Gewerkschaften / OGBL und LCGB kritisieren Cargolux scharf: „System des Sozialdialogs wird angegriffen“
Die Gewerkschaftsverbände OGBL und LCGB üben gemeinsam scharfe Kritik an der luxemburgischen Frachtfluggesellschaft Cargolux. Deren Unwille, eine Entscheidung der Nationalen Schlichtungsstelle (ONC) anzunehmen, sei „ein Novum in Luxemburg“. Das schreiben die Gewerkschaftsverbände in einer gemeinsamen Mitteilung, die am Mittwoch (26.4.) publiziert wurde.
Cargolux greife grundsätzlich das Modell des sozialen Dialogs an: Nach einem „Rekord-Nettogewinn von 768,7 Millionen US-Dollar im Jahr 2020 und 1,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021“ stelle der jetzt angekündigte Nettogewinn von 1,6 Milliarden US-Dollar für 2022 ein weiteres Rekordergebnis dar. Entsprechend benennt auch die Gesellschaft selbst ihre aktuellen Zahlen.
Die Gewerkschaften OGBL und LCGB hatten nach nicht vorankommenden Verhandlungen mit Cargolux die Schlichtungsstelle angerufen: „Nach 15 Verhandlungsrunden über einen neuen Tarifvertrag für die mehr als 1.800 Beschäftigten von Cargolux, die seit zehn Monaten andauerten, lehnt das Cargolux-Management weiterhin jede Lohnerhöhung oder nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie eine angemessene Arbeitsplatzsicherheit kategorisch ab“, heißt es in der Mitteilung.
Cargolux hatte in der ersten Sitzung des ONC zur Sache erst beantragt, die Unzulässigkeit des Rechtsstreits festzustellen – was von den Schlichtern verneint wurde.
„Im Hinblick auf das nächste Treffen vor der Schlichtungsstelle wurden drei neue Verhandlungssitzungen anberaumt, um über die von den Gewerkschaften auf Antrag des ONC mitgeteilten prioritären Punkte zu verhandeln“, erklären OGBL und LCGB die weitere Vorgeschichte zur Entwicklung.
Obwohl Cargolux bereits bei den letzten Verhandlungen zur Erneuerung des Tarifvertrags vom ONC mit demselben Antrag abgewiesen worden war, wiederholte sich die Geschichte nun in ungekannter Heftigkeit: Es sei in Luxemburg schließlich ein Novum, eine Entscheidung des ONC vor dem Verwaltungsgericht anzufechten.
„Unverantwortliche Eskalation“
„Diese Vorgehensweise von Cargolux stellt die Legitimität des ONC infrage und zielt einzig und allein darauf ab, das Modell des sozialen Dialogs in Luxemburg zu zerstören.“ Dieser „Angriff“ sei vor allem „angesichts der Aktionärsstruktur von Cargolux inakzeptabel“. Darüber hinaus sei das Vorgehen schädlich für die laufenden Verhandlungen und stelle eine „völlig unverantwortliche Eskalation des Tarifstreits durch die Geschäftsleitung von Cargolux dar“. Ein Arbeitskonflikt sei dann unvermeidlich, wenn die Verhandlungen scheitern.
Dabei habe die Cargolux-Belegschaft in den vergangenen drei Jahren, die von der Pandemie geprägt waren, „große Anstrengungen unternommen und unermüdlichen Einsatz gezeigt“, sodass Cargolux die verschiedenen Herausforderungen meistern und drei Jahre in Folge Rekordgewinne erzielen konnte. Doch anstatt die Beschäftigten für ihre vorbildliche Arbeit angemessen zu belohnen, beharre die Geschäftsleitung darauf, die Beschäftigten zu „missachten“, heißt es in der aktuellen Mitteilung.
Man fordere weiterhin, dass die Geschäftsleitung „ihre Verantwortung gegenüber den Beschäftigten, dem Unternehmen und dem Wirtschaftsstandort Luxemburg wahrnimmt, indem sie einen zukunftsorientierten Kollektivvertrag für die gesamte Belegschaft aushandelt“.
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Siehe Kommentar >Jahresergebnis 2022 Cargolux<