/ „Ons Schueberfouer“: Im „City Museum“ herrscht Jahrmarktstimmung
Es gibt sie schon seit dem Mittelalter und heute lockt sie jährlich über zwei Millionen Besucher an. Die „Schueberfouer“ ist der wohl bekannteste Jahrmarkt der Großregion. Im „Lëtzebuerg City Museum“ kann man nicht nur ihren geschichtlichen Spuren nachgehen, sondern fast ein ganzes Jahr lang die typische „Fouer“-Atomsphäre genießen: ein Fest für Augen, Ohren … und Nase!
Gleich ein ganzes Stockwerk widmet das hauptstädtische „City Museum“ in seiner neuesten Ausstellung der „Schueberfouer“. „Es ist eigentlich unverständlich, dass es bislang keine Ausstellung über das beliebte Volksfest gab, abgesehen von einer reinen Fotoausstellung im ’Cercle‘-Gebäude im Jahr 2007“, erklärt die Kuratorin von „Ons Schueberfouer“, Gaby Sonnabend. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie in monatelanger Vorarbeit eine Schau zusammengestellt, bei der (beinahe) alle Sinne angesprochen werden: Es fehlt eigentlich nur noch eine Frittenbude oder ein Stand, an dem es gebrannte Nüsse gibt. „Wir hatten ursprünglich auch an so etwas gedacht, doch leider ließ sich dies nicht verwirklichen“, bedauert die Kuratorin.
Wie dem auch sei: In acht verschiedenen Themenbereichen geht das Museum dem international bekannten Fest – das seit 1903 sogar einen Ableger in den USA hat – auf den Grund. Im ersten Raum steht der geschichtliche Ursprung der Schobermesse im Mittelpunkt. Hier kann der Besucher unter anderem die Original-Urkunde aus dem Jahr 1340 bewundern, als Johann der Blinde den alljährlichen Markt in Luxemburg begründete. Er verlieh der Stadt das Recht, jährlich eine achttägige Handelsmesse abzuhalten.
Florierte die Messe über mehrere Hundert Jahre, so verlor sie allmählich im 17. und 18. Jahrhundert an Bedeutung und verwandelte sich ab dem 19. Jahrhundert immer mehr zu einem Vergnügungsjahrmarkt.
Im Saal gleich daneben wird an zwei internationale Stars erinnert, die die „Fouer“ mit ihren Auftritten beehrten: Buffalo Bill und Herkul Grün stehen hier im Mittelpunkt. Die beiden folgenden Räume sind historischen Karussellteilen und Kirmesspielen gewidmet. Das älteste Teil datiert aus der Zeit um 1920: Es handelt sich hierbei um ein aus Holz geschnitzter Widder von einem Fahrgeschäft aus München. Die jüngsten Exponate stammen aus dem Ende des 20. Jahrhunderts.
Die „Fouer“ riechen und hören
Weiter geht es mit Geschichtlichem und Geschichten aus dem Leben der „Forains“. In einem Saal werden sie mit den „Fouer“-Besuchern des letzten Jahres – fotografisch – konfrontiert. Doch nicht nur Bilder werden gezeigt, der Museumsgast kann sich auch über Monitore Filme ansehen und Interviews mit Akteuren aus dem „Fouer“-Leben anhören. Ein kleiner Raum ist einem ganz besonderen Geruchserlebnis vorbehalten: Hier stehen Flakons, an die man seine Nase halten und die Gerüche von Popcorn, Bratwurst, Pommes, Zuckerwatte, „Fouerfësch“ und weiteren kulinarischen Genüssen erraten kann. Übrigens wird der „Fouerfësch“, ein in Bierhefe frittierter Wittling, 1904 erstmals schriftlich erwähnt.
An einer anderen Stelle befinden sich Kopfhörer, über die die typischen „Fouer“-Geräusche vernehmbar sind. Ganz in Schobermesse-Nostalgie versinken kann man im errichteten kleinen Kinosaal, auf dessen Leinwand historische Filme über den Jahrmarkt in Dauerschleife laufen. In anderen Sälen stehen die „Fouer“-Plakate oder auch künstlerische Fotos aus der rezenten Vergangenheit im Mittelpunkt. Am Schluss der Ausstellung geht es unter anderem um den Ableger der Schobermesse im US-amerikanischen Chicago. 1903 hatten dort Mitglieder des im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts gegründeten „Luxemburger Bruderbundes“ erstmals eine eigene „Fouer“ organisiert.
Allerdings dauert die nur einen Tag lang: luxemburgische Spezialitäten und Musik stehen hier im Mittelpunkt. Rund 300 Nachfahren Luxemburger Einwanderer leben derzeit in der amerikanischen Millionenmetropole. Ein einziger Tag reicht übrigens wohl kaum aus, um die Ausstellung im „City Museum“ in ihrer Gesamtheit zu erkunden. Aber es bleibt auch reichlich Zeit für mehrere Besuche: Die Schau ist bis zum 29. März 2020 zu sehen. Und es werden auch verschiedene Workshops und Ateliers für Groß und Klein rundum das Thema „Ons Schueberfouer“ angeboten.
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