„Eise Commerce – eis Aarbechtsplazen“ / OGBL-Kampagne zur Zukunft des Handels
Der nationale Einzelhandel bietet 25.000 Menschen einen Arbeitsplatz. Luxemburg zählt rund 3.000 Geschäfte, die sich auf einer Fläche von etwa 1,2 Millionen Quadratmetern verteilen, was einen europäischen Rekord in puncto kommerzielle Dichte darstellt. Allerdings hat die Branche größere Probleme, die nicht ausschließlich mit Corona zusammenhängen.
Hohe Mieten, Konkurrenz durch digitale Anbieter, die sich nicht an das Luxemburger Arbeitsrecht halten müssen, zahlreiche Geschäftsgalerien auf der grünen Wiese machen dem Einzelhandel zu schaffen; verschärfend hinzu kommen aktuell die Auswirkungen der sanitären Krise. Die meisten Geschäfte mussten zu Beginn der Pandemie während zwei Monaten schließen: Der Umsatzverlust konnte anschließend nicht aufgefangen werden. Hinzu kommen Einkommensverluste bei den Kunden durch Teilzeitarbeit und eine allgemeine Verunsicherung der Konsumenten.
Dies äußert sich zurzeit vermehrt durch Konkurse und Geschäftsaufgaben, wie zum Beispiel in der Escher Alzettestraße oder der hauptstädtischen avenue de la Gare dramatisch sichtbar wird.
Arbeitsbedingungen und wirtschaftliche Perspektiven
Das OGBL-Syndikat Handel reagiert nun und startete am Donnerstag eine Kampagne, die sowohl den Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen als auch den Händlern wirtschaftliche Perspektiven bieten soll.
Wie der Zentralsekretär des Syndikats, David Angel, während einer Pressekonferenz darlegte, begreift die Kampagne, die unter dem Motto „Eise Commerce, eis Aarbechtsplazen, eis Zukunft“ läuft, sechs Vorschläge zur Absicherung des Einzelhandels und der Angestellten.
Die Gewerkschaft verlangt einen sektoriellen Kollektivvertrag für die Branche, in der lediglich 40 Prozent der Beschäftigten von einem solchen Tarifinstrument profitieren. Dieser sollte für alle Unternehmen mit weniger als 50 Angestellten gelten. Ein solcher Mantelvetrag habe, so Angel, den Vorteil, die Öffnungszeiten regeln zu können und so unlauteren Wettbewerb zu verhindern. Daneben würde er ein gutes Instrument zur Förderung der beruflichen Weiterbildung darstellen.
Ein weiterer Vorschlag sieht ein dreijähriges Moratorium für den Bau von neuen Geschäftsgalerien vor. Diese, von denen es mittlerweile landesweit etwa 20 gibt, würden, so David Angel, inzwischen eher einen Positionskrieg zwischen den großen Ketten ausdrücken als einem realen Bedürfnis entsprechen. Die fehlenden Besucher bei den rezent eröffneten Galerien (etwa jener auf Cloche d’or) würden dies verdeutlichen.
Eingefrorene Geschäftsmieten
Ein nächster Punkt betrifft die Geschäftsmieten, die selbst während der aktuellen Krise von verschiedenen Hausbesitzern erhöht wurden. Diese sollen laut OGBL-Vorstellungen während drei Jahren eingefroren werden, um der Branche „etwas Sauerstoff zu verschaffen“.
Konsumgutscheine, die den Kunden des Handels zur Verfügung gestellt werden sollen, und klar reglementierte Arbeitszeiten sind weitere Forderungen des Syndikats, das ebenfalls einen sektoriellen Plan zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung verlangt. Ein solcher könnte Betrieben in Schwierigkeiten ein Instrument bieten, das es erlaubt, wirtschaftlich schwierige Zeiten zu überbrücken, ohne auf Entlassungen zurückgreifen zu müssen.
Schließlich sollen die Lage des Handels und mögliche Perspektiven laut Vorstellungen der Gewerkschaft im Rahmen eines Zukunftstisches Handel im Sozialdialog untersucht werden.
Für die kommenden Monate plant das Syndikat Handel Unterredungen mit den Ministern Kersch und Delles, will mit dem Luxemburgischen Handelsverband sprechen, plant mehrere Aktionen im Rahmen der Kampagne, so u.a. zum „Black Friday“ vor Weihnachten. Informationskampagnen für die Beschäftigten und weitere „Überraschungsaktionen“ sind außerdem geplant.
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Die Zukunft des Handels liegt in der rue Plaetis und sonst nirgends.