Luxemburg in der Pandemie / Paare erzählen, wie sie zwischen Home-Office, Haushalt und Kinderbetreuung jonglieren
Das Hausfrauen-Modell oder Arbeitsaufteilung? Paare erzählen, wer welche Hausarbeit und die Kinderbetreuung übernimmt und wie sie alles zusammen im Corona-Jahr 2020 gestemmt haben.
Gleichberechtigung in der Partnerschaft und im Haushalt ist ein sensibles Thema, das jedes Paar unter sich regeln muss. Doch in dieser Zeit, in der es schwer ist, Routinen aufrechtzuerhalten, gestaltet sich auch das Zusammenleben anders. Das Gleichstellungsministerium befürchtet sogar eine Rückkehr auf die Verhältnisse in den 1950er Jahren. Das Tageblatt hat sich deswegen mit Paaren unterhalten und sie gefragt, wie sie sich die tagtäglich anfallenden Arbeiten aufteilen.
Susanna und Eric sind seit zwei Jahren zusammen und leben in einer Wohnung in der Nähe von Luxemburg-Stadt. Die 32-jährige Susanna arbeitet im Sekretariat und derzeit im Home-Office. Da sie an Multipler Sklerose (MS) erkrankt ist, sei das für sie eine gute Lösung, erzählt sie im Interview über Videochat. Ihr Freund Eric ist Bauzeichner und fährt jeden Morgen ins Büro. Seit eineinhalb Jahren leben die beiden zusammen in einer Wohnung mit ihren zwei Katzen.
Obwohl Susanna mehr Zeit zu Hause verbringt, kümmert sie sich nicht alleine um den Haushalt, doch „wenn die Spülmaschine fertig ist, warte ich nicht darauf, dass er nach Hause kommt und sie ausräumt“. Eric hingegen übernimmt gerne das Staubsaugen. Beim Wäschewaschen wird sich abgewechselt, da beide es nicht gerne tun. Eine Reinigungskraft kommt alle zwei Wochen und übernimmt die Grundreinigung. „Wenn ich mich entscheiden muss, ob ich putze oder koche, dann koche ich logischerweise“, erzählt die 32-Jährige. Aufgrund ihrer Krankheit kann sie sich nicht alle Aufgaben im Haushalt übernehmen: Auf einen Tag mit viel Anstrengung folgen drei Tage, an denen es ihr nicht gut geht. Das ist es ihr „nicht wert“. Um die Katzen kümmern sich beide zusammen.
Eingekauft wird weitestgehend online. Die Zubereitung des Essens übernimmt momentan Eric, denn Susanna ist vor vier Wochen operiert worden. Da sei noch einiges „am Schwanken“, sagt sie. Auf das letzte Jahr rückblickend habe der ganze Stress um das Coronavirus die beiden vielmehr zusammengeschweißt, findet sie: „Die Wertschätzung, die wir uns gegenüber haben, hat sich in den vergangenen Monaten viel mehr herauskristallisiert.“
Home-Office und Home-Schooling
Bei Susanna und Eric hat die Pandemie demnach nicht viel Veränderung in ihrem Zusammenleben mit sich gebracht. Auch das Ehepaar Carole und Tom aus Esch/Alzette hat die vergangenen Monate diesbezüglich gut hinter sich gebracht. „Wir haben den Luxus, dass wir beide halbtags arbeiten“, sagt Carole. Sie ist im Schulwesen tätig, er ist im „Verkéiersverbond“ angestellt. Die beiden sind seit 15 Jahren zusammen und haben zwei Kinder im Alter von sechs und acht Jahren. Tom arbeitet an vier Tagen die Woche morgens. Montags hat er ganz frei und übernimmt dann die Kinderbetreuung.
Während des Lockdowns im letzten Frühjahr arbeitete er teilweise im Home-Office und Carole im Home-Schooling, weil die Kinder auch zu Hause unterrichtet werden mussten. Dabei habe sie Glück gehabt, dass Home-Schooling im C1 etwas einfacher sei als bei den restlichen Schulklassen, erzählt die Grundschullehrerin. Sie wüsste nicht, wie sie alle Kurse hätte halten können, ihre eigenen Kinder beim Unterricht helfen und noch dazu der Mann im Home-Office. „Da mein Mann der ruhigere von uns beiden ist, hat er die Aufgabe mit dem Home-Schooling unserer Kinder übernommen“, erzählt Carole.
