Quartier „Neischmelz“ / Parlament bewilligt knapp eine halbe Milliarde Euro für Sanierung und Wohnungsbau in Düdelingen
Die Covid-19-Pandemie und der Ukraine-Krieg rückten eine andere, seit Jahren währende Krise in den medialen Hintergrund: die Wohnungskrise. Die Debatte über zwei Gesetze zum Neubauviertel „Neischmelz“ in Düdelingen stellte sie am Donnerstag für einige Stunden erneut in den Vordergrund.
Düdelingen könnte in einigen Jahren um gleich mehrere tausend Einwohner wachsen. Rund 3.620 Menschen sollen im neuen Stadtviertel „Neischmelz“ leben, das auf dem Gelände der ehemaligen Eisenhütte Düdelingen zwischen den aktuellen Vierteln „Schmelz“ und „Italien“ entstehen wird. Zum Jahresanfang zählte die Stadt 21.500 Einwohner.
1.575 Wohnungen sollen in vier Phasen errichtet werden. 55 Prozent davon werden soziale Mietwohnungen sein. 35 Prozent sollen als staatlich subventionierte Wohnungen veräußert werden. Lediglich 10 Prozent stehen zum freien Verkauf an. Bauträger ist der „Fonds du logement“. Um die Wohnungspreise zu drücken, wird das Bauland für 99 Jahre in Erbpacht zur Verfügung gestellt. Angeboten werden Wohnungen unterschiedlicher Größe für Einpersonenhaushalte und für Großfamilien. Auch sollen neue Wohnformen ermöglicht werden. Zwei Drittel der Fläche stehen für Wohnungsbau bereit, ein Drittel für wirtschaftliche Aktivitäten, wobei insbesondere der lokale Handel gefördert werden soll.
Ökologisch wohnen
Mit „Neischmelz“ soll ein Viertel der neuen Art entstehen: ein ökologischer Stadtteil. Angestrebt wird dabei die CO2-Neutralität. Warm- und Kaltwasser beziehen die Wohnungen über Geothermie. Reicht das nicht, werde man auf Solarthermie zurückgreifen, heißt es dazu im Begleittext zum Gesetzesprojekt. Strom sollen Solarpaneele liefern. Dazu würden auch die Dächer der Hallen der ehemaligen Walzstraße und des Stahlwerks benutzt.
Zur Sanierung des ehemaligen Industriegeländes und für die Entwicklung von „Neischmelz“ greift der Staat tief in die Tasche. Am Donnerstag wurden zwei entsprechende Gesetze im Parlament verabschiedet. 223 Millionen Euro sind für die Sanierung des Bodens, die Renaturierung des Düdelinger Baches und die Instandsetzung von geschützten Industriegebäuden vorgesehen. Weitere 227 Millionen Euro sieht ein zweites Gesetz für die Schaffung von Wohnraum und Infrastruktur vor.
Die Gesetze werden es ermöglichen, erschwinglichen Wohnraum zu schaffen, sagte die Berichterstatterin und Düdelinger Gemeinderätin Semiray Ahmedova („déi gréng“) zu Beginn der Debatten.
Handzahme Kritik
Angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt erhob niemand prinzipielle Einwände gegen beide Gesetzentwürfe. Handzahm war auch die Kritik der CSV. So bemängelte Marc Lies den langen Zeitraum bei der Realisierung dieses Projekts. Die Prozeduren zogen sich über 17 Jahre hin. Die ersten Wohnungen würden wohl erst 2027/2028 übergeben werden. Die Genehmigungsprozeduren für ein Projekt ähnlicher Größe in Esch, „Rout Lëns“, benötigten sieben Jahre, so Lies. Die Übergabe des Düdelinger Areals an die öffentliche Hand war bereits 2004 im Zuge einer Stahltripartite vereinbart worden. 2005 hatte Arcelor den Betrieb des Walzwerkes eingestellt.
Die aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt werde man mit derlei Projekten allein nicht in den Griff bekommen, sagte seinerseits Max Hahn (DP). Auch andere Vorhaben, die schneller realisiert werden könnten, müssten umgesetzt werden.
Der Düdelinger „député-maire“ Dan Biancalana (LSAP), der eigenen Aussagen zufolge das Projekt seit 17 Jahren verfolge, nannte weitere Details als Erklärung für die langwierigen Prozeduren. Dem 2009 ausgeschriebenen, internationalen Architektenwettbewerb folgten das Sanierungs- und das Energiekonzept. Außerdem hätten die Eigentumsverhältnisse erst 2016 gewechselt. Eine weitere Erklärung sollte wenig später die Linkenabgeordnete Nathalie Oberweis liefern. Der „Fonds du logement“ baue langsamer, weil die Erschließung des Geländes meist komplizierter sei, sagte sie unter Bezugnahme auf eine entsprechende Äußerung eines Fonds-Vertreters. Das sei bei Neubauvierteln auf der grünen Wiese anders, fügte sie hinzu und nannte dabei das Projekt „Ban de Gasperich“.
Freuen konnte sich Wohnungsbauminister Henri Kox („déi gréng“) über die breite Zustimmung zum Vorhaben. Mit „Neischmelz“ seien in den letzten Monaten fünf Großprojekte im Parlament gebilligt worden, für die der Staat rund 1,06 Milliarden Euro bereitstellt. Damit würden rund 2.000 Wohnungen geschaffen. Erschwinglicher und nachhaltiger Wohnraum, präzisierte Kox. Daran werde sich auch in Zukunft nichts ändern. Anders als in der Vergangenheit, dürfen mit öffentlichen Geldern gebaute Wohnungen nicht mehr auf dem privaten Wohnungsmarkt veräußert werden.
Den beiden Gesetzen zu „Neischmelz“ wird noch ein weiteres Gesetz folgen. Darin wird die Finanzierung der geplanten Lagerstätte für sämtliche Kunstwerke des Landes sowie Arbeiten im „Quartier italien“ geregelt.
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Wat ech färten, ass wéi Diddeleng dat well verkéiersmässeg paken?
@Jhemp01
„Wat ech färten, ass wéi Diddeleng dat well verkéiersmässeg paken?“
Mir kréie jo lo gläich 2 nei Spueren tëschent deenen 2 Rond-pointen zu Bireng, dann ass de Dauer-Stau méi verdeelt.