/ Pasta, Gesang, Intergenerationelles: Festa Bella Ciao als Nachfolgerin der Festa dell'Unità
Die Festa dell’Unità, die während Jahrzehnten in einem Zelt auf dem Escher „Gaalgebierg“ stattfand, konnte in dieser Form nicht mehr weitergeführt werden, da die Unterstützung der Gemeinde, die das Zelt früher für eigene Zwecke anmietete, nicht mehr gegeben war. Damit das traditionelle Fest nicht ganz aus dem Kulturleben der Stadt verschwindet, organisierte die lokale OGBL-Sektion am Wochenende eine Nachfolgeveranstaltung: die Festa Bella Ciao.
Und der Geist der Veranstaltung konnte auch am neuen Ort des Festes, dem „Boulodrome Riganelli“ in der rue de Mines, beibehalten werden. Bereits am Samstagabend kam nach der offiziellen Eröffnung beim gemeinsamen Erlernen und Singen des alten italienischen Partisanenliedes, das der Veranstaltung den Namen gab, die rechte linke Stimmung auf.
Bis dahin war das alte Fest in neuem Gewand ein voller Erfolg, so der Präsident der lokalen OGBL-Sektion, Nando Pasqualoni, während seiner Begrüßung am Sonntagmorgen. Unter dem provokant gehaltenen Motto „Generationenkonflikt? Leben die Alten auf Kosten der Jungen?“ diskutierten aktuelle und ehemalige Escher Politgrößen der meisten Parteien zu dem Thema. Moderiert wurde das Rundtischgespräch von Tageblatt-Journalist Luc Laboulle. Dieser brach das doch weite Thema auf einige Teilaspekte herunter, wie etwa die Klimafrage, die Wohnungsnot im Land und die Absicherung der Renten.
Alt gegen Jung oder doch eher Reich gegen Arm?
Änder Hoffmann („déi Lénk“), Muck Huss („déi gréng“), Sacha Pulli (LSAP), Daliah Scholl (DP), Gilbert Simonelli (KPL) und Christian Weis (CSV) brachten es trotz unterschiedlicher politischer Herkunft fertig, recht konsensual mit der Fragestellung umzugehen. Lediglich bei der Absicherung der Renten scherte Daliah Scholl leicht aus und verwies auf die Möglichkeiten von privaten Zusatzversicherungen, die besonders von den Vertretern von Grünen, Linken und KP als weiteres Instrument zur Gewinnmaximierung gesehen werden.
Die Systemfrage kam denn auch unweigerlich bei der Diskussion auf. Nicht Alt gegen Jung sei die richtige Fragestellung, sondern Arm gegen Reich müsse es heißen, oder, wie es auch formuliert wurde, „Mächtige gegen Unterdrückte“. Dies galt für alle Teilaspekte der Fragestellung und so musste Laboulle weniger moderieren als zu aussagekräftigen Stellungnahmen provozieren. Doch selbst als er Christian Weis von der CSV, der u.a. von der christlichen Soziallehre des Vatikans schwärmte, fragte, ob das Zusammenleben in der traditionellen Familienstruktur eine Antwort auf die Wohnungsproblematik sein könnte, ließ dieser sich nicht weiter hierauf ein und verwies lieber auf steuerliche Strafen für Spekulanten.
Werden die Menschen immer noch älter?
Den Kontext der Diskussion hatte der Moderator bereits im Vorfeld geliefert, als auf einige Prognosen, die für Luxemburg errechnet wurden, einging. So sei die Bevölkerung des Landes seit 2001 um ganze 40 Prozent gewachsen, für das Jahr 2050 wird bei einem jährlichen Wachstum von drei Prozent mit einer Million Einwohnern gerechnet. Die Menschen würden zudem immer älter – was von Muck Huss verneint wurde, der Höhepunkt sei, auch aufgrund der Belastungen durch Umweltgifte, jetzt erreicht – im Jahr 2050 sei ein Viertel der Bevölkerung älter als 65 Jahre, aktuell sind es 15 Prozent.
Dass die OSZE in diesem Zusammenhang davor warnt, dass das nationale Pensionssystem in einigen Jahren überfordert sein werde, wollten die meisten Teilnehmer an der Runde nicht gelten lassen. Angesichts der hohen Reserven sei die Lage wenigstens für die nächsten 20 Jahre abgesichert und einige alternative, zusätzliche Finanzierungsquellen wurden auch bereits präsentiert. Diese reichten von höheren Rentenbeiträgen der Großverdiener bis zu einer Roboterabgabe, die bei zunehmender Digitalisierung der Arbeitsprozesse vielleicht notwendig würde (Sacha Pulli).
Wenn die Rentenfrage tatsächlich einmal akut werde, so Huss, nehme er an, wären andere Probleme so dramatisch gewachsen (wie etwa die Klima- und Umweltproblematik), dass das Thema der Renten wohl zweitrangig sein würde.
Am Nachmittag ging das Programm in dem ungewohnten, aber nicht unsympathischen Rahmen des „Boulodrome Riganelli“ in familiärer Stimmung weiter mit allen beliebten Rahmenprogrammpunkten wie etwa der reichhaltigen Tombola …
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Da steppte der Bär ?
Die Alten haben ein Leben lang hart geschuftet und in die Pensionskasse eingezahlt, dann steht ihnen auch eine angemessene Rente zu, denn sie haben mit ihrer Arbeit Luxemburg zu dem gemacht was es heute ist, das kann und sollte man nicht einfach unter den Teppich kehren.
An Laird Glenmore: die „Alten“ haben aber auch ökologisch gesehen ein Leben lang über ihren Verhältnissen gelebt und hinterlassen den „Jungen“ ein ökologisches Trümmerfeld dessen Instandsetzung sie schamlos künftigen Generationen überlassen. „Après moi le déluge“.