Anstrengender als die zwei Monate Lockdown empfand sie jedoch die Woche Distanzunterricht nach den Weihnachtsferien. Im vergangenen Jahr sei alles etwas entspannter gewesen, dieses Mal sei alles viel getakteter, und dies sowohl bei ihrer eigenen Arbeit wie auch beim Unterricht der Kinder.
Für die Hausarbeit ist in ihrem Haus im Escher „Neiduerf“ größtenteils der Mann zuständig. Carole bezeichnet ihn als „richtigen Hausmann“. Das Einkaufen übernimmt er ebenfalls oft, denn Carole ist Vegetarierin und ihr kommt kein Fleisch in den Einkaufswagen. „Ich staubsauge jeden Tag unter dem Tisch. Mit den Kindern ist das ein Muss.“ Auch räume sie jeden Tag die Spülmaschine ein. „Ich bin nicht der Pascha zu Hause, der gar nichts macht“, betont die 36-Jährige lachend.
Die einzige Veränderung, die die vergangenen Monate mit sich gebracht haben, ist, dass Tom an zwei Tagen die Woche weiter im Home-Office arbeitet und die Kinder dann nicht mehr in die „Maison relais“ müssen.
Schichtarbeit bei Nora und Nick
Beim Thema Kinderbetreuung erinnern sich Nora und Nick vor allem an den Lockdown im März 2020. Beide haben ganztags weitergearbeitet – wenn auch von zu Hause aus. „Wir mussten beide unsere Arbeit in halber Zeit schaffen, um auf unsere Tochter aufpassen zu können“, sagt Nora, die vor kurzem ihr zweites Kind bekommen hat. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als abends und an den Wochenenden weiterzuarbeiten. „Eigentlich hatten wir in den Monaten keinen einzigen Tag frei“, erinnert sich Nora.
Momentan ist sie im Mutterschaftsurlaub und Nick wird im „congé parental“ nur halbtags arbeiten. Dadurch ist die Situation für alle entspannter. Die Hausarbeit teilen sie sich nach wie vor auf: Nick ist für die Küche zuständig, während Nora für saubere Kleidung sorgt. Ansonsten greifen auch sie auf eine Reinigungsfirma zurück. An diesem System habe sich im letzten Jahr nicht viel geändert. Nur hat Nick mittlerweile das Einkaufen größtenteils übernommen, da Nora als Schwangere als „personne vulnérable“ galt und dazu nichts Schweres tragen durfte.
Während sich bei den drei interviewten Paaren keine größeren Konflikte in Sachen Gleichstellung abzeichnet, ist es schwer zu sagen, wie dies im restlichen Luxemburg aussieht. Um die Situation mit Zahlen und Fakten analysieren zu können, hat das Gleichstellungsministerium eine Zusammenarbeit mit dem Liser angekündigt. Das Forschungsinstitut soll in einer Studie die tatsächlichen Auswirkungen der Krise auf die Gleichstellung untersuchen.
Die Frauenabteilung des „Onofhängege Gewerkschaftsbond Lëtzebuerg“, „OGBL Equality“, konnte bislang feststellen, dass vor allem Frauen den „congé pour raisons familiales“ in Anspruch genommen oder sich ganz aus dem Arbeitsmarkt zurückgezogen haben. Viele Frauen sind in Berufen tätig, die als systemrelevant betrachtet werden: im Handel etwa oder in der Reinigungsbranche. Auch sie befanden sich in derselben schwierigen Situation wie Nora und Nick und mussten Home-Office und Privatleben unter einen Hut bekommen.
Durch diese Pandemie werden Beziehungen und Familien herausgefordert und auf die Probe gestellt. Vorbei, in vielen Fällen, mit Friede, Freude, Eierkuchen. Jetzt stellt sich heraus was Bestand hat und wie es um das berühmte, oft leicht dahingesagte “ in guten wie in schlechten Zeiten “ bestellt ist.
So sehr ich die Probleme der Paare mit Kindern auch verstehe, das ist alles gar nichts im Vergleich mit den Problemen aller älteren Menschen in den Heimen. Paare mit Kindern leben gemeinsam. Und das ist ein enormer Luxus gegenüber den älteren Mitmenschen, die oft allein, von einer 40äne in die andere fallen. Es sollte schleunigst geimpft werden, und zwar einen guten Impfstoff.
Ouh as eisen Eric elo Bauzeichner 😀