderen blieb nur die Flucht ins Trockene.
Auch die Parlamentarierin Stéphanie Weydert (CSV) kann sich spontan nicht an solche Regenfälle erinnern – und das will schon etwas heißen. Sie ist bereits seit Jahrzehnten in der „Hierber Musek“ aktiv. „Mit neun Jahren habe ich so zum ersten Mal an der Springprozession teilgenommen“, erzählt die Abgeordnete. „Seitdem bin ich eigentlich immer dabei gewesen, wenn auch in den vergangenen Jahren nicht als Musikerin, sondern eher als Springerin.“
Die Prozession ist neben dem religiösen Aspekt auch ein kulturelles Highlight. „Wir sind extra für die Springprozession aus Gran Canaria angereist. Unsere Freundin hat uns am Montag am Flughafen Charleroi abgeholt“, schilderte Tania dem Tageblatt. „Wir bleiben bis kommenden Montag in Echternach. Die Springprozession ist für uns ein Muss.“
Viele in weiße Hemden und dunkle Hosen bekleidete Menschen jeden Alters hatten sich bereits in den frühen Morgenstunden rund um die verschiedenen Kneipen versammelt. Nicht nur Anrainer und ehemalige Echternacher nehmen nach wie vor gerne an der Springprozession teil, sondern auch die Jugend – und das obwohl am Dienstag keine Ferien waren. „Die Grundschule in Echternach ist die einzige, die an diesem Tag schulfrei hatte“, erzählte Pit Lengler, Lehrer an der Echternacher Grundschule. „Von den rund 500 eingeschriebenen Schülern sind 320 zur Springprozession erschienen. Damit alles einwandfrei klappt, haben wir ein paar Mal im Schulhof geübt.“
32 Pilgergruppen aus Luxemburg, Deutschland, Belgien und den Niederlanden waren gekommen. Neben dem luxemburgischen Erzbischof Jean-Claude Hollerich standen auch etwa 30 kirchliche Würdenträger auf der Gästeliste. Die Geiger allerdings mussten wegen des Regens kurzfristig absagen.
Mehr als 1.000-jährige Tradition
Der Ursprung der Springprozession kann nicht genau festgelegt werden. Forscher nehmen an, dass sich heidnische mit christlichen Bräuchen vermischt haben. Kurz nach dem Tod des englischen Erzbischofs Willibrord im Jahr 739 sprangen die ersten Pilger zu seinem Grab im Chor der Echternacher Abtei. Die erste schriftliche Überlieferung dieses Brauchs stammt aus dem Jahre 1008. Wann er genau entstanden ist, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Gleiches gilt für das Datum der ersten Springprozession. Am 17. November 2010 wurde sie von der Unesco als „immaterielles Weltkulturerbe“ anerkannt.
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