Leichtathletik / Olympianorm und WM: Charel Grethen über einen erfolgreichen Winter und Sommerpläne
Nach seinem fünften Platz im 3.000-Meter-Rennen bei der Hallen-Europameisterschaft in Istanbul am Sonntag hat sich Charel Grethen einen Tag später sofort auf den Weg nach Südafrika gemacht, wo er in einem Trainingslager mit den Vorbereitungen auf die Freiluftsaison beginnt. Während der Hauptfokus des 30-Jährigen im Sommer auf der WM in Budapest liegt, schielt er auch schon auf die Olympische Spiele 2024 in Paris, wie er im Gespräch mit dem Tageblatt verrät.
Tageblatt: Charel Grethen, wie fühlt es sich an, zu den Top fünf Europas zu gehören?
Charel Grethen: Es ist ein tolles Gefühl. Vor allem, weil ich dies in einer Disziplin geschafft habe, die nicht unbedingt zu meinen Top-Spezialitäten gehört. Über 3.000 Meter jetzt in den Top fünf Europas zu stehen, ist schon etwas Besonderes für mich – worauf ich auch stolz bin.
Kurz vor Ihrem EM-Start hatte eine Erkältung Sie geplagt, weswegen Sie auch den Start über 1.500 Meter absagen mussten. Sind Sie trotzdem mit dem Verlauf Ihrer EM zufrieden?
Ja, ich bin ganz zufrieden. Ich war der einzige Läufer im 3.000-Meter-Rennen, der nicht auf diese Distanz oder die 5.000 Meter spezialisiert ist. Trotzdem ist es mir gelungen, ein paar wirklich gute Leute hinter mir zu lassen. Deswegen bin ich auch sehr glücklich mit meinem Ergebnis.
Bedauern Sie, dass es nicht mit dem erstmals geplanten Doppelstart geklappt hat?
Die Situation war eben so. Daran konnte ich nichts ändern. So oder so war es aber eine gute EM. Auf den 1.500 Metern wäre es wahrscheinlich schwierig gewesen, weiter nach vorne zu kommen. So hatte ich nach meiner Erkältung zwei Tage mehr Zeit, um mich zu erholen, und konnte mich danach dann voll auf die eine Disziplin konzentrieren.
Mit der EM neigte sich auch Ihre Hallensaison dem Ende entgegen. Wie fällt Ihr Fazit des Winters aus?
Ich bin zwei Landesrekorde gelaufen (3:37,09 Minuten über 1.500 Meter und 7:43,00 über 3.000 Meter, Anm. d. Red.), dazu der fünfte Platz bei der EM. Damit kann ich ganz zufrieden sein. Mein Hauptfokus liegt aber eher auf der Outdoor-Saison. Ich kann jetzt mit einem guten Gefühl weiter trainieren, um mich auf die Außensaison vorzubereiten. In dieser will ich mich dann wieder so gut wie möglich verkaufen.
In der Halle sind Sie im Winter neben Ihrer Paradedisziplin, den 1.500 Metern, auch öfter über 3.000 Meter gestartet. Konzentrieren Sie sich Outdoor nun auch auf längere Distanzen oder liegt Ihr Fokus weiterhin voll auf den 1.500 Metern?
Die 1.500 Meter werden meine Spezialität bleiben. Die 3.000 Meter werden sowieso eher in der Halle gelaufen, draußen wären es dann schon 5.000. Das ist mir persönlich etwas zu weit, deswegen werde ich mich auch weiter auf die 1.500 konzentrieren. Die 3.000 in der Halle sind aber immer gut, um zu testen, wo man in puncto Ausdauer steht. Das hat dieses Jahr relativ gut geklappt und ich kann mir durchaus vorstellen, auch nächstes Jahr in der Vorbereitung wieder 3.000er zu laufen. Dabei wird es aber bleiben.
Wie lauten nun Ihre Ziele für die Outdoor-Saison?
Der Hauptfokus liegt auf dem 1.500-Meter-Rennen bei den Weltmeisterschaften in Budapest (19. bis 27. August, Anm. d. Red.). Darauf bereite ich mich vor. Dann steht im Juli auch noch die Team-Europameisterschaft in Polen an. Das ist ein zweites Highlight im Sommer, das Hauptziel ist aber die WM.
Wie sieht Ihr Programm bis dahin aus?
Ich habe mich bereits letztes Jahr über die Norm für die WM qualifiziert und muss mir darüber keine Gedanken mehr machen. Ich werde jetzt bis Ende April im Trainingslager in Südafrika sein. Danach werde ich in Luxemburg weiter trainieren, um dann Ende Mai, Anfang Juni mit den Wettbewerben anzufangen.
Im kommenden Jahr finden die Olympischen Spiele in Paris statt. Wird die Qualifikation in diesem Sommer auch schon eine Rolle spielen?
Die Olympischen Spiele in Paris – so nah an Luxemburg – sind natürlich ein großes Highlight. Die Qualifikationsperiode beginnt am 1. Juli 2023. Ich hoffe natürlich, die Qualifikation zu laufen, das ist auch ein weiteres Ziel für dieses Jahr. Mein Hauptfokus liegt aber vorerst auf der Weltmeisterschaft. Ich hoffe, dass die Olympia-Qualifikation damit automatisch auch kommt. Die Quali-Norm liegt bei 3:33,50. Ich bin diese Zeit im letzten Jahr und auch im Jahr davor schon gelaufen. Es ist eine relativ harte Norm, die man aber nicht unbedingt laufen muss, um dabei zu sein. Denn die Hälfte der Läufer qualifiziert sich über die Norm, die andere über das Ranking. Wenn man sie aber erreicht, ist man natürlich sicher dabei.
- Daniel Scheid: „Der Wechsel war nach der Verletzung die Chance, nochmal neu zu starten“ - 19. November 2024.
- Zwischen Klassenunterschied, Komplimenten von Bundesliga-Spielern und Zuversicht - 10. November 2024.
- Zwischen dem HBD und dem Europapokal-Achtelfinale steht eine große Herausforderung - 9. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos