Luxemburg / Park Hosingen: Ein Stück Wiese ruft Umweltschützer auf den Plan
Ein kleines Stück Wiese verursacht viel Aufregung. Es geht um 42 Ar zwischen zwei Waldstücken in der Gemeinde Park Hosingen, die in einer Natura-2000-Zone liegen. Dort sollen zukünftig Feste möglich sein. Der Umweltschutzverband „Natur & Ëmwelt“ erfährt davon und schreibt die Gemeinde und das Umweltministerium an. Nach dem Umweltministerium reagiert nun auch der Bürgermeister in einer Stellungnahme auf Anfrage des Tageblatt.
Bei Umklassierungen von Grundstücken in Schutzzonen reagieren Umweltschützer empfindlich. Genau darum geht es in der Fusionsgemeinde Park Hosingen. In einer Gemeinderatssitzung wird angekündigt, ein Stück Wiese von einer „Zone agricole“ in eine „Zone de sports et de loisirs“ umwandeln zu wollen. Sie liegt unweit des Schul- und Schwimmbad-Komplexes. Die Pfadfinder sollen dort Veranstaltungen in Zelten abhalten können.
In einem Brief am 24. November an die Gemeinde weist der Umweltverband „Natur & Ëmwelt“ darauf hin, dass es gute Gründe gibt, dies nicht zu tun. Die Verantwortlichen argumentieren mit einer Zerschneidung des Naturschutzgebietes und dem geschützten Korridor zwischen dem Ourtal und den Quellen der „Blees“. Außerdem befürchtet „Natur & Ëmwelt“, dass damit ein Exempel für weitere Umwidmungen in Natura-2000-Gebieten statuiert wird.
„Wenn nicht klar definiert ist, für was das Gelände genutzt wird, kann das ausgeweitet werden“, sagt Selma Weber, die politische Referentin von „Natur & Ëmwelt“. „Natura 2000 sind schützenswerte Gebiete und durch die zunehmende Bebauung verschwinden immer mehr solcher Zonen.“ Erschwerend kommt hinzu, dass sich in unmittelbarer Nähe der Wiese störungssensible und geschützte Vogelarten angesiedelt haben.
Rotmilan, Neuntöter und der Schwarzspecht halten sich in einem Umfeld von weniger als einem Kilometer zum Areal auf. Dabei beruft sich der Umweltverband auf Daten der „Centrale ornithologique du Luxembourg“. Rotmilan und Neuntöter stehen auf der roten Liste der Brutvögel Luxemburgs. Den zu erwartenden Lärm, der von der neuen Flächennutzung ausgeht, wenn sie umgewidmet wird, stuft der Umweltverband als „heikel“ ein.
Wenn andere feiern, brüten die Vögel
Feste finden üblicherweise in warmen Monaten, wenn das Wetter schön ist, statt. Genau dann aber brüten diese Vogelarten und ziehen den Nachwuchs groß. „Natur & Ëmwelt“ schätzt, dass die geplante Umwidmung des Areals diese Vögel weiter unter Druck bringt – vor allem, weil lange nicht geklärt ist, ob Open-Air-Veranstaltungen Teil der neuen Nutzung sein werden.
Aber es geht auch um Grundsätzliches. Wörtlich heißt es in dem Brief: „Es kann also nicht sein, dass erst und berechtigterweise Natura-2000-Gebiete ausgewiesen werden, diese positiven Entscheidungen dann allerdings im Nachhinein auf Basis vermeintlicher nicht-naturschutzrelevanter Argumente wieder rückgängig gemacht werden.“ Der Bürgermeister von Park Hosingen, Romain Wester, reagiert am 22. Dezember in einer Stellungnahme auf Anfrage des Tageblatt auf die Vorbehalte.
Darin bestätigt er die Pläne, das Gelände umzuwidmen und die Tatsache, dass es zum Teil in einer Natura-2000-Zone liegt. Ursprüngliches Ziel sei es gewesen, „die dort befindliche, landwirtschaftlich genutzte Wiese für sporadische und temporäre Zeltaufbauten für Pfadfinder- oder ähnliche Jugendlager bzw. für vereinzelte Dorffeste nutzen zu können“.
In den Augen der Gemeindeverantwortlichen ergibt das Sinn. Das Gelände ist bestens an den öffentlichen Transport angebunden und mit Sanitär- und Duschmöglichkeiten, dem Arboretum, dem Roby-Waldlehrpfad, dem Naturparkzentrum „Centre écologique“ sowie mit dem Schwimmbad und anderen Freizeiteinrichtungen stehen Angebote bereit, die solche Gruppen nutzen können.
Ministerium gibt grünes Licht für die Umwidmung
Bürgermeister Romain Wester weist in dem Schreiben darauf hin, dass sowohl eine strategische Umweltprüfung (SUP Phase 1) als auch eine FFH-Verträglichkeitsprüfung (Flora-Fauna-Habitat Phase 1) eines staatlich anerkannten Büros über das Gelände vorliegen. Daraus gehen keine signifikanten Auswirkungen auf geschützte Lebensräume oder Arten hervor.
Das gilt auch für die Schutzziele des regionalen Vogelschutzgebiets „Région du Kiischpelt“, heißt es in der Stellungnahme. In einem Schreiben an die Gemeinde bestätigt das Umweltministerium diese Befunde, schreibt der Rathauschef von Hosingen. Es gibt darin prinzipiell „grünes Licht“ für die geplante Umklassierung, macht aber eine wesentliche Einschränkung: zeitlich befristete Zeltlager ja, Open-Air-Feste nein.
Für Romain Wester ist die Sache damit klar. Er und sein Schöffenrat akzeptieren diesen Einwand und werden dies im weiteren Verlauf der Genehmigungsprozedur beachten. Das schreibt er in seiner Stellungnahme, denn darüber abgestimmt hat der Gemeinderat noch nicht.
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