Arbeitsmarkt / OGBL-Umfrage zeigt: Im Finanzsektor sind die meisten unzufrieden – und überlegen, den Bereich zu verlassen
Die Mehrheit der Angestellten im Finanzsektor ist mit den Arbeitsbedingungen in ihrem Job unzufrieden. Das geht aus einer Umfrage hervor, die am Dienstag von der Gewerkschaft OGBL vorgestellt wurde.
Eine der größten Schwierigkeiten, mit denen Arbeitgeber in Luxemburg zu kämpfen haben, ist der Mangel an Fachkräften. Betroffen von dem Trend sind dabei nicht nur Sektoren wie das Handwerk. Auch im Finanzsektor, der, laut Statistiken, mit die besten Gehälter hierzulande bezahlt, wird die Suche nach qualifiziertem Personal immer schwieriger. Ein wichtiger Faktor für ein Land, das auf Talente, Fachkräfte und Fachwissen angewiesen ist, um seine Wirtschaft wettbewerbsfähig zu halten.
Überaus negativ überrascht gab sich der OGBL am Dienstag im Rahmen der Vorstellung der Ergebnisse einer Umfrage im Finanzsektor. Satte 52,5 der befragten 456 Mitarbeiter aus dem Finanzsektor wünschen sich demnach oft, oder sogar sehr oft, den Sektor zu verlassen, sagt Sylvie Reuter, Zentralsekretärin beim OGBL, zuständig für den Finanzbereich. „Das sind wirklich sehr hohe Zahlen.“
Einer der Gründe für die Unzufriedenheit ist, wie aus den Ergebnissen der Umfrage weiter hervorgeht, der Verdienst und die Anerkennung. Satte 67,78 Prozent der Befragten sind (leicht oder sehr) unzufrieden mit ihrem Gehalt. Nur 32,2 Prozent sind der Meinung, dass sie „angemessen“ für ihre geleistete Arbeit bezahlt werden.
Ein zweiter großer Punkt, der für Unzufriedenheit sorgt, sind die Karriere-Perspektiven, so Sylvie Reuter weiter. Nur 17,7 Prozent der Befragten sehen Chancen, innerhalb des Betriebs vorankommen zu können. Gleichzeitig sind auch deutliche 65,1 Prozent der Mitarbeiter der Meinung, dass der Arbeitgeber ihnen nicht die notwendigen Fortbildungen anbietet, die sie bräuchten, um den fortlaufenden Ansprüchen des Jobs gerecht zu werden.
Mehr Homeoffice gewünscht
Ein weiterer wichtiger Punkt, der die Mitarbeiter beschäftigt, ist „zu wenig Homeoffice“. 52,6 Prozent der Befragten arbeiteten zur Zeit der Umfrage (Ende 2022) ein oder zwei Tage von zu Hause aus. Bei 41,2 Prozent war es jedoch weniger als ein Tag. Die Wünsche der Mitarbeiter klingen derweil anders: Überaus deutliche 80,2 Prozent der Befragten würden gerne mehr im „Télétravail“ arbeiten. 78 Prozent der Befragten würden eine Anzahl von zwei bis drei Tagen als ideal empfinden.
Zufrieden äußern sich die Teilnehmer der Umfrage, was den „droit à la déconnexion“ angeht. Gute 77,3 Prozent der Befragten geben an, dass Urlaub und Freizeit vom Arbeitgeber respektiert werden, so Sylvie Reuter.
Insgesamt sei die Arbeit im Finanzbereich jedoch sehr belastend für die Mitarbeiter, sagt die Gewerkschaftsvertreterin weiter. „Die Mehrheit sagt, dass sie zu viel Arbeit hat, und auch keinen Einfluss darauf“, wie die Arbeit ordentlich und zufriedenstellend erledigt werden soll. „Die Leute fühlen sich ohnmächtig. (…) Sie stehen unter ständigem Druck und sehen auch keine Möglichkeit, das zu ändern.“ Nur 17,9 Prozent der Mitarbeiter hätten zudem noch nie Angst gehabt, ihren Job zu verlieren, sagt sie weiter. Das wiederum verstärke den Druck weiter … und so auch den Wunsch, den Sektor zu verlassen.
Dabei müsse das alles eigentlich gar nicht sein, so Sylvie Reuter weiter. Allein mit Kampagnen sei es jedoch nicht getan, damit der Sektor attraktiv bleibe. Wünschen würden sich die Mitarbeiter mehrere Sachen, hebt sie hervor: mehr Gehalt und Anerkennung für die Arbeit; eine bessere Work-Life-Balance; mehr Arbeitssicherheit und kürzere Arbeitszeiten.
Kampagnen alleine reichen nicht
Es reiche nicht aus, immer mehr Talente aus dem Ausland anziehen zu wollen, unterstreicht sie weiter. Auch die würden nämlich wieder gehen, wenn das Arbeitsumfeld nicht gut sei. Als Gewerkschaft werde man sich nun unter anderem weiter für eine gerechtere Verteilung der erwirtschafteten Gewinne (im Gegensatz zur Verteilung von Bonussen), wie auch für das Recht auf Fortbildung einsetzen.
Ein weiteres Ziel, das man verfolge, sei eine Ausweitung der Kollektivverträge. Von den im Rahmen dieser Umfrage befragten Mitarbeitern hatten nämlich nur 62,9 Prozent angegeben, einen zu haben. Hintergrund ist einerseits, dass es zwar sektorielle Kollektivverträge für Banken und Versicherungen gibt, nicht jedoch für Finanzdienstleister. Andererseits haben 24 Prozent der Befragten angegeben, „Führungskräfte“ zu sein, und deshalb nicht von besseren Kollektivvertragsregelungen profitieren zu können.
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Dei Leit mengen secher op enger aanerer Schaff wier ee mat Wirschtecher ugestreckt. Et as iwerall schweier an dat weinst dem Neoliberalismus.
Und vielen Unzufriedenen begegnet man dann plötzlich als „employé de l’état“ oder den Gemeinden wieder. Wie sagte neulich der Metzgergeselle, habe das Fach gewechselt, bin jetzt verantwortlich für die Sauberkeit der Strassen, bin sehr zufrieden.
Die Überraschung des OGBL angesichts dieser Zahlen ist nicht ganz nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass die Chambre des salariés seit Jahren einen « quality of work » benannten jährlichen Bericht veröffentlicht, der genau diesen Sachverhalt ( etwa die Hälfte der luxemburger Arbeitnehmer unzufrieden im Job ) seit Jahren generell für alle Arbeitnehmer feststellt. Oder ist man beim OGBL – beim Betrachten des Finanzsektors – der Meinung, Geld allein mache glücklich?
D’Ursaach fir dei‘ Onzefriddenheet am Job muss een bei sech selwer sichen !
Et muss een sech een Job raussichen deen ee gaer mecht, an wo’u och all dei‘ aaner Raamenbedingungen stemmen. Et muss een sech mat sengem Chef versto’hen.
Eischten Job noom Studium 5 Meint.
Zweeten Job 5 Johr.
Dretten Job 20 Johr.
4ten Job an 3 verschidden Bereicher bis Pensio’un.