Lintgen / „Op de Patten“: Wo Tiere Menschen helfen

Die Erzieherin Marie-France Vacher ist neu im Team; an ihrer Seite steht Caramel, eines der Therapiepferde
„Op de Patten“ ist ein Projekt von Solidarité Jeunes, das eine tiergestützte psychotherapeutische Unterstützung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene anbietet. Dabei übernimmt das Tier eine „Vermittlerrolle“ zwischen dem Therapeuten und der zu unterstützenden Person. Ein solches Projekt braucht u.a. auch viel Platz. Seit etwas mehr als einem Jahr ist es auf einem Bauernhof in Lintgen untergebracht. Ein Ortsbesuch.
Bis Mitte 2023 war das Projekt „Op de Patten“ in Dalheim beheimatet. Vorigen Mai hieß es umziehen. Der Besitzer des kleinen Hofes wollte das Anwesen seinerseits nutzen. So mussten sich Tanguy Maziers, einer der Erzieher des Projekts, und seine Kollegen nach einer anderen Bleibe umschauen. In Lintgen wurden sie fündig: Ein Bauer war bereit, ihnen einen Teil seines Hofes zu vermieten, d. h. eine Halle von 600 Quadratmetern, einen 800 Quadratmeter großen Reitplatz und eine Wiese von zwei Hektar. In der früheren Milchkammer des Bauernhofes hat ihnen der Besitzer sogar Sanitäranlagen installiert.

„Op de Patten“ ist ein Projekt der Solidarité Jeunes Asbl., das sich an Kinder richtet, die in einer Einrichtung der Vereinigung betreut werden, wo sie lernen, mit traumatischen Erfahrungen umzugehen. Bei einer tiergestützten Therapie werden die Betreuer, wie der Projektname es schon andeutet, bei ihrer Arbeit von Tieren unterstützt. Die Arbeit mit den Tieren – sie versorgen, sauber machen oder spazieren führen – steigt das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl der Kinder und Jugendlichen.
In nur vier Monaten – von Mai bis August 2023 – wurde das neue Zuhause eingerichtet. Die Therapiestunden für die Kinder und Jugendlichen wurden dabei aufrechterhalten. Die Kinder wurden sogar in die Gestaltung des Hofes mit einbezogen, wie z.B. beim Bau des Meerschweinchen- und Kaninchenhauses, das sich neben dem Reitplatz befindet. Die Meerschweinchen verdeutlichen auch die Devise des Projekts: „Zum Wohle der Tiere und der Menschen“. Nur wenn die Tiere sich dort wohlfühlen, können sie auch als Therapietiere ihre Arbeit tun. „Ein Meerschweinchen wird normalerweise zwischen fünf und sieben Jahre alt, einige der unsrigen sind schon zehn Jahre alt.“

Neu dabei in Lintgen ist die Kaninchengruppe. Den Anfang machte ein Exemplar, das die Tochter des Hofbesitzers dem Projekt schenkte. Großes Interesse fänden bei den Kindern und Jugendlichen auch die beiden Hochbeete (neben dem Kaninchenstall) mit Gewürzen und Gemüse. Einige seien ganz erstaunt, dass etwa Zucchini und Thymian im Garten wachsen, erzählt Maziers.
Der aufgezwungene Umzug entpuppte sich für das Projekt als Glücksfall: Durch das größere Platzangebot konnte die Auswahl an Therapietieren erweitert werden. Neben den bereits erwähnten Kaninchen zählt die „Familie“ nun auch zwei Schafe, die vor dem Schlachthof gerettet wurden.
Man sei überrascht gewesen, wie gut sich Schafe für tiergestützte Therapien eignen, erklärt Maziers. Als wir uns ihnen nähern, suchen die beiden Tiere sogleich Kontakt. Der Erzieher zeigt, wie man sie streicheln soll. „Ein Schaf soll man nicht oben auf dem Kopf kraulen, es fasst dies als Spielen auf, und das wiederum würde für den Menschen blaue Flecken bedeuten.“ Der Betreuer zeigt, wie man es richtig tut; er führt seine Hand von unten an den Hals des Schafes und krault ihn, was das Tier ganz offenbar genießt.
Bewegungsfreiheit
Die beiden Schafe teilen sich mit den Pferden und Eseln einen Teil der Scheune, wo sich ebenfalls das Büro der Betreuer befindet. Die Tiere können sich frei bewegen und selbst entscheiden, ob sie lieber in der Halle bleiben oder auf der Wiese spazieren gehen. Auch dies sei ein Detail, welches das Wohlbefinden der Tiere steigere.

Geplant ist auch die Anschaffung einiger Hühner. Momentan wird dazu ein alter Baumaterialwagen zu einem Hühnerstall umgebaut. „Unser Null-Euro-Projekt“, erklärt Maziers. „Hier zeigen wir den Kindern, wie Upcycling funktioniert.“ Gebaut werde, wenn Material vorhanden sei.
Wiederverwertbarkeit und Nachhaltigkeit sind wichtige Punkte des Projekts. Das Futter für die Tiere oder auch noch das Streumaterial für die Gehege werden regional eingekauft. Was das Recycling angeht, so wird „Op de Patten“ wohl Anfang nächsten Jahres das Label der Superdreckskëscht erhalten, ein Gütezeichen für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen.
Bei allem Optimismus, den man den Angestellten auf dem Hof ansieht, gibt es doch einen Wermutstropfen: die Finanzen. Das Projekt wird ausschließlich über Spenden finanziert und durch die „Fondation Marienburg“, den „Fonds Amélie“ und die Vereinigung „Aide aux enfants handicapés et défavorisés de Luxembourg“ unterstützt.
„Op de Patten“ kämpft allerdings auch für staatliche Unterstützung und hofft auf eine baldige Tarifgestaltung bei der Therapie. Es gebe diesbezüglich bereits Gespräche, die seien zwar langwierig, doch langsam bewege man sich in die richtige Richtung, freut sich Maziers.

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