Corona-Medikamente / Paxlovid-Lieferung soll bald in Luxemburg ankommen – Lagevrio ist schon da
Das frisch von der Europäischen Arzneimittelbehörde zugelassene Medikament namens Paxlovid soll bald als neue Waffe gegen Covid-19-Erkrankungen in Luxemburg eingesetzt werden. Doch es gibt bereits ein antivirales Mittel, das ebenfalls gegen das Virus eingesetzt wird – es trägt den Namen Lagevrio und hat noch keine offizielle Zulassung. Wir haben nachgefragt, wie es funktioniert und wann es eingesetzt wird.
Zuschauen, aussitzen, warten – diese Wörter kommen dem ein oder anderen seit der Pandemie sicherlich zu den Ohren raus. Denn aktiv etwas gegen das Virus unternehmen ist abgesehen von der Impfung oft gar nicht so leicht – doch jetzt soll es bald eine neue Handlungsmöglichkeit geben. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat einem neu entwickelten Pfizer-Medikament am 27. Januar grünes Licht gegeben. Es hört auf den Namen Paxlovid. 20.000 Dosen hat das Großherzogtum bereits davon bestellt, bestätigte die „Santé“ am 2. Januar, seitdem heißt es noch einmal: warten. Aber immerhin nicht mehr ganz so lange, denn das Gesundheitsministerium erklärt auf Tageblatt-Anfrage: „Die Bestellung wird, voraussichtlich, noch im Februar geliefert werden.“
Die Anfrage ergibt aber auch: Paxlovid ist nicht das erste neue Medikament, das in Luxemburg bei Covid-19-Patienten eingesetzt wird. Das ebenfalls neue Medikament namens Lagevrio vom Hersteller Merck wurde zwischen dem 17. Januar und Anfang Februar bei 30 Covid-Erkrankten eingesetzt. Das Gesundheitsministerium erklärt dazu: „Lagevrio ist ein neues Medikament und hat noch keine Zulassung in der EU.“ Die EMA habe lediglich „Bedingungen oder Einschränkungen für den Gebrauch für ein nicht zugelassenes Produkt“ erarbeitet und so den Gebrauch von Lagevrio schon vor seiner Zulassung ermöglicht. Es handelt sich also um eine Art Notfallzulassung. Das kommt in Ausnahmefällen – wie zum Beispiel einer Pandemie – schon mal vor, erklärt der Experte für Infektionskrankheiten, Dr. Vic Arendt, gegenüber dem Tageblatt.
Funktionsweise ähnlich wie bei HIV-Medikament
Arendt arbeitet beim „Centre hospitalier de Luxembourg“ (CHL) und ihm ist das Medikament schon in seinem Berufsalltag begegnet. „Die Verträglichkeit ist gut“, berichtet er. Die „Medikamentenfamilie“ kenne man auch schon. Es gebe beispielsweise ein Medikament gegen das HI-Virus – der Auslöser der Krankheit Aids –, das auf die gleiche Weise wirkt. Das bereits länger gegen Covid-19 eingesetzte Medikament Remdesivir funktioniere ebenfalls ähnlich, jedoch mit dem Unterschied, dass es intravenös verabreicht wird.
Bei Lagevrio ist das anders – es wird über fünf Tage in Tablettenform eingenommen, vier Stück morgens und weitere vier abends. Nebenwirkungen seien zum Beispiel Kopfschmerzen oder Übelkeit, sagt Arendt. Das komme allerdings bei vielen Medikamenten vor, und: „Vier Tabletten morgens und abends sind ja ein paar, da kann das schon vorkommen“, sagt er. Wichtig sei, dass es innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn verabreicht wird, da es ein vorbeugendes Medikament ist, das einen schweren Verlauf verhindern soll.
Details zu Lagevrio
Lagevrio, auch Molnupiravir genannt, soll laut der Erklärung des Gesundheitsministeriums die RNA-Replikation des Virus hemmen, indem es dort sogenannte Kopierfehler auslöst. Dadurch soll wiederum die Produktion weiterer Viruspartikel unterbrochen und somit die Virenlast gesenkt werden. Der Fachbegriff dafür lautet Polymerasehemmer. Das Medikament wurde von der Pharmafirma Merck mit Sitz in Kenilworth, New Jersey, und dem Biotechnologieunternehmen Ridgeback Biotherapeutics in Miami, Florida, entwickelt.
Nach Lagevrio mit dem Kinderzeugen warten
Dennoch gebe es bei der Verschreibung von Lagevrio ein paar Dinge zu beachten, merkt Arendt an. Prinzipiell sei das Medikament für Menschen gedacht, die entweder über 65 Jahre alt sind – egal ob mit oder ohne weitere Risikofaktoren – und Jüngere mit Vorerkrankung. Der Hintergrund sei, dass bei Menschen über 65 Jahren und bei Menschen mit Vorerkrankungen, auch bei Jüngeren, das Risiko für einen schweren Verlauf bekanntlich höher ist. Jüngere müssten zudem beachten, dass Menschen im zeugungsfähigen Alter nach der Einnahme einige Wochen warten müssten, bevor sie möglicherweise ein Kind zeugen. Das liegt daran, dass das Medikament dann Fehlbildungen beim Fötus hervorrufen könnte. „Das betrifft nicht nur Frauen, sondern auch Männer“, sagt Arendt.
In Luxemburg wird das Medikament laut „Santé“ nach den Empfehlungen des „Conseil scientifique du domaine de la santé“ angewandt. Dort wird unter anderem darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig die genaue Überwachung der Sicherheit der Behandlung durch das Gesundheitspersonal sei. Dazu gehöre auch, jede unerwünschte Wirkung, die mit dem Mittel zu tun haben könnte, zu melden.
Seitdem das Medikament in Luxemburg seit einigen wenigen Wochen im Einsatz ist, gab es kürzlich noch eine Neuerung bei der Verschreibung, berichtet Vic Arendt. Zunächst sei Lagevrio ausschließlich nach einem positiven PCR-Testergebnis verschrieben worden. Da allerdings die Labore an ihre Kapazitätsgrenzen kamen und die Ergebnisse dadurch oft nicht schnell genug innerhalb der fünf Tage nach Symptombeginn ankamen, sei die Verschreibung nun seit einigen Tagen auch nach einem positiven Antigen-Schnelltest möglich.
Mehr zu Paxlovid
Paxlovid ist ebenfalls ein antivirales Medikament zum Einnehmen, es handelt sich dabei laut Dr. Vic Arendt allerdings um einen sogenannten Proteasehemmer. Es hemme demnach ein anderes Enzym als beispielsweise Lagevrio. Von der EMA offiziell zugelassen wurde es am 27. Januar, eine Einsatzempfehlung bekam das Mittel bereits am 16. Dezember 2021. Paxlovid wird laut seinem Hersteller Pfizer ebenfalls bei Risikopatienten mit leichten bis mittelschweren Krankheitssymptomen eingesetzt. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die präventive Wirkung, es wird also innerhalb der ersten fünf Tage nach Symptombeginn eingenommen, um einem schweren Verlauf oder einem Krankenhausaufenthalt vorzubeugen.
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