Nationalmannschaft / Olivier Thill: „Sehen, wo wir stehen“
Die Luxemburger Nationalmannschaft trifft am Mittwoch in Malaga auf Norwegen (19.00 Uhr), am Sonntag steht der zweite Test gegen Schottland (18.00) im Stade Josy Barthel an. Olivier Thill, Profi bei Vorskla Poltava, kam nach dem Saisonende auf einen spannenden Abschluss zurück, die Blicke richteten sich allerdings bereits auf die anstehenden Aufgaben im FLF-Dress.
Tageblatt: Ihre Saison in der Ukraine endete bereits am 9. Mai. Haben Sie sich ein paar Urlaubstage gegönnt?
Olivier Thill: Ich bin mit meiner Frau und meinem Sohn nach Luxemburg zurückgekehrt. Wir haben von diesen Tagen profitiert, um Familie und Freunde zu treffen, die wir schon länger nicht mehr gesehen hatten. Aber hätte ich vorher gewusst, wie schlecht das Wetter sein würde, hätten wir vielleicht ein paar Tage Urlaub gemacht (lacht).
Vorksla Poltava wird im Sommer an der zweiten Qualifikationsrunde der Conference League teilnehmen. Wurde das Saisonziel damit erreicht?
Das Ziel war, europäisch zu sein. Dementsprechend sind wir glücklich, dass wir die Qualifikation auf den letzten Drücker geschafft haben. Am letzten Spieltag hatten wir unser Schicksal nicht mehr in den eigenen Händen: Wir hatten unsere Hausaufgaben erledigt und mussten darauf hoffen, dass die Konkurrenten verlieren würden. Jetzt liegt es an uns, die Runden zu überstehen, damit wir die Gruppenphase erreichen können.
Sie waren im Winter vereinslos und werden jetzt wieder im Europapokal antreten. Wie haben Sie die letzten Monate erlebt?
So ist Fußball … Mal läuft es gut und mal nicht. Wichtig war, dass ich nie aufgehört habe, an mich zu glauben. Gleiches gilt für Familie und Freunde. Es gibt Phasen, in denen es schlecht läuft. Aber seit dem ersten Tag stehe ich komplett hinter meiner Entscheidung. Ich wusste gleich, dass es das Richtige wäre. Und das hat sich ja jetzt auch gezeigt.
Anders als in Ufa haben Sie in der Ukraine eine deutlich offensivere Rolle einnehmen dürfen. Wie hat sich das auf Ihre Statistiken und auf Ihre Zufriedenheit ausgewirkt?
Das macht definitiv mehr Spaß, wenn man über 90 Minuten gesehen mehr Ballbesitz hat. In Ufa hatten wir nicht oft den Ball, und wenn, ging es darum, ihn nach vorne zu knallen. Bei Vorskla Poltava ist die Situation ganz anders. Wir befinden uns öfters in der Favoritenrolle. Der Trainer fordert, dass wir Fußball spielen. Das liegt mir. Natürlich hätte ich vielleicht bei der einen oder anderen Situation torgefährlicher sein können, aber alles in allem bin ich zufrieden. Ich habe mich schnell eingelebt – die Tore werden in der nächsten Saison dann folgen. Ich kann wirklich nichts Negatives über die Ukraine berichten. Wir sind dort hervorragend aufgenommen worden. Die Menschen sind sehr hilfsbereit und das Team ist super. Uns geht es wirklich sehr gut dort.
Ihr letztes Pflichtspiel geht also drei Wochen zurück. Wie fit fühlen Sie sich vor dem anstehenden Doppeltermin im FLF-Dress?
Ich habe eine komplette Woche nicht trainiert, um mich zu erholen. Danach habe ich aber wieder Fitness-Einheiten und Lauftraining gemacht. Zudem haben wir uns auch bereits zum gemeinsamen Training mit der FLF getroffen, weshalb ich auch etwas müde bin, da wir in der vergangenen Woche physisch gearbeitet haben, um alle wieder rechtzeitig fit zu werden. Aber ich freue mich wirklich auf diese Duelle und hoffe, dass ich spielen kann.
Es gibt bekanntlich ein paar Personalsorgen. Auch Ihr Bruder Vincent wird wegen einer Bauchverletzung fehlen. Wie geht es ihm?
Es ist schade, dass der eine oder andere verletzt ist. Aber unser Kader ist groß und qualitativ stark genug, um das wegzustecken. Ihm geht es eigentlich gut, obschon der Leistenbruch ihm zu schaffen macht. Er kam in der vergangenen Woche nach Luxemburg zurück und wird jetzt mit den FLF-Medizinstab zusammenarbeiten.
Kann Norwegen, mit seinen Stars wie Haaland, Sørloth oder Ødegaard, trotzdem als ein Gegner auf Augenhöhe angesehen werden?
Ich denke, dass sie stärker einzuschätzen sind. Aber an einem guten Tag, das haben wir ja schon bewiesen, sind wir ein sehr schwerer Gegner. Ich hoffe, dass wir auch alle eine Top-Leistung in Malaga abrufen können, um etwas gegen Norwegen zu erreichen.
Wie sieht es mit Schottland aus?
Diese Begegnung wird wohl ähnlich physisch verlaufen, wie wir das gegen Irland erlebt haben. Da werden wir zu hundert Prozent dagegenhalten müssen, sonst wird es sehr schwer.
Was kann dieser Doppelvergleich im Hinblick auf die Quali-Spiele im September bringen?
Sehr viel. Es kann nie schaden, ein internationales Spiel in den Beinen zu haben. So sehen wir dann auch wieder, wo wir stehen. Deshalb hoffe ich, dass wir positive Ergebnisse mitnehmen können, die uns Aufschwung für die nächsten WM-Qualifikationsspiele geben werden.
Am Sonntag werden Sie wohl zum letzten Mal im Stade Josy Barthel antreten. Wie groß ist die Vorfreude vor dem Umzug?
Hoffentlich können wir im September im neuen Stadion spielen. Darauf warten wir schon lange! Es ist nicht so, dass wir das Stade Josy Barthel unheimlich vermissen werden, aber die neue Arena sieht wirklich gut aus.
Vor der Reise nach Malaga hat Bruder Sébastien mit Sheriff Tiraspo das Double in Moldawien knapp verpasst. Kann man trotzdem von einer gelungenen Saison im Hause Thill sprechen?
Darüber denke ich nicht viel nach … Wichtiger ist, dass es uns allen gut geht und wir gesund sind. Klar ist der eine oder andere vielleicht glücklicher. Ich bin froh für jeden von uns. Bestenfalls wären wir irgendwann alle zusammen in einer Mannschaft, aber das wird schwierig. Ich hoffe ja auch, dass es irgendwann in der Nationalmannschaft so weit sein wird, dass wir alle drei gemeinsam auf dem Platz stehen werden.
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