Sozialwahlen / OGBL in Feierlaune: Gewerkschaft verzeichnet Gewinne in allen Sektoren
Der OGBL sieht sich als Gewinner der Sozialwahlen. Bereits früh am Abend verzeichnet die Gewerkschaft Gewinne in fast allen Sektoren. Die Resultate aus den großen Unternehmen wurden erst nach Redaktionsschluss bekannt.
Die „Maison du Peuple“ in Esch war am Dienstagabend fest in OGBL-Hand. Dicht an dicht drängten sich die Gewerkschafter in der OGBL-Hochburg im Süden des Landes. Und mit den im Laufe des Abends eintrudelnden Ergebnissen aus den verschiedenen Gemeinden und Unternehmen wandelte sich die am frühen Abend lockere Gemütslage in eine regelrechte Festtagsstimmung. Gegen 22 Uhr stand fest, dass der OGBL in den verschiedenen Sektoren insgesamt 1.095 von möglichen 1.205 Delegierten stellen wird.
Gegen 18 Uhr gab sich OGBL-Präsidentin Nora Back vorsichtig optimistisch. „Mit der Universität Luxemburg und der ‚Croix-Rouge’ konnten wir in großen Unternehmen gewinnen“, sagte Back gegenüber dem Tageblatt. Nach und nach zeichnete sich besonders im Kultur-, Gesundheits-, Bildungs- und Forschungssektor ein Erdrutschsieg des OGBL ab. So blieb unter anderem das „Centre Hospitalier du Nord“ komplett in OGBL-Hand, während man in den „Hospices de la Ville de Luxembourg“ leichte Verluste an den LCGB hinnehmen musste. Und auch in den Gemeinden und kleineren Finanzunternehmen trotzte man dem LCGB und der ALEBA einzelne Personaldelegierte ab. Mit der Universität Luxemburg oder dem Roten Kreuz konnte der OGBL große Unternehmen ohne Gegenwehr einnehmen.
„Großer Sieg“
„Das, was wir Stand 21 Uhr an Resultaten haben, sieht nach einem großen Sieg für den OGBL aus“, so die sichtlich erleichterte OGBL-Präsidentin Nora Back. Gerade bei den Gemeinden im Zentrum des Landes verzeichne der OGBL wichtige Zugewinne. Der gesamte Kultursektor sei rot gefärbt. „Erstmals in der Geschichte von SEO stellen wir die Mehrheit der Personaldelegierten“, sagt Back. Im Handel sei der OGBL fast durchweg die einzige Gewerkschaft. „Im sozialen Bereich haben wir in großen strategischen Unternehmen wie beispielsweise Servior wie auch in zahlreichen kleineren Betrieben die Mehrheit erlangt.“
Ein Sieg mit hoher Symbolkraft war das Erreichen der Mehrheit der Personaldelegierten beim krisengebeutelten Stahlkonzern Liberty Steel. „Das bedeutet uns viel – gerade in einem Konzern, der gerade schwierige Zeiten durchlebt“, sagt Back. Es zeige, dass die Arbeitnehmer dorthin gehen würden, wo man sich für deren Rechte einsetze. „Wir sind da, um die Arbeitsplätze zu verteidigen, und das stimmt uns zuversichtlich ob des von uns eingeschlagenen Weges.“ Auch bei der Socom, mit mehreren hundert Mitarbeitern einer der größten Handwerkerbetriebe des Landes, sei der OGBL angesichts der Ausbeute von 13 der möglichen 13 Personalvertreter stolz auf sein Ergebnis.
Die OGBL-Präsidentin führt das gute Resultat für den OGBL auf die Gewerkschaftsarbeit der vergangenen fünf Jahre zurück. „Wir haben gezeigt, dass wir die Gewerkschaft sind, die sich für die Interessen der Arbeitnehmer einsetzt“, sagt Back. „Wir sagen auch Nein zu einem Tripartite-Abkommen, das wir nicht mittragen können, und scheuen es nicht, unsere Werte falls nötig auf der Straße – am liebsten jedoch am Verhandlungstisch – zu vertreten.“
Personaldelegation nach Sektor (Stand 22 Uhr, Quelle: OGBL)
Handel: 141 von 153 möglichen Delegierten
Bildung und Forschung: 57 von 58 möglichen Delegierten
Gesundheit und Soziales: 243 von 259 möglichen Delegierten
Bauwesen: 185 von 206 möglichen Delegierten
Öffentlicher Sektor: 135 von 145 möglichen Delegierten
Finanzsektor: 64 von 72 möglichen Delegierten
Reinigungsunternehmen: 19 von 19 möglichen Delegierten
Medien und Kultur: 20 von 22 möglichen Delegierten
Serviceleistungen und Energie: 83 von 92 möglichen Delegierten
Widerständen zum Trotz
Bei Oberweis und Namur hat der OGBL ebenfalls wichtige Achtungserfolge erzielt. Das, weil auch die Chefetage in beiden Unternehmen sich gegen eine Syndikalisierung der Belegschaft innerhalb des OGBL gewehrt hat, wie die beigeordnete Zentralsekretärin Milena Steinmetzer vom OGBL gegenüber dem Tageblatt zu Protokoll gibt. In beiden Unternehmen aber konnte der OGBL eine Mehrheit der Personaldelegierten erringen.
Unter die feiernden Gäste in der OGBL-Hochburg mischten sich auch Politiker des linken Parteienspektrums. So hatten sich unter anderem die beiden ehemaligen Arbeitsminister der LSAP Georges Engel und Dan Kersch, der LSAP-Generalsekretär Tom Jungen, der Düdelinger Bürgermeister Dan Biancalana und die beiden Linken-Politiker Marc Baum und Carole Thoma unter die feiernden Gewerkschafter gemischt. Auch KPL-Präsident Ali Ruckert stattete dem OGBL einen Besuch ab.
Zum Ausgang der CSL-Wahlen wollte die Präsidentin des OGBL sich noch nicht festlegen – auch wenn die Vorzeichen durch das gute Abschneiden bei der Wahl der Personaldelegierten durchaus günstig standen. Dadurch, dass man weitaus mehr Personaldelegierte als noch vor fünf Jahren mobilisieren konnte, die normalerweise auch bei den CSL-Wahlen den OGBL wählen dürften, würde man dem Resultat guter Dinge entgegenblicken. Durch das Proporzsystem sei es aber mathematisch sehr schwierig, sich auf eine genaue Sitzanzahl festzulegen.
Reaktion auf Mischo-Interview
„Es gibt viel zu diskutieren“, sagte Nora Back als Reaktion auf die Aussagen von Arbeitsminister Georges Mischo beim Radiosender 100,7. Dieser hatte ein Debriefing in Aussicht gestellt, um unter anderem über die geringe Wahlbeteiligung bei den Sozialwahlen in Luxemburg zu diskutieren. Es habe zahlreiche Arbeitnehmer gegeben, die keine Briefe zur Wahl erhalten hätten. „In fünf Jahren kann man es dem Ministerium, den Unternehmen und den Wählern eventuell leichter machen.“
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