Luxemburg-Stadt / Ohne Auto durch die Hauptstadt: Geführte Touren zeigen, wie es geht
Ob mit der Straßenbahn, zu Fuß über Brücken mit Aussicht oder im Panoramaaufzug: In Luxemburg-Stadt kann man sich auf mehreren Wegen fortbewegen. Dass man dabei nicht unbedingt auf das Auto setzen muss, zeigen geführte Touren, die während der europäischen Mobilitätswoche noch bis Sonntag in der Hauptstadt organisiert werden.
„Ich werde Ihnen heute nicht nur kleine Anekdoten zum öffentlichen Transport und den verschiedenen Transportmitteln in Luxemburg-Stadt erzählen, sondern auch Informationen zu den Gebäuden liefern“, kündigt Diane Majerus der rund 20-köpfigen Gruppe an, die sich an einem Wochentag im September vor dem Bahnhof in Luxemburg-Stadt versammelt hat. Die mehrheitlich etwas älteren Menschen haben sich zu einer Stadtführung angemeldet, bei der der öffentliche Transport im Mittelpunkt steht. Bis Ende der Woche werden solche Führungen im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche veranstaltet.
„Ich bin auf die Touren aufmerksam geworden und fand, dass es interessant klingt. Auch um etwas über das Land und verschiedene Denkmäler zu erfahren“, erklärt Gilbert Debot aus Belgien noch vor Start der Führung. Der 71-Jährige ist Mitglied einer Gruppe, die regelmäßig Ausflüge nach Luxemburg organisiert – an Veranstaltungen im hauptstädtischen Konservatorium nimmt er zum Beispiel gerne teil. Oft fährt er dann von seinem Wohnort Messancy nach Petingen, lässt dort das Auto stehen und steigt in den Zug nach Luxemburg-Stadt. Dort bewegt er sich mit dem Bus, der Tram oder aber zu Fuß fort.
Und damit hat er nur gute Erfahrungen gemacht: „Der öffentliche Transport in Luxemburg ist top.“ Gilbert Debot lobt den hohen Komfort und die Tatsache, dass das Fahren mit Bus, Tram und Co. im Großherzogtum seit Februar 2020 kostenlos ist. Eine Frau, die ebenfalls an dem Tag an dem Rundgang teilnimmt, merkt beim Gespräch vor dem Hauptbahnhof an: „Man muss sich nicht mehr um den Kauf eines Tickets kümmern, das erleichtert die Fahrt.“ Gilbert Debot kann dem nur zustimmen und so findet er nicht, dass man am öffentlichen Transport etwas verändern müsste: „Mir fällt nichts ein, was man besser machen könnte.“
Viele Autos
Dem kann Cécile Jacquemart nicht zustimmen. Die 49-Jährige kommt ebenfalls aus Belgien und arbeitet im Bahnhofsviertel. „Für mich ist es super, dass die Tour um 16.30 Uhr beginnt, da ich gleich nach der Arbeit kommen konnte. Ich bin bei meinem Unternehmen für den Bereich der Nachhaltigkeit zuständig und ich erhoffe mir hierdurch, die Herausforderungen in puncto Mobilität besser zu verstehen“, erklärt die Frau aus Arlon bei einem Gespräch in der Tram – die es seit fast sieben Jahren in der Hauptstadt wieder gibt. Zwei Stationen fährt die Gruppe mit der Straßenbahn, bevor beim Sparkassengebäude alle aussteigen.
Beim anschließenden Spaziergang in Richtung Fußgänger- und Radbrücke unter dem „Pont Adolphe“ erklärt Cécile Jacquemart, dass ihrer Meinung nach zu viele Autos im Stadtkern unterwegs sind. Wie zum Beweis rauschen noch im selben Moment zahlreiche Pkws vorbei. „Man müsste die Anzahl der Fahrzeuge verringern, aber hier will niemand das Auto anrühren“, findet die Belgierin. Sie freut sich darüber, dass die Straßenbahn seit Juli nun bis zur Cloche d’Or fährt: „Ich liebe die Tram, meiner Meinung nach hat sie die Mobilität in Luxemburg-Stadt revolutioniert. Wer diese einmal genutzt hat, sieht, dass sie unentbehrlich ist.“
Sie erzählt noch, dass viele ihre Kolleginnen und Kollegen zunehmend das Rad nutzen. Ähnliches stellt auch Tourenführerin Diane Majerus fest, als die Gruppe nach einem Fußmarsch durch die Oberstadt nahe dem Panoramaaufzug in Richtung Pfaffenthal stehen bleibt – und dabei mehrere Menschen auf Drahteseln vorbeifahren. „Es sind immer mehr Räder unterwegs. Hier im Park gibt es inzwischen Bereiche nur für Fußgänger und andere nur für Fahrräder, aber auch gemixte Abschnitte. Luxemburg ist ein Land, das aktuell lernt, den öffentlichen Raum zu teilen“, so Diane Majerus.
Neue Brücke
Nachdem es mit dem Panoramaaufzug 71 Meter hinab ins Pfaffenthal und mit dem „Funiculaire“ wieder 40 Meter hoch zum Kirchberg geht, steht als letztes Highlight der Tour die neue „Passerelle des Arts“ beim „Musée d’art moderne Grand-Duc Jean“ (Mudam) auf dem Programm: Im April wurde die 87 Meter lange Fußgänger- und Fahrradbrücke eingeweiht. Bei ihren Erläuterungen verschweigt Diane Majerus nicht, dass es Stimmen für, aber auch gegen das Projekt gab. So wie es aktuell auch bei einer ähnlichen, geplanten Fußgänger- und Radbrücke über das Neudorf der Fall ist.
Wer nun mehr über die neue Brücke am Kirchberg, den Pfaffenthaler Lift oder die Tram erfahren will, kann sich noch spontan zu den „Multimodal City Tours“ anmelden. Am Donnerstag findet diese von 16.30 bis 19 Uhr auf Deutsch statt, am Samstag dann von 13.30 bis 16 Uhr auf Luxemburgisch. Die Tour am Sonntag ist bereits ausgebucht. Die Teilnahme an den von der Stadt Luxemburg und dem LCTO organisierten Führungen ist kostenlos, eine Anmeldung über luxembourg-city.com oder im Touristeninformationsbüro auf dem „Knuedler“ allerdings erforderlich.
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